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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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endgültig die Geduld.
    »Du hältst den Mund, bis man dich etwas fragt! Haben wir uns verstanden, junge Dame?«
    Er drückte meinen Arm so fest, dass ich zusammenzuckte und mich zum Nicken zwang. Der Ausdruck junge Dame verursachte mir Gänsehaut. Die Erwachsenen in meinem Leben benutzten ihn gerne, weil er so schön herablassend klang.
    »Also dann, auf ein Neues«, sagte Damon.
    Ich warf Joe einen letzten vernichtenden Blick zu, bevor sie mich aus der Tür zerrten. Anscheinend war meine Familie dazu verflucht, sich gegenseitig zu verletzen und zu verraten. Mir standen Tränen in den Augen, aber ich weigerte mich, vor diesen Männern Schwäche zu zeigen.
    Stattdessen konzentrierte ich mich auf ein einziges Bild. Auf Justins Gesicht. Ich hielt es in Gedanken fest und erinnerte mich daran, wen ich auf meiner Seite hatte. Das gab mir den Mut, meinen Kopf hoch erhoben zu halten, als sie mich den leeren Flur entlang zum Fahrstuhl schleppten.

Kapitel Acht
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    Ich starrte aus dem abgedunkelten Autofenster auf die Stadtlandschaft, ohne sie wirklich zu sehen. In meinem Kopf herrschte ein zu großes Durcheinander, um Einzelheiten wahrzunehmen. Die Enge im Wagen gab mir das Gefühl, fast zu ersticken. Panikattacken hatten bei mir immer diese Wirkung.
    Gerade hatte ich noch geglaubt, mein Leben würde endlich die Gestalt annehmen, die es haben sollte, da wurde mir schlagartig der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte meine Zukunft vor mir gesehen wie ein liebevoll gedecktes Buffet, und dann hatte jemand das Tischtuch weggerissen, sodass nur ein Haufen Scherben übrig blieb.
    Am schlimmsten waren die Stimmen in meinem Kopf, die auf mich einschrien, dass ich ein totaler Loser war. Wieso musst du immer alles verderben? Wieso kannst du kein netter, gehorsamer Teenager sein, der damit zufrieden ist, jeden Tag in der Schule zu sitzen? Du hattest doch alles, was man sich wünschen kann: gute Noten, ein ordentliches Zimmer, einen Flipscreen, einen riesigen Wandschirm, Online-Freunde zum Chatten und Filmeschauen. Wieso reicht dir das nicht? Was ist so schlimm an einem geordneten, voraussehbaren Leben? Wieso musst du ständig Risiken eingehen und alles zertrampeln, was dir problemlos zu Füßen gelegt wird? Du könntest so viele einfache, gerade Wege ohne Stolpersteine wählen, aber stattdessen musst du dich mitten durchs Gebüsch schlagen. Du nimmst ausgerechnet die Strecke voller Dornen, Schlingpflanzen und Fallgruben, in die du natürlich hineinstolperst, bis dein ganzes Leben mit blauen Flecken übersät ist. Und wozu? Für den Adrenalinkick?
    Ich sah meine Zukunft vor mir, die immer enger wurde, bis sie einer Gefängniszelle ähnelte. Mir war klar, dass mich diesmal niemand retten würde. Wenn von meiner Verhaftung nichts in den Akten stand, konnte Scott sie trotz all seiner Hackerkünste nicht entdecken.
    Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie Justin jetzt in der Stadt auf mich wartete. Sein Gefühl für Gefahr war so ausgeprägt, dass bei ihm vielleicht schon die Warnglocken läuteten. Aber er würde Zeit brauchen, um herauszufinden, was geschehen war. Bis dahin würde es zu spät sein. Und seit der Erfindung der Detention Center war es noch niemandem gelungen, aus der Umerziehung zu fliehen. Genauso unmöglich war es, von außen einzudringen. Meine Zukunft war unveränderlich in Stein gemeißelt. Das war der Gedanke, der mich am meisten ängstigte.
    Die Wolkenkratzer verschwanden und machten einem Industriegebiet Platz. Der Wagen wurde langsamer, als wir in einen alten, verlassenen Arbeitshafen einbogen. Früher war hier eine Bahnstrecke verlaufen, aber das Große Beben hatte die Schienen zerrupft und auseinandergerissen. Verbogene Eisenstreben ragten aus der Erde wie gigantische fossile Knochen. Damon hielt vorm Eingang des Umerziehungscenters, öffnete die hintere Autotür und zog mich am Arm aus dem Wagen. Ich schaute mich wild nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber da zückte Damon schon eine zweite Handschelle und ließ sie um unsere beiden Unterarme klicken, sodass wir verbunden waren.
    »Denk nicht mal daran«, sagte er.
    Ich starrte auf mein neues Leben. Ein weißes Schild über dem Eingang, auf dem die Abkürzung DCLA (Detention Center L.A. ) prangte, bildete das frostige Willkommen. Ein hoher Elektrozaun umschloss den wie ausgestorben wirkenden Hof und summte bedrohlich. Im Inneren standen zwei Gebäude mit großem Abstand zueinander. Auf der einen Seite duckte sich ein kleiner, einstöckiger

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