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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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natürliche Live-Atmosphäre, die ich mir für meine Platte wünsche. Hier werden die Aufnahmen gemacht. Ich möchte, dass das Album einen Art-déco-Charakter bekommt, mit dem Charme von Berlin, Paris und Argentinien. Ich habe mir eine lange Reise eines Berliner Cabarets zu einem Pariser Jazzkeller ersonnen, mit einem Umweg über die Tango-Tanzsäle von Buenos Aires. Um das zu realisieren, haben wir drei verschiedene Arrangeure beteiligt: Brifo de la Yellow, Fred Helbert und die Caravane Palace. Letztere sind eine Gruppe, die sich zwischen Techno und Jazz bewegt. Diese Reise, die ich mir ausgedacht habe, werden wir heute in der Fabrik antreten.
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    Und es geht gleich intensiv los … Ich habe gerade erst ein paar Sätze gesungen und schon spüre ich die Emotionen. Es
liegt am Text, natürlich … Satzfetzen, die ich vor langer Zeit rasch in einem Heft notiert habe. So etwas wie winzige Erinnerungen oder kleine Andenken an jemanden. Tanguy hat mich dazu ermuntert, persönlicher zu schreiben, tiefer zu gehen. Was ich heute singe, ist der Text, den wir gemeinsam verfasst haben. »Une dernière fois«  – Ein letztes Mal  – ist wahrscheinlich eins meiner bewegendsten Lieder.
    Es gibt auch ein Lied, das ich Papa gewidmet habe: »Faites entrer les clowns«  – Holt die Clowns herein. Bei diesem Lied sehe ich ihn vor mir, das offene, lachende Gesicht mit der roten Nase, die blauen, durchscheinenden Augen. Lustig und doch ein wenig traurig, wie nur Clowns sein können. Mit Kabaret kehre ich ein wenig in meine Vergangenheit zurück. Ohne es eigentlich darauf anzulegen, treffe ich auf alte Gefährten wie François Bernheim. Unter einer großen Auswahl an Songs stoße ich auf einen ganz besonders schönen: »Le jour se lève«  – Der Tag bricht an. Und dann sehe ich, dass François Bernheim ihn geschrieben hat. Ein unglaublicher Zufall, der uns einmal mehr ein Stück Weg gemeinsam gehen lässt. Zudem lasse ich mich von einem hübschen alten Titel aus den Sechzigerjahren »Das Glück kennt nur Minuten«, einem Lied von Hildegard Knef, zu »La chance jamais ne dure«  – Glück ist nie von Dauer  – inspirieren. Hier ist Kurt Weill nicht weit…
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    Kabaret , ein Album, das sowohl Rückkehr als auch Bruch und Aufbruch bedeutet, wird exklusiv im Internet herauskommen. Eine Möglichkeit, mich stärker von den Plattenfirmen zu lösen und mich einem Medium zu öffnen, das ich bislang nicht genutzt habe. Für eine erfahrene Künstlerin meines Alters, wenn ich das so sagen darf, eine gewagte Entscheidung,
doch es ist eine gute Zeit dafür und ich spüre, dass sich uns Künstlern durch das Internet eine neue Welt eröffnet. Der Internethändler vente-privée.com soll mein Schaufenster sein, seine Geschäftsführung war gleich angetan von der Idee … Die Strategie wird sich als richtig erweisen, denn das Album, für das ich auch noch mit einer hervorragenden Show werbe, wird weltweit achthunderttausendmal verkauft.
    Seltsamerweise wird einer der überraschendsten Titel des Albums Kabaret die Richtung für die neue Show vorgeben: »Addicte aux héroïnes«  – Süchtig nach Heldinnen  –, eine Hommage an die Frauen der Dreißigerjahre. Ich stürze mich in die Vorbereitung der Tournee, für die ich ehrgeizige Pläne habe. Ich stelle mir ein Gesamtkunstwerk vor, mit zeitgenössischem Tanz, Videoprojektionen und einer Prise Literatur, eine ausgefeilte, stilvolle und intelligente Show. Die Vorstellung soll dem Album entsprechend eine Reise durch die verschiedenen Epochen und Länder sein. Und eine Hommage an die freien Frauen. Mir ist klar, dass die Umsetzung meiner Ideen anstrengend, kostspielig und risikoreich sein wird.
    Ich widme mich voll und ganz der mühsamen Vorbereitung der Tournee. Alles wird sorgfältig überlegt, alles minutiös geplant. Ich sehe die Show als ein Märchenspiel aus anspruchsvollen Einzelszenen. Tanguy hilft mir, diese Welten, die ich in Tönen, Bildern und Tanz wiedererstehen lassen will, zu unterfüttern. Er bringt mir Fotos und Filmauszüge aus den Dreißigern, Pabst, Hitchcock, Lubitsch, und auch Videos zeitgenössischer Choreografien. Eine ganze Dokumentation, die mir bei der Gestaltung des Bühnengeschehens hilft. Er recherchiert, ich recherchiere,

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