Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
selbst: Da ist es doch besser, wenn wir deinem Elend jetzt und hier ein Ende machen.“
Acht Schritte. Aruula kam in eine immer günstigere Position. Bald würde sie die Enden der drei Birkenstämme passieren, zwischen denen Helgaaja stand.
„Nennt ihr mir den Grund, warum ich verstoßen wurde?“, fragte sie. Innerlich fror sie bei diesen Worten. Denn sie ahnte die Antwort schon voraus.
„Weil du dein Volk im Stich gelassen hast, als ein Feind aus dem Weltall es auszulöschen drohte“, sagte Helgaaja. „Viele wurden wahnsinnig und brachten sich gegenseitig um. Wir hätten eine starke Hand gebraucht in dieser Zeit – aber du hast ja lieber den Rockschößen deines Stechers nachgejagt!“
Aruula versuchte das Entsetzen und die Wut zu ignorieren, die bei diesen Worten in ihr aufwallten. Log Helgaaja? Wenn, dann log sie gut. Aruula versuchte die beiden Schwestern zu belauschen , aber ihr fehlte die nötige Ruhe dazu. Sie war viel zu erregt, um in die Gedanken der anderen einzudringen.
„Sabeen ist die neue Königin“, ließ sich Gorguuna vernehmen. „Sie wurde einstimmig gewählt.“
„Ist sie es, die meinen Tod beschlossen hat?“ Aruula hatte Mühe, den festen Klang ihrer Stimme beizubehalten.
„Das diktierte ihr die Vernunft.“ Helgaaja feixte wieder böse. „Denn solange du am Leben bist, könntest du auf den Plan verfallen, heimlich in die Heimat zurückzukehren, um sie zu ermorden. Einer Verräterin am eigenen Volk traut man so manches zu. Da will sie dir natürlich zuvorkommen.“
Aruula konnte es nicht fassen, dass ihr Volk eine solche Wahl getroffen hatte. Sie kannte Sabeen kaum, aber es stand außer Frage, dass sie die Wahl manipuliert haben musste. Oder waren ihre Schwestern durch den Einfluss des Streiters so geschädigt, dass sie Entscheidungen wieder alle Vernunft trafen?
Einen Schritt vor den Enden der Stämme ging Aruula leicht in die Knie. Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Schläfen. Den Versuch, vor den beiden Mörderinnen die Kapelle zu erreichen, würde sie mit neuen Schmerzen bezahlen müssen. Doch es gab keine Alternative. Sie hatte nicht vor, sich kampflos abschlachten zu lassen.
„Genug geredet“, sagte Helgaaja und zog einen Dolch aus der Gurtscheide. Er besaß eine kurze, breite Dreieckecksklinge – in der Hand eines geübten Mörders eine tödliche Waffe.
„Ganz deiner Meinung.“ Gorguuna spuckte aus. „Bringen wir es endlich zu Ende!“ Sie hob ihr Schwert und stapfte auf Aruula zu.
Die wandte sich blitzartig ab von Helgaaja und den Birkenstämmen und tat drei schnelle Schritte auf den Wald zu. Als Gorguuna umschwenkte, um ihr zu folgen, und Helgaaja sich zum Sprung über die Birkenstämme duckte, schlug Aruula jedoch einen Haken und hechtete auf die Stämme im Gras zu. Genau so hatte sie es geplant, während sie mit den Mörderinnen sprach.
Die schwerfällige Gorguuna hatte Mühe, die abrupte Richtungsänderung nachzuvollziehen; sie kam sogar ins Straucheln. Im nächsten Moment hatte Aruula den ersten der schlanken Stämme erreicht, packte sein Ende und riss es hoch.
Die Anstrengung jagte ihr einen stechenden Schmerz wie einen Blitz durch das Rückgrat, doch sie erreichte ihr Ziel: Helgaaja, die gerade über den Stamm springen wollte, stieß mit den Schienbeinen dagegen, schlug lang hin und verlor den Dolch.
Aruula aber ließ den Baumstamm los und rannte zur alten Kapelle hinüber, so schnell der Schmerz in ihrer Wirbelsäule es eben zuließ. Als sie im torlosen Eingang den Kopf wandte, kniete Helgaaja noch am Boden und tastete im Gras nach dem Dolch, und Gorguuna war noch zwanzig Schritte von der Ruine entfernt.
Aruula tauchte ins Halbdunkle ein.
Seine Tentakel vibrierten. Ein Angriff! Laserbeschuss!
Starke Erregung hatte den Archivar ergriffen. Laserkanonen innerhalb dieses uralten Gemäuers? Dieser Rulfan schien seit der letzten Begegnung mit Matthew Drax aufgerüstet zu haben. Das zeigte schon der Tarnanzug, mit dem er ihn genarrt hatte. Ihn, ein Wesen aus ferner Zukunft, das höher entwickelt und unendlich viel intelligenter war als all diese Primitiven zusammen!
Und jetzt wollten sie seinen Start vereiteln, zielten auf die Landestützen. Natürlich, um den Mann zu retten, der als Rulfan getarnt vor das Tor getreten war.
Der Archivar zögerte nicht länger. Er fuhr die Triebwerke hoch. Wie gebannt starrte er auf die Kontrollanzeigen: Die vordere Landestütze glühte bereits; lange würde das Material der Hitze nicht mehr standhalten können. Er
Weitere Kostenlose Bücher