Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
Für eine Weile schwiegen sie. Der zunehmende Wind rüttelte an den Hüttenwänden, erste Tropfen prasselten auf das Dach.
„Weiste, dassde dich verändert hast seit der Behandlung?“, sagte Pieroo plötzlich.
Sie sah ihn an. „Wie meinst du das?“
„Ich weiß nich … is schwer zu erklär’n. Du bist irgendwie … anders.“
„Wie anders?“
Pieroo küsste Jenny flüchtig und umarmte sie. „Ach, ich mein’s nich bös. Du wirkst ruhiger, das is alles.“
„Kann sein.“ Jenny starrte an die Decke. „Es ist auch seltsam: In meinen Erinnerungen scheint es nur gute Erlebnisse zu geben. Ich bin mir bewusst, dass mein Leben nicht nur aus Positivem bestanden haben kann. Aber kaum fange ich an, nach schlechten Erfahrungen zu suchen, schiebt sich in meinem Kopf eine Art Riegel vor.“
„Denk nich so viel nach“, sagte Pieroo. „Das ist nich gesund.“
Sie lächelte. „Du hast wahrscheinlich recht.“ Jenny küsste ihren Gefährten, der den Kuss leidenschaftlich erwiderte. „Wir sollten den Aufenthalt genießen“, sagte sie rau. „Meinst du nicht auch?“
Pieroo enthielt sich einer verbalen Antwort. Die körperliche, die er ihr gab, reichte Jenny auch vollkommen aus.
Drei Tage später kam Try’kon und brachte die Nachricht, dass sich die Reise nach Hykton verschieben würde. Jenny fragte enttäuscht nach dem Grund, doch der Hydrit wich aus. Er zog sich ins Wasser zurück mit der Botschaft, sie und Pieroo sollten sich keinesfalls von hier wegbewegen.
„Wieder nix“, sagte Pieroo verärgert, als der Hydrit im Meer verschwand.
„Tja …“
„Was heißt ‚tja‘? Die ham große Versprechungen gegeben und halten nix ein!“
„Fahr mich nicht so an, okay? Ich kann nichts dafür!“
„So, kannste nich? Wegen dir simmer doch auf dieser scheiß Insel!“
„Sag mal, spinnst du?“
Pieroo winkte ab und ging in die Hütte. Jenny sah ihm mit Wut im Bauch nach. So ging das schon seit zwei Tagen. Wegen jeder Kleinigkeit gerieten sie sich in die Haare.
Es sind die Nerven. Und die Enge dieser Insel. In Hykton wird alles anders werden!
Doch auch die folgenden Tage verbrachten sie in Streit und Unfrieden. Dazu kam der Umstand, dass laute Geräusche Jennys Ohren Schmerzen bereiteten. Sie sehnte den Tag herbei, an dem sie die Insel endlich verlassen konnten.
Eines Nachmittags tauchte Syram’ur mit einigen finster dreinschauenden Hydriten auf, Try’kon unter ihnen. Er sagte ihnen, sie wären bald soweit, die Reise anzutreten.
Jenny musste sich beherrschen, um nicht auf ihn loszugehen. Waren die Versprechen der Hydriten nichts wert? „Hätten Sie die Güte, mir zu sagen, was eigentlich los ist?“, klackte sie mit mühsam unterdrückter Wut. Dauernd verschieben Sie die Reise nach Hykton. Dafür muss es doch einen Grund geben!“
„Tja, Gründe gibt es immer …“ Syram’ur schwankte. Er fasste sich an die Schläfe und stand gleich darauf wieder einigermaßen stabil.
„Was haben Sie? Ist Ihnen übel?“
„Nichts, ich …“ Der Gar’tek gab den Hydriten einen müden Wink und sie schlurften ins Wasser zurück.
„Warum zum Orguudoo hau’n die schon wieder ab?“ Pieroo eilte über den Strand ins Wasser. „Hey!“, schrie er. „Wo wollt ihr hin, ihr verdammten Fischköppe? Kommt zurück!“
„Pieroo!“, rief Jenny ihn zur Ordnung.
Syram’ur steckte bis zur Brust in den Wellen, von Try’kon war nur noch der Kopf zu sehen, von dem letzten der anderen Hydriten lediglich der Scheitelkamm. Try’kon sah sich nach Pieroo um und fletschte dabei seine spitzen Zähne.
„Pieroo!“, rief Jenny erneut und rannte ihm hinterher. Der Dummkopf bringt es noch fertig, dass wir nie nach Hykton kommen! „ Hör auf damit!“
Pieroo stapfte ins Wasser. Seine Kieferknochen mahlten, mit der Faust schlug er sinnlos in die Wogen. „Was soll’n das? Was ham die mit uns vor?“
Jenny schüttelte ratlos den Kopf. Irgendetwas Unheimliches war im Gange. Ob es mit den Veränderungen im Sonnensystem zu tun hat, von denen Syram’ur neulich sprach? Jenny bekam eine Gänsehaut, die sie am ganzen Körper frieren ließ.
Und das lag nicht an der Kälte.
Indischer Ozean, 1436 vor Christus
Chal’firs Finger zupften an der Muschelkette um ihre Hüfte. Gilam’esh hatte sie ihr geschenkt, als sie offiziell nicht mehr seine Schülerin gewesen war. Wenn sie nervös war, zog sie behutsam an den winzigen Schalen, rieb die Finger über die Rillen.
Dieses Mal war sie so nervös, dass ihr Magen sich wie ein
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