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Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Titel: Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Stein anfühlte und die Schwimmhäute zuckten. Leise schwamm sie in den karg eingerichteten Raum. Nur ein Tisch stand darin, darauf steckte eine Vorrichtung mit einem Abstrahlungswürfel. Er zeigte einen kartografierten Ausschnitt Meer vor der Küste Indiens.
    Ein Stück entfernt saß Ei’don im Schneidersitz auf dem Boden und legte Muschelschalen auf einer Steinplatte ineinander. Neben ihm lag ein Tiegel mit bionetischem Klebstoff.
    „Darf ich dich stören?“, fragte sie leise.
    Er sah flüchtig auf, wandte sich gleich wieder dem Mosaik zu. „Komm ruhig näher.“
    Chal’fir schwamm näher heran. Sie schalt sich für ihre Aufregung. Angst, Hoffnung und Unruhe stritten in ihr um die Vorherrschaft. Ihr Herz schlug schnell, als wollte es fliehen. Ihre Kehle schmerzte. „Du weißt, warum ich gekommen bin, oder?“
    Ei’don legte ein rotes Muschelstück neben ein blaues. „Ja. Ich weiß es. Und du kennst die Antwort. Du bist diejenige, die von allen meinen Anhängern am tiefsten in mein Sein geschaut hat. Betrüge dich nicht selbst.“
    Die Enttäuschung machte Chal’fir schwach. Sie sank neben ihm auf den Boden. Am liebsten hätte sie sich nie wieder aufgerichtet. „Es gibt keine Hoffnung für uns als Paar. Aber …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. Und rang damit, mit der Trauer fertig zu werden, die sich wie ein schwarzes Fangnetz über sie legte.
    Bis zu diesem Augenblick hatte sie gehofft, dass Ei’don doch etwas für sie empfinden könnte. Nun wies er sie zurück. Endgültig.
    „Aber …“, fuhr sie mühevoll fort. Ihr Hals schien in einer Schlinge zu liegen. „Ich könnte mit dir kommen. Viele wollen mit dir an Land gehen, wenn du sie lehrst, den Körper zu wechseln, wie du es kannst. Wir sind bereit, unsere alte Existenz aufzugeben und das Leben als Hydriten hinter uns zu lassen. Wir wollen nur bei dir sein.“
    Es waren einfache Worte, doch sie kamen aus der Tiefe ihrer Seele. Wie verzweifelt wollte sie bei ihm sein. Wie hilflos ließ sie der Gedanke zurück, ihn zu verlieren. Lieber wollte sie ihn begleiten. Auch dann, wenn er sie nicht liebte. Sie wollte ihn ansehen dürfen. Wenigstens das.
    Ei’don legte eine grüne Muschelschale neben die blaue und befestigte sie mit dem bionetischen Kleber. „Ich werde allein gehen. Ich kann es dir nicht erklären. Es ist ein Bedürfnis tief aus meinem Inneren. Ich kenne den Weg und weiß, dass ich ihn gehen muss.“
    „Qual’pur ist verzweifelt. Wir sind alle verzweifelt.“ Ich bin verzweifelt.
    Er schwieg. Chal’fir betrachtete ihn, sog jede Einzelheit in sich auf, als wäre das bereits der Abschied für immer. Die ruhige Haltung, die gleichförmigen Bewegungen. Das Strahlen, das um seinen Körper zu liegen schien und ihn illuminierte. Ruhe kam über sie. „Dann ist es endgültig?“
    „Es ist endgültig.“ Wieder legte er eine Muschelschale ab.
    Chal’fir betrachtete das Bild, das sich ergab. Erstaunt beugte sie sich vor. Die Gestalt auf dem Brett war ihr vertraut. „Bin ich das?“
    „Ja. Unsere Wege trennen sich. Du bist mir teuer. Es ist mein Abschiedsgeschenk an dich.“
    „Mir wäre es lieber, du hättest mir ein Abbild von dir gemacht.“
    Er sah auf. „Ich kann nicht lieben, Chal’fir. Nicht auf deine Art. Ich würde dich nicht glücklich machen.“
    Sie sahen einander an. Chal’fir ließ die Trauer zu. Ihr Scheitelkamm verfärbte sich fahl. Mit gesenktem Kopf und starrem Blick sah sie auf ihr Abbild. Ihre Hoffnungen starben. Ich werde allein sein.

    Hydritenenklave En’jak, Anfang Februar 2528
    Verzweiflung und Hilflosigkeit breiteten sich in Jenny aus. In „bionetischen Tauchanzügen“, wie Syram’ur die dehnbaren Kleidungsstücke genannt hatte, die aus demselben Material wie so vieles hier bestanden, schwammen sie und Pieroo durch En’jak und trauten ihren Augen nicht. Man hatte sie von der Insel zurück in die Enklave geholt, um sie für den Abtransport nach Hykton fertigzumachen.
    Aber daraus wurde nichts. Die Fischwesen spielten plötzlich verrückt! Aus welchem Grund, vermochte Jenny nicht zu sagen, aber sie sah Dinge, die ihr unerklärlich waren.
    Aus einer der Muschelgassen tauchte eine Hydritenfrau auf, verfolgt von einem männlichen Exemplar. Als er heran war, machte er Anstalten, seine Zähne in eins ihrer Beine zu versenken. Doch sie stieß ihn weg und schoss davon.
    Der Großteil der Fischwesen verhielt sich derart absonderlich. Einige lagen zuckend auf dem Grund, um gleich darauf ziellos umherzuschwimmen.

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