Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
nicht preisgeben würde, und Myrial – die ihm dem Kopf abreißen würde, wenn er lebend von dieser Mission zurückkehrte.
„Ein edler Vorsatz, um Patric zu retten, mein Sohn“, sagte Sir Leonard. „Doch wer garantiert dir, dass er ihn freilässt, wenn er dich hat? Am Ende sind wir euch beide los.“
„Ich muss es versuchen“, sagte Rulfan. „Das bin ich Patric schuldig.“
Keiner im Hort des Wissens hielt das für eine gute Idee. Vor allem Sir Albert und Damon Marshall Tsuyoshi versuchten, sie Rulfan auszureden.
„Da ist Juefaan!“, rief plötzlich Basti Eisenmann. Der alte Retrologe deutete auf den Monitor, den die Torkamera mit aktuellen Aufnahmen versorgte. Alle erkannten den Jungen sofort. Er rannte aus dem Wald auf das Tor zu und blieb atemlos am äußeren Rand des Burggrabens stehen.
„Runter mit der Zugbrücke!“, rief Rulfan in ein Mikrofon. Ohne die Antwort der Torwachen abzuwarten, stürmte er aus dem Hort des Wissens zurück in die Burg, durchquerte die Eingangshalle und eilte die Treppe in den Burghof hinab. Hinter dem großen Torgitter setzte die Zugbrücke gerade auf der anderen Seite des Burggrabens auf. Juefaan lief schon über sie hinweg und dem Tor entgegen.
Rulfan nahm ihn erleichtert in Empfang. „Wieder hoch mit der Zugbrücke!“, rief er den Torwächtern zu und schloss das Gitter hinter seinem Sohn. „Ich hatte keine Ahnung, dass du da draußen warst!“
Juefaan war schweißnass vom Laufen. Verwirrt schaute er seinen Vater an. „Ich habe mit Aruula im Wald trainiert, bei der Kapelle“, sagte er außer Atem. „Ich dachte, Maddrax wäre mit dem Raumschiff gelandet … Ist er denn schon wieder fort?“
„Er war nie hier“, antwortete Rulfan. „Aber das erkläre ich dir drinnen. Komm erst mal –“
Ein Wächter, der sich über ihnen aus dem Torturm beugte, unterbrach ihn: „Sir, das Gefährt nimmt wieder Kurs auf die Burg!“
„Rein mit dir, Juefaan, mach schon!“ Rulfan deutete zum Hauptportal. Juefaan gehorchte und lief quer über den Hof. Rulfan wartete, bis er im Gebäude verschwand, dann erst stieg er die Wendeltreppe zum Torturm hinauf, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen.
Oben reichte ihm einer der Turmwächter einen Feldstecher, den Rulfan nach Nordosten ausrichtete. In gemächlichem Tempo flog das Shuttle heran, doch es hielt keinen direkten Kurs auf Canduly Castle. „Er kehrt gar nicht hierher zurück“, murmelte Rulfan. „Er nimmt Kurs auf die Kapelle!“
Aruula!
Rulfan drückte dem Turmwächter den Feldstecher in die Hand und sprang die Treppe hinunter. Quer über den Hof rannte er zurück ins Hauptgebäude und von dort zum Hort des Wissens. Die anderen kamen ihm schon auf halber Strecke entgegen, Juefaan an der Spitze. „Er scheint zur Kapelle zu fliegen“, sagte Sir Albert. Sie wussten es also schon.
„Aber … da ist Aruula!“, rief Juefaan erschreckt.
„Das kann kein Zufall sein.“ Rulfan blickte in die Runde. „Er muss sie entdeckt haben.“
„Du meinst, jetzt hat er es auf sie abgesehen?“, fragte Sir Leonard.
Rulfan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weiß er, wie sie zu mir steht, und will sie als zusätzliches Druckmittel benutzen. Wie auch immer – sie braucht dringend Hilfe. Wer kommt mit mir?“
Ihre Knie fühlten sich an wie zu lange gekochter Fisch, das Herz pochte ihr in Kehle und Schläfen und in ihrem Rücken wühlte ein Schmerz, der sie zwingen wollte, sich einfach auf den Boden sinken zu lassen und aufzugeben.
Aruula hatte es geschafft und die Kapelle vor den beiden Mörderinnen erreicht! Sie konnte es kaum fassen. Doch hatte sie dadurch etwas gewonnen? Vielleicht. Wenn es ihr gelang, das vertraute Terrain zu nutzen und ihren kleinen Vorsprung in einen Überraschungsmoment umzumünzen.
Im Moment presste sie sich noch schweratmend und gegen die Übelkeit ankämpfend zwischen Trümmern in eine Mauernische. Wie erwartet musste sie den Spurt mit starken Rückenschmerzen bezahlen.
Sie lauschte den rasch näher kommenden Schritten ihrer Gegnerinnen. Jeden Moment würde Gorguuna durch das zerfallene, türlose Portal schleichen. Und nicht lange danach die zweite, Helgaaja. Sie hielt Aruula für die Gefährlichere der beiden.
Ganz nah klangen die stapfenden Schritte bereits. Wenn ich mir keine bessere Deckung suche, wird mich Gorguuna schnell finden , dachte Aruula. Es sei denn …
Sie bückte sich, biss die Zähne zusammen und tastete nach einem Stein. Sie musste die Kriegerin tiefer in die
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