Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
gestern Nacht zusammen? Du hast mir gesagt, dass du mit Clare ausgehst.«
Ich seufzte und setzte die Plastiktüte ab. Wenn ich in Gegenwart meines Bruders den Namen Justin erwähnte, führte das fast immer zu einer hitzigen Debatte. Ich konnte Joe keinen Vorwurf daraus machen. Schließlich brachte Justin tatsächlich meine rebellische Seite zum Vorschein. Aber diesen Teil von mir kannte Joe nur deshalb nicht, weil Dad mich immer mit Regeln zugeschüttet und erdrückt hatte. Jahrelang hatte ich in seinem Schatten gelebt. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass die beiden Männer, die mein Leben am meisten beeinflusst hatten, das genaue Gegenteil voneinander waren.
»Justin ist später dazugestoßen«, sagte ich, als sei das keine große Sache.
Joe setzte sich auf den Hocker neben mich. »Weißt du was? Ich glaube wirklich nicht, dass Justin dein Typ ist.«
Ich unterdrückte ein Stöhnen und nippte lieber an meinem Kaffee. Glaubten wohl alle älteren Brüder, es sei ihr angeborenes Recht, die Lover der Schwester unter die Lupe zu nehmen? »Du kennst meinen Typ doch überhaupt nicht«, sagte ich.
»Wenn du unbedingt einen Verehrer willst, kann ich dir ein paar Kumpel vorstellen, die noch Single sind.«
Ich musste lachen. Dachte er wirklich, ein arrangiertes Date könnte Justin ersetzen?
»Na toll«, sagte ich. »Jetzt willst du mich bei deinen Freunden rumreichen. Mein Bruder als Pimp. Wie willst du mich denn vorstellen? Als das schwarze Schaf der Familie? Die jugendliche Kriminelle?« Mir war selbst klar, dass ich übertrieben pampig reagierte, aber ich hatte es satt, dass meine Familie mir Moralpredigten hielt, weil ich mit der erstaunlichsten Person zusammen war, die ich je getroffen hatte.
»Kann schon sein, wenn du dich so benimmst«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Was ist mit deinem Freund Pat?«
»Pat?«
»Er hat ein Auge auf dich geworfen. Und er ist ›unplugged‹ wie du es nennst. Vor allem ist er nicht ständig auf der Flucht vor der Polizei.«
»Eben. Wie langweilig«, scherzte ich. Joe runzelte die Stirn. »Er ist Justins Cousin, und ihm ist klar, dass wir nur gute Freunde sind«, sagte ich ernsthafter.
Joe schüttelte den Kopf. »Kein Mann will mit einer Frau nur befreundet sein«, behauptete er. »Wenn er Zeit mit dir verbringt, heißt das, er hofft auf eine Chance.«
Ich verdrehte die Augen und trank noch einen Schluck. Dann erklärte ich meinem Bruder, dass meine Dates ihn nichts angingen, schließlich hatte ich an seinen Freundinnen auch nie herumgemäkelt. »Nur so aus Interesse, wieso glaubst du eigentlich, dass Justin nicht mein Typ ist?«
»Du meinst, außer dass er eine Revolte gegen unseren Vater anführt?«, fragte Joe. Er verzog nachdenklich das Gesicht. »Weiß nicht genau. Er ist irgendwie … hippiehaft.«
Ich stellte meine Tasse ab und starrte ihn an. »Ich dachte, das Wort sei schon längst ausgestorben. Außerdem ist er kein Hippie. Eher James Bond in zerfransten Jeans«, sagte ich lächelnd.
»Okay, und wenn dein bäumekuschelnder Bondboy wieder aus L.A. verschwindet, um die Welt zu retten, was machst du dann?«
»Vermutlich helfe ich ihm«, sagte ich.
»Also hast du dich entschieden, bei seiner Truppe mitzumachen?«
»Darauf läuft es wohl hinaus. Irgendwie wirkt das so unvermeidlich wie die Schwerkraft.«
Joe kniff die Augen schmal zusammen. »Du lernst wohl nie aus deinen Fehlern, was?«
»Fehler sind doch Ansichtssache«, sagte ich. »Joe, ich brauche keinen Babysitter. So etwas habe ich mein ganzes Leben lang rund um die Uhr gehabt. Mir ist klar, dass du es gut meinst, und dafür bin ich dankbar. Aber es ist ein Unterschied, ob meine Familie mich beschützen oder kontrollieren will. Diese Grenze verwischt ziemlich schnell und darauf reagiere ich allergisch.«
Joe starrte mich an, als würde er mich nicht wiedererkennen. »Ich hatte mal eine süße kleine Schwester. Was ist mit der passiert?«
Ich trank einen weiteren Schluck Kaffee und lächelte ihn stolz an. »Sie ist erwachsen geworden, Joe. Ich bin endlich so, wie ich sein sollte.«
Er nickte langsam. »Das hatte ich befürchtet«, meinte er und fuhr nachdenklich mit dem Finger den Tassenrand entlang. »Paul hat mich angerufen«, sagte er plötzlich. »Er hat Szenen von dem Aufruhr im Nino gesehen, auf denen du zu erkennen warst, und sich gefragt, wieso du dich nicht unauffälliger verhältst. Schließlich solltest du eigentlich im Umerziehungscenter sein.«
»Paul Thompson?«, fragte ich mit
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