Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Strand von ihm weg. »Weißt du was? Ich bin nicht in Stimmung für deine Rebellenführerreden«, schrie ich über die Schulter.
»Und was willst du jetzt tun? Einfach aufgeben?«, schrie er mir hinterher. »Dich hinlegen und sterben?«
»Ich kann nichts tun«, wiederholte ich. Warum erlaubte er mir nicht, mich in das Unvermeidliche zu fügen? Gab Justin denn nie auf? »Sie zensieren alles, was ich sage«, murmelte ich unter Tränen. »Sie überwachen alles, was ich tue.«
»Davon hast du dich bisher nie aufhalten lassen«, erinnerte er mich. Er streckte mir die Hand entgegen, aber ich nahm sie nicht. Mit einem bitteren Seufzer trat ich zurück. Mein Atem drang stickig aus ascheschwarzen Lungen.
»Vielleicht hat alles keinen Sinn«, sagte ich.
Justin schüttelte den Kopf. »Maddie.« Er überlegte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. »Du bist immer schon zensiert und überwacht worden – von deinem Vater, von Damon Thompson, von der Digital School. Gerade deshalb hast du gelernt, über das System hinauszuwachsen, das dich kleinhalten wollte. Hör jetzt nicht damit auf.«
Tränen liefen mir über die Wangen. »Aber was soll ich denn tun?«
»Du bist im Center geblieben, damit wir herausfinden können, was dort vorgeht. Wenn du dich von ihnen unterkriegen lässt, war alles vergeblich. Du darfst nicht aufhören zu kämpfen. Sonst frisst das System dich auf und verwandelt dich in einen weiteren Zombie.« Er sprach langsam, damit seine Worte bei mir ankamen. »Sie wollen dir deine Seele stehlen. Der Angriff geht nicht gegen deinen Körper, sondern gegen deine Psyche. Also musst du dich auf die gleiche Art wehren … mit deinem Verstand und deiner Fantasie.«
Er versuchte, mir zu helfen. Aber ich wollte nicht, dass er damit Erfolg hatte. Ich sehnte mich immer noch danach, dass endlich alles vorbei war. »Vielleicht solltest du nicht auf mich zählen.«
»Tue ich aber. Ich kenne niemanden, dem ich mehr vertrauen würde.«
Ich presste die Lippen zusammen und dachte über seine Worte nach. Es stimmte, dass ich kurz vorm Zusammenbruch stand und nichts dagegen tat. Und wenn ich aufgab, konnte ich niemandem mehr nützen.
»Tut mir leid, dass ich so hart bin«, sagte er. »Ich will dir eigentlich nur klarmachen, dass du nicht allein bist.«
»Du hast ja recht«, gab ich zu. Ich schaute ihn mit verkniffenen Augen an. »Aber vielleicht solltest mal darüber nachdenken, ob das Gleiche nicht für dich gilt.«
»Für mich?«, fragte er überrascht.
Da erklärte ich ihm, was ich meinte. Nämlich dass er ein unglaubliches Vertrauen in Menschen besaß, obwohl er seine ganze Jugend hindurch ständig abgeschoben worden war, aus Koffern gelebt hatte und nie wusste, was der nächste Tag bringen würde. »Mir fällt Vertrauen viel schwerer, dabei bin ich verwöhnt und umsorgt worden wie eine Prinzessin. Aber immerhin weiß ich , wie man jemanden liebt«, schloss ich.
»Das kann nicht dein Ernst ein«, sagte er und trat einen Schritt zurück. »Wieso fängst du jetzt mit diesem Thema an?«
»Hast du jemals mit einem Menschen offen über dein Leben geredet?«, wollte ich wissen. »Über deine Vergangenheit?«
»Wo kommt denn das plötzlich her?« Bevor ich antworten konnte, kam ihm selbst die Erleuchtung. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und er trat gegen den Sand, sodass eine kleine Fontäne in die Luft sprühte. Oft genug hatte ich ihn dafür bewundert, dass er immer ruhig, geduldig und kontrolliert blieb. Aber selbst Justin hatte einen wunden Punkt, an dem er seine Wut nicht zurückhalten konnte und sich erlaubte, echte Gefühle zu zeigen.
»Clare hat also geplaudert«, sagte er. »Hätte ich mir denken können. Kristins Tod ist für sie nichts weiter als eine Klatschgeschichte, ja?«
»Gabe hat mir davon erzählt. Er wollte nicht tratschen, sondern dachte, ich wüsste längst Bescheid. Und ich sollte wohl auch Bescheid wissen, oder?«
Justin schüttelte den Kopf und stopfte die Hände in die Taschen. »Nein. Das hat nichts mit dir zu tun.« Er schaute mir in die Augen, aber sein Blick war verschlossen. Justin hatte sämtliche Schutzschilde hochgefahren. »Ich rede nicht darüber. Mit niemandem.«
»Vielleicht solltest du das ändern.«
»Über die Sache gibt es nichts zu sagen.« Seine Miene war wie versteinert.
Ich wollte nicht in seinen Wunden bohren. Aber andererseits konnte ich auch nicht tatenlos zulassen, dass er diese ganzen Erinnerungen und Schuldgefühle mit sich herumschleppte.
»Wie
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