Made in Germany
schließlich einen Filmriss. Ich kann mich erst wieder daran erinnern, dass ich nach Hause gelaufen bin. Es war schon hell.
Ich kam zu Hause an, ich wollte mich ins Bett legen, aber das Bett bewegte sich! Wenn man mit einer Frau drin liegt, ist das ja super – aber allein?
Ich so: „Hey, Bett, bitte wackel nicht so, mir ist schlecht!”
Und das Bett: „Nein Kaya, du hast schon gefeiert, jetzt will ich meinen Spaß haben! Komm, fang mich doch!”
Dann lag ich auf meinem Bett, und plötzlich bewegte sich das Haus! Ich so: „Hey, Haus, bitte wackel nicht so!” Und das Haus: „Nein, Kaya, ich will auch meinen Spaß haben. Pass mal gut auf!” Und dann kam mein ganz privates Erdbeben!
Mein Vater kam rein, und ich: „Hey, Papa, hör auf zu wackeln.” Und mein Vater setzte sich zu mir ans Bett, total lieb, total fürsorglich. Er strich mir übers Haar und wollte sagen: „Du armer Kerl – jetzt sitzt du aber ganz schön in der Patsche.” Stattdessen sagte er: „Du kriegst gleich Pfanne!”
Lieb gemeint, aber es half nichts. Vor allem brauchte ich nicht Pfanne – ich brauchte Schüssel! Von den ganzen Schwindelgefühlen wurde mir schlecht. Ich musste kotzen. Ich bin aufs Klo gerannt: „Hoffentlich schaff ich‘s noch.”
An meiner Mutter vorbei: „Hoffentlich schafft der’s noch.”
Durch den wackelnden Flur: „Das schaffst du nie!”
Ich kam im Badezimmer an. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben besoffen. Mir war schlecht. Ich hatte Kopfschmerzen. Ich wusste nicht, dass sich das so anfühlt! Warum steht auf allen Zigarettenpackungen „Rauchen macht Krebs”, aber auf den Flaschen steht nicht „Von Tequila muss man kotzen”?
Egal, diese Kombination aus Kloschüssel und Tequila-Birne machte mich unendlich demütig: Ich fiel auf die Knie. Ich hatte keine Chance – einer gegen zwei: Kaya gegen Villeroy und Boch !
Ich hab die Kloschüssel auf jeden Fall erst einmal abgeknutscht: „Schön, dass du da bist – ich hab dich echt gebraucht, weißt du ...” Und die Kloschüssel: „Äääääh ...”
Ja, es war so! Ich schwöre! Die Kloschüssel fing an, mit mir zu reden: „Na? Was haben wir denn getrunken, Kaya? Tequila? Aaaah, böse! Komm, gib’s mir, ich kann damit umgehen ...”
Genau so haben wir es gemacht! Ich war so froh, dass ich die Kloschüssel hatte. Und nicht ein Plumpsklo wie in der Türkei. Da hältst du deinen Kopf rein und die Kakerlaken so: „Ey! Was kotzt du, bist du bescheuert?”
nach 1 Tequila
nach 3 Tequila
nach 10 Tequila
nach 20 Tequila
Das letzte Mal, dass ich zu viel getrunken hatte, ist schon sehr lange her. Damals wollte ich mich von meinem besten Kumpel aus der Kneipe abholen lassen. Ich habe 30 Minuten gebraucht, um die Nummer zu wählen. Und dann auch noch die falsche Nummer:
„DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT!”
„Ist da der Florian?”
„Nein!”
Aufgelegt. Nächster Versuch.
„DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT!”
„Ist da der Florian?”
„Nein.”
Aufgelegt.
„DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT. DIDDEL-DIDDEL-DITT!”
„Flo...?”
„Sagte ich doch eben: Nein!”
Klack.
„DIDDEL- DI...”
„NEIN!!!!!”
„DI...”
„Okay, okay, verdammte Nervensäge! Dann ist hier halt der Scheiß-Florian. Was willst du?!”
„Äh, Florian, entschuldige die späte Störung, aber ... ist der Hakan bei dir?”
Daraufhin legte „der Scheiß-Florian” so laut auf, dass ich doch lieber ein Taxi genommen habe ...
Seitdem bin ich mit Alkohol sehr viel vorsichtiger. Wenn ich mit Freunden essen gehe oder auf einer Party bin, dann trinke ich allerdings auch mal gern ein Glas Wein. Wobei ich mich natürlich überhaupt nicht auskenne. Woher auch? Aber wenn man die riesige Weinkarte einmal in der Hand hat, dann will ich vor meinen Freunden auch nicht dastehen wie der letzte Depp. Also wandert mein Finger die lange Liste mit den vielen fremden Begriffen entlang.
Riesling? Ist das nicht dieser nervöse Kabarettist?
Müller-Thurgau – hm … ja, ich erinnere mich! Die ist doch in der FDP!
Chardonnay – Gesundheit!
Wenn der Kellner dann kommt, tippe ich irgendwo drauf und lasse mich überraschen. Meistens geht das auch gut, aber letztens hab ich auf diese Weise bestellt, und der Kellner rief einmal quer durch den ganzen Laden: „Gaby, machst du dem Herrn Yanar mal eine Karaffe von dem ›Alle Preise verstehen sich inklusive Bedienung und Mehrwertsteuer‹?”
Zu Hause bei uns wurde
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