Mademoiselle singt den Blues - mein Leben
dann Hippies, dann mädchenhaft, dann⦠Ich hatte früher keinen Raum, nach meiner Identität zu suchen.
Vielleicht versuche ich sogar, Madonna zu imitieren, weil ich so fasziniert von ihr bin. Jede neue Platte ist für sie die Gelegenheit, mit dem Stil der vorangegangenen zu brechen, und ein Vorwand, sich zu verkleiden und eine neue Rolle zu spielen. Ihre Clips sind die Geschichten der Personen, die sie erfindet und spielt. Bei ihren immer neuen Häutungen ist sie ebenso Filmschauspielerin wie Sängerin. Wir spielen einen neuen Look, und manchmal verlieren wir. So geht es heute
Madonna, die den bösartigsten Kommentaren ausgesetzt ist. Man wirft ihr vor, dass sie sich nicht aus dem Spiel zurückzieht. Ich bewundere und verteidige sie. Einmal, vor zehn Jahren, hatte ich die Gelegenheit, sie kennenzulernen â¦
Ich bin zu einer Fernsehsendung eingeladen, die von Jean-Pierre Foucault moderiert wird. Madonna ist in Paris, um ihr Album Ray of Light zu promoten, und an diesem Abend bin ich ihr Ãberraschungsgast, weil sie die Piaf liebt und überall sagt, ich sei die würdige Erbin der Piaf. Jetzt steht sie vor mir. Sie hat sehr langes, sehr schwarzes Haar, rabenschwarz, und ist extrem geschminkt. Ich bin kein Fan dieses etwas nach Gothic aussehenden Looks. Wir werden einander vorgestellt, sie lächelt und küsst mich auf die Wangen, sie kennt die französischen Sitten. Wir denken laut darüber nach, ob wir nicht als eine Art teuflisches Duo singen sollten: »Je tâaime ⦠moi non plus«.
Nach der Fernsehshow verlassen wir das Studio. Sie vorn, in einem Wagen. Ein wahrer Korso. Ich bin beeindruckt von der Eskorte dieses amerikanischen Stars. Sie fährt jetzt zurück zum Flughafen, wo ihr Privatjet auf sie wartet ⦠Ich habe schon die Wagenkolonnen von Staatschefs gesehen, und ich kann bezeugen, dass sie nicht so lang sind wie Madonnas Reihe schwarzer Schlitten.
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Erlebnisreiche Hommage
Wir schreiben das Jahr 2008. Bei meinem neuen Album habe ich mich von einer Quebecer Künstlerin, Terez Montcalm, inspirieren lassen, doch es funktioniert nicht. Ich stelle mir eine Platte mit einer etwas samtigen, sinnlichen Atmosphäre vor. Deshalb lade ich den Arrangeur ein, der mit dieser Sängerin gearbeitet hat, und wir nehmen ein paar Stücke auf. Doch es lässt sich nicht bestreiten, es wird uns sofort klar: Das war keine gute Idee von mir. Ich wollte mir eine Farbe geben, die mir niemals stehen würde, weil sie ganz einfach nicht meine Farbe ist. Wir geben die Versuche auf, und ich überlege mir das Ganze noch einmal.
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Er fährt auf seinem Oldtimer, einem verrückten alten Motorroller, in den Fabrikhof ein und bremst abrupt, um sich bemerkbar zu machen. Tanguy Dairaine hat Witz, das verrät schon das Funkeln in seinen Augen. Er ist ausgesprochen gewieft und von einer schwungvollen Herzlichkeit. Ich habe ihn auf der Tournee Sexe fort kennengelernt, bei der er für die Produktion der DVD zuständig war. Sein künstlerisches Gespür, seine Qualitäten als Texter und seine Kultiviertheit überzeugten mich so sehr, dass ich mir seine Unterstützung für das neue Album wünschte. Er hat sich also dem Trio infernale, das Richard, Cyril und ich bilden, zugesellt. Er hat ein gutes Auge und Verhandlungsgeschick. Er bringt eine neue Sichtweise auf meine Arbeit mit, und er ist es, der die Marketing-Verträge
abschlieÃt, wie die mit Lipton oder LâÃtoile. Und das kam so: LâEtoile  â oder LâEtual  â die gröÃte Kosmetikhandelskette in Russland, dachte über eine neue Werbekampagne nach. Tanguy hatte davon Wind bekommen und es irgendwie zustande gebracht, sich mit den zuständigen Leitern zu treffen und ihnen vorzuschlagen, ich solle für zwei Jahre das Gesicht ihrer Marke sein. Die Sache war rasch unter Dach und Fach. Worauf ich sehr stolz bin.
Nun beginne ich mit den Aufnahmen für Kabaret , mein neues Projekt, und das an einem ganz besonderen Ort. In einer alten Mühle, die nur fünf Minuten von meinem Haus in Saint-Rémy entfernt ist, haben wir ein Studio eingerichtet. Hier wird auch eine sehr kostbare Sammlung von Klassik-Vinylplatten aufbewahrt, der Fonds Armand Panigel, den Pierre Bergé gerettet hat. Das Studio in der Mühle wird von Hervé Le Guil geleitet, einem gelernten Toningenieur.
Die Akustik der Bibliothek ist hervorragend und sorgt für die
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