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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya Yanar
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Frühstück Rührei?”
    „Ich habe eine bessere Idee, Hase – ich lade dich ein auf ein Sieben-Gänge-Menu im Gourmet-Restaurant!”
    Wer glaubt, teure Restaurants seien automatisch gute Restaurants, der liegt völlig falsch. Ich war vor kurzem in Cannes, jenem weltberühmten Franzosenkaff an der Côte d’Azur. Cannes ist schön. Cannes ist exklusiv. Und Cannes ist teuer. In einem der schönsten Hotels von Cannes, dem legendären „Carlton”, kostet ein Wochenende mit Meerblick gerne mal 2500 Euro. Ohne Frühstück. Selbst wenn man den Wert der mitgenommenen Bademäntel, Handtücher und Radiowecker abzieht, bleibt immer noch ein hübsches Sümmchen übrig!

    2500 Euro wollte ich nicht ausgeben. Aber trotzdem wollte ich die einzigartige Atmosphäre des exklusiven Nobelhotels zumindest ein bisschen genießen und ging zum Abendessen ins Restaurant im „Carlton”. Seitdem verbinde ich mit dieser Adresse nur noch eine Vokabel: Ungenießbar!
    Und damit meine ich gar nicht mal das Essen: Das war nämlich so mittelmäßig, dass ich am Ende ganz froh war, dass die Portionen so winzig waren! Das stille Wasser, das ich dazu trank, war auch okay (auf Wein hatte ich aus Kostengründen verzichtet, denn der war ungefähr so teuer wie der eben erwähnte Meerblick). Das Essen war nicht das Schlimmste. Etwas anderes war ungenießbar, und das waren die Kellner. Französische Kellner. Arrogante Kellner. Kellner, die dem Gast das Gefühl vermitteln, er müsse dem Ober in den Mantel helfen! Immerhin haben mir die „Carlton”-Kellner das Gefühl vermittelt, verdammt dankbar zu sein, für das bisschen Essen 200 Euro ausgeben zu dürfen. Ich war so eingeschüchtert, dass ich sogar ein kleines Trinkgeld gegeben habe. Denn es gilt zwar die unausgesprochene Regel: „Kein Service – kein Trinkgeld.”
    Aber leider gilt auch die zweite Regel: „Kein Trinkgeld – kein Mantel!”
    Das mit dem Trinkgeld ist eh so eine Sache. Wie viel gibt man? Gibt man überhaupt etwas? Auf vielen Speisekarten steht ja extra: „Service inbegriffen”. Aber das
nehme ich nicht ernst – auf der gleichen Karte steht ja auch: „Aus frischen Zutaten zubereitet”. Also runde ich den Rechnungsbetrag meistens auf.
     
    Ich habe in Trinkgeldfragen folgende Faustregel:
    10 Prozent Trinkgeld , wenn’s okay war (kommt häufig vor).
    15 Prozent Trinkgeld , wenn’s richtig gut war (kommt manchmal vor).
    25 Prozent Trinkgeld , wenn die Kellnerin 180 groß, blond und vollbusig ist (kommt selten vor).
    100 Prozent Trinkgeld , wenn die Kellnerin 1,80 groß, blond und vollbusig ist, und dir auch noch ihre Telefonnummer gibt (kam noch nie vor).
     
    So gerne ich zum Essen ausgehe: Auch in meinem Leben gibt es Mahlzeiten, die ich nicht im Restaurant zu mir nehmen will, weil sie so intim und persönlich sind, dass sie ohne Publikum stattfinden sollten. Ich spreche vom romantischen Candle-Light-Dinner, dem berühmten „Dinner for two”. Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich von vielen Menschen erkannt werde. Da wird ein „Dinner for two” schnell zum „Dinner for twenty-two” – wir zwei und zwanzig weitere Leute, die nur ganz schnell ein Handyfoto machen wollen. So komme ich nicht in Stimmung. Was also macht ein Kochmuffel wie ich in einer solchen Situation?
    Mama kochen lassen geht gar nicht. Folgender Albtraum verfolgt mich seit Jahren: Mama hat für uns gekocht. Meine Flamme und ich haben im sanften Kerzenschein gespeist. Der Champagner geht langsam zur Neige. Der Nachtisch sieht wirklich köstlich aus, doch noch köstlicher sieht mein Gegenüber aus. Also lasse
ich den Löffel in der Mousse au Chocolat stecken, beuge mich zu meiner Angebeteten hinüber, will sie küssen – und in dem Moment kommt meine Mama rein und brüllt: „Mein kleiner Kaya, isst du sofort auf, sonst es gibt morgen schlechtes Wetter!”
    Ich habe eine Menge Candle-Light-Dinner hinter mir, und mittlerweile weiß ich ganz genau, was ein perfektes romantisches Abendessen braucht:
    Der Champagner sollte gut gekühlt sein.
    Auf den Tisch gehören frische Rosen und eine weiße Tischdecke.
    Die Musikauswahl muss stimmen: nicht zu aufdringlich, aber auch nicht zu seicht.
    Das Essen sollte nicht zu schwer sein. Beste Zutaten sind an einem solchen Abend sowieso eine Selbstverständlichkeit. Und für den „Nachtisch” sollte das Bett frisch bezogen und das Schlafzimmer tipptopp aufgeräumt sein.
    Mit anderen Worten: Der Abend findet bei ihr statt.
    Ich bin zum Glück nicht allein mit

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