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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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Schutz vor dem Ruin bieten. Alles, was auf dem Felsen herumschlendert, riecht nach Barem. Ich beneide sie nicht, diese reichen Leute, die wir mit unserer Einfachheit herausfordern. Für mich ist das eine andere Welt, die mir eigentlich nicht gefällt, aber eins finde ich herrlich: dass Maman glücklich ist.

5
Lichter der Großstadt
    Dieses Mal, in Paris, muss ich ohne Musiker singen, auf Band. Als ich eben ankam, habe ich ihnen die Kassette gegeben. Meine Band, die Dob’s, und ich haben sie so gut es mit unseren Mitteln ging und in aller Eile aufgenommen. Hinter der Glasscheibe des Studios kann ich im Halbdunkel Gestalten erkennen. Ich weiß, dass Joël Cartigny, den ich bei dieser Gelegenheit kennenlerne, und weitere Leute der Plattenfirma Phonogram, die das Vorsingen veranstaltet, da sind. Dass ich daran teilnehmen darf, verdanke ich dem Architekten Bernard Schwartz, dem ich in der Rumpelkammer aufgefallen bin. Er hat keine Verbindungen in der Branche, doch sein Glaube an mich versetzt Berge. Und so wird er allmählich zu meinem Agenten.
    Wir schreiben das Jahr 1985, und »Africa«, der Titel von Rose Laurens, ist ein großer Hit im Radio. Für diesen Song habe ich mich entschieden. Ich habe ihn gerade zu Ende gesungen, da höre ich ein lautes »Haben Sie nicht noch was anderes?« . Das ist nicht das erste Mal, dass man mich zu verunsichern versucht, also lasse ich mich nicht beirren. Ja, in der Tat, ich hab noch was anderes. Ich habe eine Zugabe auf Lager, für den Fall, dass ich noch ein weiteres Argument brauchen sollte, um meine Zuhörer zu überzeugen: einen Song, dessen Schwierigkeit mir Gelegenheit gibt, meine stimmlichen Möglichkeiten vorzuführen: »New York, New York«. Damit macht man immer Eindruck. Vielleicht aber auch nicht, wenn man
hört, was die Herren in der Jury zu sagen haben. Sie verpassen meinem Enthusiasmus eine kalte Dusche: »Danke. Das ist alles. Wir rufen Sie dann an.« Ich verlasse das Studio und fahre enttäuscht nach Hause.
    Â 
    Die Tage vergehen, und ich vergesse dieses Vorsingen. In der Hoffnung auf einen Plattenvertrag singe ich auch deutschen Plattenfirmen vor. Manchmal bringt es mich in Rage. Denn ich habe den Eindruck, das alles ist nur Schau und man braucht Beziehungen, um an einen Vertrag zu kommen. Manchmal gibt es sogar Beweise für meinen Verdacht. Bei einem Vorsingen in Nürnberg bittet man mich, nicht zu gut zu sein, damit ein anderes Mädchen gewinnen kann, das Deutschland bei der Eurovision vertreten soll.
    Aber ich brauche keine Platten, um das weiterzumachen, was auf ganz natürliche Weise zu meinem Beruf geworden ist. In der Rumpelkammer, in der ich schon seit etwa sieben Jahren auftrete, fühle ich mich wohl. Ich bekomme viele Komplimente. Man findet, dass ich kleines Vögelchen einen unglaublichen Atem habe. Behauptet, ich sei »bewegend« und meine Stimme »mächtig«. Wundert sich, dass ich trotz dieser Stimme so zart und weißhäutig bin. Ich höre immer wieder denselben Scherz: »Bevor ich dich gesehen hatte, stellte ich mir bei deiner Stimme eine Art Aretha Franklin vor!« Die Kluft zwischen Gesehenem und Gehörtem kann amüsant sein, aber auch störend. Jetzt, da ich groß bin, muss ich zwar nicht mehr auf einen Stuhl klettern, doch ich stehe in keinem Verhältnis zu meiner Stimme. Ich bin nun ein junges Mädchen, dessen Entwicklungsstand nicht ganz zu seinem Alter passt, aber genau zu seiner Geschichte, die die Gestalt eines Herrn in den Vierzigern annimmt, eines gut aussehenden,
vornehmen Mannes namens François Bernheim. Seit den Sechzigerjahren ist er in der Musikwelt sehr aktiv. Er ist Komponist und Produzent, eine Schlüsselfigur. Eine wichtige Größe, die Gutes über mich gehört hat, und zwar von den etwas kurz angebundenen Schatten, die ich bei meinem Vorsingen in Paris bei Phonogram gesehen hatte. Da ihm die Aufzeichnung, die er gehört hat, nicht reicht, um sich ein Urteil zu bilden, reist er mir nach. In Deutschland hört er mir bei einem Bierfest zu, in einem Zelt.
    Ich sehe ihn nicht, ich weiß nicht, dass er da ist, ich weiß nicht einmal, wer er ist. Ich mache es wie immer. Ich singe mit aller Kraft, mit der ganzen Textur meiner etwas rauen Stimme, vom stundenlangen Singen aufgeheizt, einfach so, ohne Technik, ohne Stimmübungen. Für mich ist dieser Samstag ein Samstag wie jeder andere. Für François Bernheim

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