Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Kapelle hinein locken und sie dann von hinten überraschen. Sie hob den Stein, der groß war wie ein Kinderkopf, und richtete sich auf. Dann holte sie aus, konzentrierte sich und sammelte ihre Kräfte. Als sie Gorguunas Schritte vor dem Portal hörte und bereits ihren Schatten in die Kapelle hineinfallen sah, schleuderte sie den Stein ins Halbdunkel der Kapelle hinein.
    Die Schmerzen beim Abwurf stachen so heftig, dass Aruula sich die Hand vor den Mund presste, um einen Schmerzensschrei zurückzuhalten. Der Stein prallte irgendwo im Chorraum gegen morsches Holz. Der Lärm hallte gespenstisch durch das uralte Gemäuer.
    Gorguuna stand jetzt im Eingangsbereich, lauschte und spähte. Und nun tauchte Helgaaja neben ihr auf. „Sie ist da rein gerannt“, tönte Gorguunas Stimme.
    „Ganz sicher?“, raunte Helgaajas tiefe Stimme.
    „Ich hab sie gehört.“ Über Steine, Gebälk und teilweise zerbrochenes Gestühl hinweg schauten Aruulas Henkerinnen in den Chorraum. Die Nordseite des Gebäudes, wo das Dach abgetragen worden war, um Rulfans Luftschiff einen freien Start zu ermöglichen, war von Tageslicht erhellt. Der Chorraum und die Südseite, auf der Aruula sich versteckt hatte, lagen ihm Halbdunkel.
    „Normalerweise haben diese Gotteshäuser einen zweiten, kleineren Ausgang“, hörte Aruula Helgaaja flüstern.
    „Du meinst da drüben, wo ich sie gehört habe?“, fragte Gorguuna. Helgaaja legte den Finger auf den Mund und nickte. Mit ein paar Handzeichen bedeutete sie ihrer Mordkomplizin, allein in den Chorraum zu schleichen. Sie selbst, so las Aruula ihren Gesten ab, wollte den Fluchtweg über den vermuteten Hinterausgang blockieren.
    Aruula atmete erst einmal auf. Sie hatte Zeit gewonnen. Wenigstens das.
    Doch was nun? Wieder raus aus der Ruine und versuchen, die Burg zu erreichen? Nein. Wenn die beiden sie auf dem freien Feld entdeckten, wäre das ihr Untergang. Einen Sieg konnte sie nur hier drinnen erringen, und nur durch Klugheit und nicht durch Kraft und Schwertkunst.
    Aruula wartete, bis Gorguuna ein paar Schritte in die Kapelle hineingegangen war und die ersten Balken und Trümmer überklettert hatte. Dann erst wagte sie sich aus ihrem Versteck, huschte zu der nahen Treppe, die auf die Empore hinauf führte, und schlich Stufe um Stufe nach oben. Dort angekommen, lugte sie durch die Holme des zur Hälfte eingebrochenen Emporengeländers hindurch ins Kirchenschiff hinunter.
    Gorguuna stieg eben über einen Gesteinsblock hinweg. Die Hälfte des Kirchenschiffs lag hinter ihr. „Stell dich, Aruula!“, rief sie. „Es hat doch keinen Sinn, sich feige zu verstecken!“
    Die ehemalige Königin der Dreizehn Inseln sah das entschieden anders – dicht an der Außenwand entlang schlich Aruula über die Empore in die gleiche Richtung, die Gorguuna unter ihr im Kirchenschiff einhielt.
    „Hier ist tatsächlich eine Tür!“, hörte Aruula jetzt Helgaajas dumpfe Stimme von draußen rufen. „Doch sie ist verschüttet! Kein Mensch kommt hier noch aus der Ruine!“
    „Dann sitzt sie in der Falle!“, rief Gorguuna und es klang ziemlich vergnügt. „Komm rein, Helgaaja! Aruula hat sich selbst ihr Grab gewählt!“ Sie bewegte ihren schweren Körper weiter in Richtung des Chorraums. „Hörst du, Aruula? Du bist tot!“
    Aruula schlich über die Empore, mied die alten Holzbohlen, balancierte über das Mauersims, auf dem die dicken Bretter dicht an der Wand auflagen, und erreichte auf diesem Weg endlich den Aufgang in den Glockenturm. Der ragte über dem Chorraum auf. Sie hielt an, drückte sich die Faust in den Rücken, atmete gegen den Schmerz an. Am Eingang sah sie nun die Umrisse von Helgaajas Gestalt auftauchen.
    „Bist du auch ganz sicher, dass du sie da hinten gehört hast?“, fragte Helgaaja laut.
    „Ganz sicher.“ Gorguuna hatte nun den Chorraum erreicht. „Verdammt dunkel hier. Komm schon, Helgaaja, beeil dich ein bisschen. Zwei Augenpaare sehen mehr als eines.“
    Aruula merkte, wie beider Stimmen heiser waren vor Anspannung und Angst. Das gefiel ihr. Sie würde alles tun, was in ihrer Macht stand, um die Angst der Mörderinnen noch zu steigern. Aruula duckte sich und huschte die Turmtreppe hinauf.
    Nach jeder Wendung der Wendeltreppe blieb sie stehen und schaute durch Mauerlücken oder Fensteröffnungen in den halboffenen Dachstuhl der Kapelle und durch ihn ins Kirchenschiff hinunter. Helgaaja tastete sich nur zögernd zwischen den Trümmern voran. In der Rechten hielt sie den gefährlichen

Weitere Kostenlose Bücher