Made in Germany
Erdnüsse? Gern. Aber dazu nehme ich dann kein Sixpack Dosenpils, sondern ein stilles Wasser, ein Gläschen Apfelsaft oder eine Tasse grünen Tee. Das faszinierende Ergebnis dieser Selbstdisziplin: Wenn Boxen läuft, bin ich nüchtern. Darum weiß ich im Gegensatz zu sehr vielen deutschen Männern auch, dass beim Boxen das Ergebnis schon vorher feststeht.
Ich habe mir auch noch nie Carmen Nebel schöngetrunken. Gut, das hat noch niemand geschafft, aber ich habe es noch nicht einmal versucht! Ich habe außerdem schon solch schreckliche Fernsehprodukte wie
Heimwerkershows und Auswanderersendungen ohne einen Tropfen Alkohol ertragen. Alles nur mit reiner Willenskraft!
Aber ich gebe zu: Je später der Abend wird, desto schwieriger wird es, das deutsche TV-Programm nüchtern zu ertragen. Spätestens bei der Quiz-Tante, die nachts um drei die Bommel von ihren Brustwarzen zieht, damit jemand anruft und eine Automarke nennt, die mit „Mitsubish” anfängt, hilft auch kein Alkohol mehr: Da hilft nur abschalten oder sich mit einem Hammer so lange auf den Kopf hauen, bis es für immer dunkel wird!
Ich mache mir also nichts aus Alkohol. Ich mag ihn einfach nicht. Wenn jemand vom tollen Geschmack eines kühlen Biers schwärmt, kann ich nur mit den Schultern zucken. Verstehe ich nicht. Da könnte er mir auch davon erzählen, wie gern er seine Zehen in Gullydeckeln einklemmt oder wie lecker es sei, in Parkscheinautomaten zu beißen. Wir leben in einem freien Land. Wenn ihm das Spaß macht – bitte! Aber ich brauche das nicht.
Ich werde auch total schnell betrunken. Wenn ich Komasaufen machen will, dann gurgle ich eine Runde mit Odol – das reicht! Ein „Mon Cheri”, und ich falle
um! Wenn David Hasselhoff mich anhusten würde, dürfte ich nicht mehr Auto fahren!
Aber natürlich habe ich auch schon mal richtigen Alkohol getrunken. Das erste Mal habe ich es mit 18 oder 19 probiert. Aber nicht etwa Bier oder Wein – nein! Man glaubt als junger Mann ja, dass man unbesiegbar ist. Darum fiel meine Wahl auf ein durchsichtiges, harmlos aussehendes Getränk, das in einer unschuldigen Flasche mit einem lustigen roten Hütchen drauf gereicht wird: Tequila! Ein typischer Anfängerfehler! Das ist ungefähr so, als wolltest du dich zum ersten Mal prügeln und forderst dafür ausgerechnet die Klitschkos raus!
Dummerweise hatte ich an dem Abend auch noch Durst. Und vielleicht hätte ich vorher besser drei oder vier große Apfelschorlen trinken sollen und nicht die gleiche Menge Tequila! Habe ich aber nicht. Darum war ich nach dem Abend natürlich total hinüber.
Tequila ist aber auch gemein: Tut farblich so, als wäre es Wasser, wirkt aber vollkommen anders. Wenn in den Weltmeeren Tequila statt Wasser wäre, gäbe es ein schlimmeres Fischsterben als bei der Ölpest im Golf von Mexiko. Aber nicht durch Alkoholvergiftung – sondern weil die Fische sagen würden: „Boh, wir sind so blau, wir können nicht mehr geradeaus schwimmen – kommt, wir legen zusammen und nehmen uns einen Taxi-Hai!”
Tequila ist also alles andere als Wasser. Und man trinkt ihn auch nicht wie Wasser. Tequila zelebriert man: Salz auf die Hand, ablecken, Tequila schlucken, und zum Schluss in die Zitrone beißen … oder wie war das? Zitrone, Tequila, Salz? Salz, Zitrone, Tequila? Stein, Papier, Schere? In den Tequila beißen, die Zitrone ablecken und
das Salz schlucken? Ich vergesse das immer wieder! Ich meine, man kann sich das auch immer wieder laut vorsagen, um es nicht zu vergessen. Aber man erntet in der Kneipe die merkwürdigsten Blicke, wenn man vor seinem Getränk sitzt und ständig murmelt: „Lecken – schlucken – beißen. Lecken – schlucken – beißen.”
Ich habe auf jeden Fall mit 18 oder 19 Jahren das Zeug zum ersten Mal getrunken. Schön brav angefangen mit Salz. Tequila. Zitrone. Dann noch mal: Salz. Tequila. Zitrone. Dann hab ich die Zitrone weggelassen. Mit jeder Runde wurde die Reihenfolge unwichtiger. Irgendwann war ich bei Salz, Tequila, Tequila, Tequila, Tequila.
Und nach dem 15. Tequila habe ich das Salz geschnieft! Ich war sturzbesoffen! Ich hatte richtig Spaß, und ich habe alle Frauen angequatscht. Deshalb war die Kneipe auch nach zwei Minuten leer. Frauen stehen nicht darauf, von besoffenen Männern angequatscht zu werden. Dafür müssen sie nicht ausgehen – das können sie auch zu Hause haben!
Dann hatte ich auf einmal einen Filmriss. Hat man mir jedenfalls gesagt. Ich kann mich ja nicht mehr erinnern. Ich hatte ja
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