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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya Yanar
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Frauen weit und breit. Nachdem er schon drei Liter isotonische Drinks zu sich genommen hatte, kam ein leicht verschwitzter, durchtrainierter Kleiderschrank mit Oberarmen, die so dick waren wie Francescos Taille, an die Bar, und Francesco sprach ihn an:
    „Ciao, Kollege. Isse bin de Francesco. Und du siehst aus, als kennst du dich aus mit heiße Fraue! Was ist heute los? Isse Männertag? Dürfen Signoras heute nisse rein?”
    Die Faust, die Francesco vom Barhocker holte, gehörte dem leicht verschwitzten, durchtrainierten Kleiderschrank mit Oberarmen, die so dick waren wie Francescos Taille. Der Kleiderschrank hieß Beate.
    Um keine weiteren Missverständnisse aufkommen zu lassen, kündigte Francesco seine Mitgliedschaft im Fitnessstudio und meldete sich in einer Yogaschule an. Dort traf der arme Francesco auf seinen Kumpel Ranjid. Und der hätte seinen italienischen Freund eigentlich warnen können. Hat er aber nicht.
    Yoga ist etwas Spezielles. Man muss das mögen. Wenn man die Teilnehmer nach einem Yogakurs beobachtet, haben sie immer einen leicht bekifften Gesichtsausdruck. Ich dachte immer, dass das von den vielen Mantras, Meditationen und „Oms” kommt. Ranjid hat mir aber erklärt, dass dieses Weggetretensein andere Ursachen hat:

    Was Ranjid sagen will: Beim Yoga wird gefurzt, was das Zeug hält! Die so freigesetzten Gase wirken wie Lachgas. Darum haben alle Yogis nach ihren Übungen immer dieses selige Grinsen im Gesicht. Alle Yogis – außer Ranjid. Denn wer mit einer Kuh zusammenwohnt, der ist immun gegen Pupser von 27-jährigen Grafik-Designerinnen.
    Wenn ich mich aufraffe, Sport zu machen, kommt das sofort meiner Figur zugute: Ich nehme zwar extrem schnell zu, aber auch extrem schnell wieder ab. Ein Beispiel: Ich stelle mich eines Morgens auf die Waage. Der Zeiger bleibt zitternd bei einer für meinen Geschmack zu hohen zweistelligen Zahl stehen: fünf Kilo zu viel!
Das ist für mich überhaupt kein Problem. Dann gehe ich einfach ins Schwimmbad und ziehe meine Bahnen – schon sind die fünf Kilo wieder weg!
    Doof nur, dass ich nach dem Schwimmen immer Lust auf Pommes habe – denn dann sind die fünf Kilo wieder da, bevor ich wieder zu Hause bin!
    Ich esse halt gern. Ich koche nicht gern. Aber ich gehe gern essen. Und ich lasse mich natürlich gern so richtig gut zum Essen einladen . Wenn es um gutes Essen geht, kann ich einfach nicht Nein sagen. Ich habe schon Angst, dass eines Tages das Telefon klingelt: „Herr Yanar, hier ist das Perfekte Promi Dinner ! Wie wär’s? Machen Sie bei unserer nächsten Sendung mit? Der Viertplatzierte der sechsten Big Brother -Staffel ist auch dabei, außerdem ein Zweitligatorwart, irgendeine Silikontitten-Schlampe und Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm!”
    „Unverschämtheit! Was glauben Sie denn, mit wem Sie hier telefonieren? Ich bin Kaya Yanar, und nicht irgendein Vorstadtpantomime! Das ist völlig unter meinem Niveau!”
    „Die Tittenschlampe macht übrigens ein tolles Risotto!”
    „Bin schon unterwegs!”

    Gegen zu viel Bauch kann man also etwas unternehmen – aber gegen zu wenig Haare? Haare kann man sich nicht antrainieren. Haare sind wie verliehene DVDs: Wenn sie einmal weg sind, dann kommen sie auch nicht mehr wieder.
    Wobei es keineswegs so ist, dass ich zu wenige Haare hätte! Ich habe genug Haare – aber an den falschen Stellen! Das sind meine türkischen Gene: Das Haupthaar wird seit ein paar Jahren lichter, aber im Gegensatz zu deutschen Haaren fallen türkische Haare nicht einfach aus. Sie verschwinden zwar auf dem Kopf , aber sie tauchen anderswo wieder auf. Wenn ein ausgefallenes deutsches Haar überhaupt wieder auftaucht, dann
meistens im Abfluss der Dusche. Türkische Haare dagegen erscheinen an den unmöglichsten Stellen wieder: Auf den Schultern!
    Auf dem Rücken!
    In den Ohren!

    Türkischen Männern wachsen überall Haare, und sie wachsen schnell: Die meisten türkischen Schnauzbärte sind gar keine Schnauzbärte, sondern zu lange Nasenhaare! Ich habe schon Türken gesehen, die ihre Kopfhörer-Stöpsel nicht mehr entfernen konnten, weil während eines einzigen Lieds das Ohrenhaar um die Dinger herum wuchs und sie für immer mit dem Träger verwob! Und auch ich habe türkische Wurzeln: Ich habe eine so heftige Fußbehaarung – ich könnte einen Hobbit doublen! Wenn ich barfuß über den Strand laufe, fragen sich die Leute: „Wieso trägt der Kaya denn mitten im Sommer Fellstiefel?”

    Ich habe überall zu viele Haare! Nur auf dem Kopf

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