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Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod

Titel: Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Gedanken wanderten zurück zu dem Hydree, den sie im Flächenräumer zu finden gehofft hatte.
    Wo bist du, Gilam’esh? Nervös trommelten ihre Finger neben den Schaltflächen.
    Fest stand, dass Gilam’esh, Matthew Drax und einige andere Mitstreiter die Erde gerettet hatten. Die Bedrohung durch den Streiter, vor dem Maddrax gewarnt hatte, war beendet worden, die kosmische Entität vernichtet. Fast hätte seine Präsenz das ganze Volk der Hydriten in den Wahnsinn getrieben, nachdem zunächst nur die mental Begabten betroffen gewesen waren.
    An Rand ihrer Wahrnehmung tauchte ein dunkler Schemen auf. E’fahs Blick fokussierte sich. Sie sah auf dem Radar etwas Großes, das sich rasch näherte. Es war größer als die Qualle. Hastig versuchte sie, den Kurs zu ändern.
    Ein längliches Etwas glitt auf die Transportqualle zu. Im Scheinwerferlicht glänzte braungraue, vernarbte Fischhaut. Einen Augenblick blitzte ein tückisches orangegelbes Auge auf. Der Kopf war im Seitenprofil zu sehen. Er wirkte wie der einer gigantischen Muräne. Spitze Zähne blitzten, als sich das lange Maul Wasser saugend öffnete.
    Ein Stoß traf das Transportgefährt und brachte es vom Kurs ab. E’fah lenkte gegen. Ihre Finger flogen über die bionetischen Schaltelemente. Sie musste die Außenhaut der Qualle unter Strom setzen; so konnte sie den Angreifer vertreiben. Ihre Hand wollte schon die nötigen Schaltungen vornehmen, als ihr Blick starr wurde. Zitternd verharrte sie. Was war das ?
    Ihre Sicht verschleierte sich. Sie saß nicht mehr in der Qualle, attackiert von einer fresslustigen Mutation. Stattdessen stand sie in einem alabasterfarbenen Palast unter einer Säule.
    Ägypten , erkannte sie sofort. Aber ich bin nicht im Körper von Nefertari …
    Obwohl sich die Erinnerung falsch anfühlte, war sie so real, dass E’fah nicht mehr wusste, wo sie sich befand. Was war Realität, was Wahnvorstellung?
    Ein Stoß schleuderte ihren Kopf gegen die Konsolen. Das Material gab nach, dennoch schmeckte sie Blut auf den Lippen.
    Der Fisch , dachte sie benommen. Er hat sich in die Qualle verbissen. Ich muss die Schaltung … nein. Es ist nicht wichtig.
    Sie war in einem Palast in Ägypten, erwacht aus einem Traum. Langsam hob E’fah die Beine ihres menschlichen Körpers von einer Steinliege und richtete sich auf. Sie befand sich in einem Innenhof. Die heiße Luft der Wüste strich über dünnes Linnen, das ihren Körper kaum verdeckte.
    E’fah blickte in Richtung Nil. Breite Mauern begrenzten die Sicht, aber ihr war, als könnte sie den Nil fühlen. Er schenkte Ägypten das Leben. Sein schwarzer Schlamm war die Mutter der Ernten.
    E’fah atmete tief die trockene Luft ein. Das Auge der Göttin stand hoch über ihr und sendete feurige Strahlen aus. Aus der Ferne erklang ein Gong, kräftig und klar. Es roch nach Gebratenem und süßen Früchten. Ein Gefühl überkam sie, so stark, dass ihre Augen feucht wurden. Sehnsucht und Nähe. Heimat.
    Sie ging mit unsicheren Schritten tiefer in den Garten hinein, als plötzlich die Erde zu beben begann. Was ist das? E’fah wollte nach ihrem Sohn rufen. Das Wissen, das sie einen Sohn hatte, war unverhofft in ihr aufgeblitzt.
    Die Säulen schwankten. Angst wogte in ihr hoch. Ein Erdbeben! Sie musste fort, ehe sie von einstürzenden Gebäudeteilen erschlagen wurde! Panisch drehte sie sich um, wollte fliehen –
    – und sah in das riesige, hässliche Gesicht eines Fisches mit muränenähnlichem Kopf.
    E’fah blinzelte. Unvermittelt saß sie wieder in der Qualle. Zahlreiche Warnanzeigen blinkten. Gleich würde der Fisch sich durchbeißen.
    „Bei allen Meeren!“ E’fah hieb auf die Schaltfläche. Sie begriff nicht, was eben geschehen war. Die Hülle knisterte, Überschlagsblitze flammten blau um die Außenhaut. Sie griffen auf den Fisch über, brachten ihn zum Erzittern. Auch E’fah wurde heftig durchgerüttelt. Sie versuchte von dem Fisch fortzusteuern. Endlich ließ der seine Beute los. Er zitterte im Wasser, machte unkontrollierte Schwimmstöße. Die Flossen ruckten willkürlich.
    Aufatmend lenkte E’fah die Qualle von ihrem Angreifer fort. Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Die Vision war so klar gewesen, dass sie einige Augenblicke nicht zwischen Trug und Realität hatte unterscheiden können.
    Aber es war keine Erinnerung , dachte E’fah, während der wie tot wirkende Fisch hinter ihr zurückblieb. Ich habe schon vor Nefertari als Mensch in Ägypten gelebt. Aber nicht in diesem Tempel …

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