Made in Germany
meinen Problemen. Meine Kumpels Hakan, Ranjid und Francesco haben auch schon schlimme Reinfälle mit romantischen Abendessen erlebt. Letztens haben wir zusammen gesessen und uns die schönsten Geschichten erzählt.
Ranjid machte den Anfang: „Ich habe mal für eine Frau gekocht, das war total romantisch”, kicherte Ranjid. „Ich hatte sogar meine Kuh ins Kino geschickt, damit wir zwei ungestört waren. Als wir beim Hauptgang waren, hab ich ihr meine Liebe gestanden – und dabei wurde sie total rot.”
„Is doch konkret gut!”, meinte Hakan. „Da war die Alte krass romantisch. Die fand disch süß, Ranjid.”
„Nee”, meinte Ranjid, „sie wurde nicht rot, weil sie
mich so süß fand, sondern weil mein Curry so scharf war!”
Zugegeben: Hakan ist kein besonders romantisch veranlagter Typ. Er bevorzugt eher den direkten Weg. Aber ein einziges Mal war auch Hakan bei einem romantischen Candle-Light-Dinner in einem schnuckeligen, kleinen Restaurant. Doch die Dame seines Herzens ging allein nach Hause. „Isch versteh die Alte konkret nicht”, sagte Hakan zu uns, „Champagner, krasse Austern, scheiße Kerzen – alles war perfekt! Das fanden sogar meine drei Kumpels, die isch mitgebracht hatte!”
Francesco hat von uns allen natürlich die größte Erfahrung, was romantische Abendessen betrifft. Er zündet sogar Kerzen an, wenn er nachts aufsteht und sich ein Butterbrot schmiert. Ein romantisches Abendessen organisiert er mit geschlossenen Augen.
„Und doch habe isse letztens was vergesse!”, gab er kleinlaut zu. „Eigentlich hatte isse alles da: Kerze, Rose, Kaviar … alles war da, inklusive dieser kleine Dinger für de Nachtisch ...”
„Löffelchen?”, fragte Ranjid.
„Scheiße Schokostreusel?”, fragte Hakan.
„No”, sagte Francesco, „Kondome!”
„Und? Wo war das Problem, wenn du an alles gedacht hast?”, fragte ich.
„Na ja, isse hatte alles da – außer einer Signorina!”
Nicht nur die Esskultur ist vielschichtiger und komplizierter geworden. Es ist auch nicht mehr möglich, einfach mal einen Kaffee trinken zu gehen. Und ich meine stinknormalen Kaffee, serviert in einer Kaffeetasse. Und nicht Latte macchiato, Caffè Latte, Espresso doppio oder Mocca Frappucino. Guter alter Filterkaffee. Klassisch. Schwarz. Dünn.
Aber Filterkaffee teilt sein Schicksal leider mit dem St.-Helena-Ohrwurm (Labidura herculeana): Er ist ausgestorben! Letztens habe ich versucht, eine Tasse Filterkaffee zu bestellen: Die Kellnerin hat mich angeguckt, als hätte ich frittierten Walpenis in Minzsauce bestellt!
Dir ist nach Kaffee mit Vanillearoma, mit Ahornsirup oder mit Hamstergeschmack? Kein Problem.
Du wünschst Kaffee mit laktosefreier Milch, mit Sojamilch oder mit Sonnenmilch? Gibt’s an jeder Ecke.
Du bestellst deinen Kaffee im Glas? Im Becher? In der Vase? Kommt sofort!
Du möchtest eine ganz normale Tasse Kaffee haben? Dann wird der Geschäftsführer geholt, damit er dir kuriosem Sonderling lebenslanges Lokalverbot erteilt.
Ich finde es schade, dass dem Kaffee so übel mitgespielt wird. Immerhin ist die Kaffeebohne über uns Türken nach Deutschland gekommen. Zumindest fast. Wir haben sie bis nach Österreich gebracht, und zwar als die Türken Wien belagerten. So hat es mir jedenfalls mein Vater erzählt (nicht, dass der die Belagerung persönlich mitgemacht hätte, aber er erzählte gern von wahren und angeblichen Heldentaten seines Volks). Wir Türken haben die Kaffeebohne also bis nach Wien gebracht. Gut, wir sind auch nur bis Wien gekommen . Wir hätten sie den Deutschen auch gern persönlich überreicht, vielleicht sogar auf der „Zeil” in Frankfurt:
„Kssss – willst du Kaffee?”
Wir Türken standen zweimal vor Wien: Die erste türkische Belagerung fand 1529 statt, die zweite 1683. Die zweite Belagerung dauerte mehrere Monate lang, und das war ohne Kaffee natürlich nicht durchzustehen! Wenn man Woche für Woche von außen auf Wien starrt, dann kann das ganz schön langweilig werden. Also haben die türkischen Belagerer von morgens bis abends Kaffee getrunken, um halbwegs wach zu bleiben.
Nach drei Monaten sind sie wieder abgezogen. Und dabei passierte es!
Jeder kennt das. Man ist im Ausland, und bei der Abreise sagt man sich: „Mein Gepäck ist so schwer – da lasse ich die angebrochene Shampooflasche lieber hier.” So ging es meinen Vorfahren auch, nur, dass sie natürlich keine Shampooflasche zurückließen, sondern einen Sack Kaffee.
Ein Österreicher hat
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