Made in Germany
meinen Kumpels kiffen auch. Das kam für mich auch nie infrage. Ich mag es nicht, es riecht nicht gut, und vor allem: Kiffen macht langsam. Wenn man mit Kiffern Fußball guckt, kann es passieren, dass die bei der Zeitlupe zum 3:1 sagen: „Ey, Kumpel – wieso spulst du vor? Was soll die Hektik?”
Hakan hat zum Beispiel einmal eine Tüte geraucht. Aber wirklich nur einmal. Das soll man eigentlich nicht machen. Heute weiß Hakan das auch. Damals aber war er einfach neugierig:
Francesco hat eine Zeit lang auf Pillen geschworen. Aber natürlich nicht Ecstasy oder LSD, sondern Potenzpillen.
Die eigenartigste Drogenerfahrung von uns vier Jungs hat ausgerechnet der brave Ranjid gemacht. Ranjid ist ein ganz naturverbundener Mensch: Er kauft Bio. Wenn er Kondome bräuchte, wären die aus Jute. Und er bevorzugt Naturdrogen. Chemische Drogen wie LSD
würde Ranjid nie anrühren. Letztens kam er an und hatte einen Frosch in der Hand: „Guck mal, Kaya! Ist das nicht toll?”
Ich guckte: „Nein, Ranjid, das ist nicht toll – das ist ein Frosch!”
„Ja, aber der kommt aus Amerika!”
Ich bin ein höflicher Mensch. Darum sagte ich: „Hi, I’m Kaya!”
Ranjid fühlte sich ein bisschen verarscht: „Nein, Kaya, das ist ein besonderer Frosch. Aus der Haut von diesem Frosch kommt eine Flüssigkeit. Und wenn du diese Flüssigkeit ableckst, dann soll dich das high machen.”
Das gibt es wirklich: Es gibt Leute in den Vereinigten Staaten von Amerika, genauer gesagt in Arizona, die lecken
an Fröschen! Nicht, weil sie glauben, dass die Frösche sich dann in Prinzessinnen, Cheerleader oder Jennifer Aniston verwandeln! Nein, die Amerikaner lecken an den Fröschen, um high zu werden! Vielleicht liegt es daran, dass in Amerika wirklich nirgendwo mehr geraucht werden darf, aber an Fröschen lecken – darauf muss man erst mal kommen!
Meine Frage lautet deshalb: Wer ist darauf gekommen? Wie ist das passiert? Hier meine Theorie:
Arizona. Draußen. Es ist Nacht. Zwei Jäger sitzen schweigend am Lagerfeuer und starren in die Flammen. Bis auf das Knacksen der Äste im Feuer ist es still. Auf einmal hören sie Geräusche.
„Quaaaaak! – Quaaaaak!”
Der eine Jäger bricht das Schweigen: „Jim, das sind Frösche!”
„Ja, John, das ist korrekt. Was sollen wir mit ihnen machen?”
John schaut nach links, er schaut nach rechts. Er schaut hinter sich und kontrolliert, ob sich irgendjemand im Dickicht versteckt. Als er ganz sicher ist, dass die beiden allein sind, flüstert er: „Wir könnten sie … lecken!”
So könnte es gewesen sein. Aber wer kennt schon die andere Seite?
„Quaaaak, Hüpfi, das sind Jäger!”
„Quaaaak, ja, Hopsi, das ist korrekt. Sollen wir uns lecken lassen?”
Ich habe damals natürlich nicht an dem Frosch geleckt, so sehr Ranjid mich auch gebeten hat. Denn auch Naturdrogen sind und bleiben Drogen. Und von Drogen lasse ich die Finger. Seit ich weiß, dass es sogar Pilze gibt, die halluzinogene Wirkung haben, bin
ich auch extrem vorsichtig in bürgerlichen Speiselokalen. Ich warte immer noch darauf, dass im „Gasthaus zur Post” ein zünftiger Kellner an meinen grob gezimmerten Eichentisch kommt, sich verstohlen umschaut und mir dann ins Ohr zischt: „Ksst – suchst du Jägerschnitzel?”
KAPITEL 9
Feste und Rituale
Eine Umfrage unter meinen 500 000 besten Freunden hat ergeben: Wenn nach typisch deutschen Eigenschaften gefragt wird, fallen sehr häufig Antworten wie „Pünktlichkeit”, „Fleiß” und „Strandliegen mit Handtüchern reservieren”. Viel seltener sind hingegen die Antworten wie „Fische mit den Händen fangen”, „Chinesen und Japaner auseinanderhalten können” und „ausgelassen feiern”.
Auch wenn das mit den Fischen und den Chinesen seine Richtigkeit haben mag, beim dritten Punkt habe ich persönlich einen ganz anderen Eindruck von meinen deutschen Landsleuten: Ich finde, die Deutschen können genauso gut feiern wie die anderen Nationen! Mindestens! Sonst wäre der „Ballermann 6” auf Mallorca schon längst pleite!
Meine Erfahrung nach fast 40 Jahren in Deutschland ist: Deutschland ist eine fröhliche, unverkrampfte und gut gelaunte Nation. Der ganzen Welt haben die Deutschen ihre Feierlaune bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 gezeigt: Public Viewing! Autofähnchen! Fanmeile! Die Welt zu Gast bei Freunden! Deutsche lagen sich und anderen in den Armen!
Da rieben sich viele ausländische Besucher ungläubig die Augen und dachten: „Gut, es ist jetzt
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