Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
Herzschlag an meiner Brust und langsam füllte sich die Leere in mir. Das Gefühl war real. Die Kälte wich.
    Irgendwann löste ich meine Umklammerung und Justin schaute auf mich herunter. Er atmete erleichtert ein und presste seine Stirn an meine. Keiner von uns sprach. Dann löste er seinen Blick von mir und befreite seine Hände. Er drehte sich um und ging davon.

Januar 2061
    Mutter wispert: »Spring, mein Kind.
Hab keine Angst vor dem Fall.
Deine Flügel werden dich tragen.«
    Dieses Haiku-Gedicht stammt aus einem Bilderbuch, das Mom mir geschenkt hat, als ich klein war. Ich habe es auswendig gelernt, während ich mit den Fingern die Vogelflügel auf der Papierseite nachzeichnete. Die Bedeutung veränderte sich jedes Mal, wenn ich es später las, je nachdem, wie sich mein Leben gerade entwickelte. Noch heute versuche ich mich an diesen Wahlspruch zu halten, Mut und Vertrauen zu haben. Aber in meiner Situation ist es unendlich schwer, die Flügel zu entfalten.
    Vielleicht geht es darum, glücklich zu sein.
    Die wirkliche Welt wird jeden Tag schäbiger und perverser. Meine Füße sind schwer wie Blei und halten mich am Boden fest. Ich hoffe nicht mehr auf mein Glück. Ich will nur fort, irgendwo anders sein. Wenn es kein Licht am Ende des Tunnels gibt, muss ich wohl lernen, im Dunkeln zu sehen.
    Was ist schon Glück?
    Werde ich eines Tages in der Sonne liegen, meine bleiernen Füße hochlegen und mich im Erfolg baden? Werde ich dann glücklich sein? Oder ist Glück ein flüchtiger Moment, dem wir unser ganzes Leben lang nachjagen, bloß damit es uns immer wieder durch die Finger schlüpft und unerfüllt zurücklässt? Vielleicht ist das Glück nur der Köder, der uns am Laufen hält.

Kapitel Einundzwanzig
----
    »Okay, Maddie«, sagte Molly zu mir, »ich habe einen neuen Test für dich.« In einer Hand hielt sie einen MindReader, in der anderen die »Kur«. Keine volle Dosis, nur ungefähr ein Viertel. Gabe hatte wie versprochen einige Tabletten besorgt. Molly zeigte auf einen Flipscreen vor mir und erklärte, dass sie einen Film abspielen und ihn gleichzeitig mit dem MindReader in mein Bewusstsein hochladen würde.
    »Ich will sehen, wie du reagierst«, erklärte sie. Clare, Gabe, Justin und Pat saßen in einem Halbkreis um mich herum. Ich nahm den MindReader und zögerte.
    »Keine Sorge«, sagte sie, »diesmal ist es kein Albtraum. Du wirst ihn mögen.«
    In mir regte sich eine gewisse Neugier. Ich steckte mir das Tablettenviertel in den Mund und setzte den MindReader auf. Mein Gehirn begann sich bereits zu vernebeln.
    Ich schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete, stand ich oben auf einer Düne und schaute über den Rand. Der Sand schien sich wellenförmig zu bewegen und breitete sich zu allen Seiten aus, bis er tief unten an einen breiten Fluss stieß.
    »Bereit zum Start?«, fragte Justin. Ich drehte mich um und sah ihn nur ein paar Schritte entfernt stehen. Er trug Jeans, ein Kapuzenshirt und ein enorm breites Grinsen. Diese sorglose Miene hatte ich erst ein paar Mal an ihm gesehen, wenn er in Abenteuerlaune und kurz vorm Abheben war. Clare und Gabe standen an seiner Seite. Die Sonne strahlte auf uns herab, die Luft war wüstentrocken und der Wind blies mir warm ins Gesicht.
    Weich gewellte Sandhügel erstreckten sich meilenweit bis zum Horizont. Gabe warf sich über den Rand und verschwand den steilen Abhang hinunter. Ein Kunststoffbrett erschien unter seinen Füßen, auf dem er die Düne entlangsauste wie auf einem Snowboard. Clare sprang ihm hinterher in die Tiefe. Gemeinsam surften sie im Slalom die Schräge entlang, schlugen Haken und schnitten Spuren in die weiche Oberfläche. Hinter ihnen sprühte der Sand in Wellen auf.
    »Denk an deine Schutzbrille«, erinnerte mich Justin und tippte mir an den Arm. Ich griff nach oben und spürte eine Art Skibrille aus Plastik, die auf meine Stirn geschoben war. Als ich sie über die Augen stülpte, färbten sich die Hügel und der Fluss leuchtend orange. Ich schaute nach unten und stellte fest, dass nun auch meine Füße mit Riemen an einem Board befestigt waren. Justin brauchte nichts weiter zu erklären, mein Körper wusste von selbst Bescheid. Ich lehnte mich vor, verlagerte mein Gewicht, und die Schwerkraft erledigte den Rest. Automatisch beugte ich die Knie und breitete die Arme aus, um besser die Balance halten zu können, aber meine Beine und Hüften wiegten sich so natürlich, als wären sie schon hundert Mal eine Düne hinuntergesaust. Ich surfte

Weitere Kostenlose Bücher