Madita
düster.
»Es ist aus« ‚ sagt er dumpf. »Mit der kleinen Maditt auf Birkenlund ist es aus und vorbei!«
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Ein ganz schöner, trauriger Tag
Madita liegt mit einem Verband um den Kopf im Bett und darf sich nicht rühren.
»Nur wenn du brechen mußt, dann darfst du dich ein bißchen rühren«, sagt Lisabet.
Madita ist nicht tot, und darüber ist Lisabet froh. Sie hat nur eine Gehirnerschütterung. Das ist nicht ganz so schlimm. Man muß sich dabei übergeben, aber sterben tut man daran nicht, hat Onkel Berglund gesagt, und er ist ja der Doktor.
Trotzdem herrschte in ganz Birkenlund gewaltige Aufregung, als Madita geflogen war und dort auf der Erde lag und lange Zeit nicht aufwachen wollte. Mama weinte, und Papa weinte auch, wenn auch nicht so sehr wie Mama, und Alva weinte
noch viel mehr als Mama und Papa zusammen.
»Das ist meine Schuld«, jammerte Alva. »Aber ich konnte
ja nicht ahnen, daß sie den Schirm zum Fliegen haben
wollte!«
Jetzt liegt Madita da und weiß überhaupt nicht mehr, was für ein Gefühl man beim Fliegen hat, und das ist doch zu ärgerlich!
Da ist sie also ganz umsonst geflogen. Und obendrein hat sie noch diese scheußliche Gehirnerschütterung gekriegt.
Mindestens vier Tage muß sie im Bett bleiben, hat Onkel
Berglund gesagt.
Als Mama das erzählt, stößt Madita ein Wutgeheul aus.
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»Vier Tage – aber das geht doch nicht! Am Mittwoch machen wir unseren Ausflug, und da muß ich doch...«
»Da mußt du gar nichts«, sagt Mama. »Du hast deinen Ausflug gemacht, und das langt fürs erste.«
Lisabet nickt zustimmend.
»Ja, dein Ausflug langt fürs erste! Jetzt mußt du nur stilliegen und brechen.«
Da läßt Madita das Große Erdbeben vom Stapel. So nennt
Papa es, wenn Madita vor Wut und Verzweiflung so außer sich gerät, wie nur sie es kann. Die Tränen spritzen ihr geradezu aus den Augen, und sie brüllt, daß man es im ganzen Haus
hört.
»Ich will aber dabeisein! Ich muß aber dabeisein! Oh, am
liebsten möchte ich tot sein!«
Lisabet sieht ihr voll Interesse zu und versucht, sie zu trösten.
»In meiner Schule, da haben alle Kinder Gehirnerschütterung, und kein einziger kann einen Ausflug machen.«
Auch Mama versucht Madita zu beruhigen.
»Wenn du so weinst, dann bekommst du nur noch mehr Kopf-
weh.«
»Das ist mir egal!« schreit Madita. »Am liebsten möchte ich tot sein!«
Da macht Mama ein sehr betrübtes Gesicht und geht aus dem Zimmer.
Unten in der Küche hilft Linus-lda Alva beim Apfelmuskochen.
Als sie das wilde Geschrei hört, geht sie ins Kinderzimmer hinauf und sieht Madita streng an.
»Ich sag’s ja, ich sag’s ja, so zu reden ist gottlos, Madita!
Gedenke deines Schöpfers in der Jugend, so steht es in der Heiligen Schrift geschrieben, und das solltest du auch tun, statt dir den Tod zu wünschen.«
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Aber Madita will an nichts anderes denken als an den Ausflug, und sie schreit Linus-lda an:
»Laß mich in Frieden!«
Da schüttelt Linus-lda bekümmert den Kopf.
»Aha«, sagt sie, »so ist das also. Ich merk schon, wir haben mal wieder Sebastian Nigge hier.«
Das Schlimmste, was Linus-lda sich denken kann, ist, wenn dieser Sebastian Nigge zu Besuch kommt. Er taucht immer
dann auf, wenn Madita oder Lisabet nicht so brav sind, wie sie es nach Linus-ldas Meinung sein müßten. Es sieht zwar so
aus, als ob dort im Bett Madita liegt und weint, aber das scheint nur so, denn in Wirklichkeit ist es Sebastian Nigge. Und die richtige, artige Madita muß so lange oben im Schornstein
hocken, bis sich dieser Sebastian Nigge endlich bequemt,
wieder zu verschwinden.
»Daß er auch gerade heute kommen mußte«, sagt Linus-lda.
»So ein Pech.«
»Aber das ist doch gut«, sagt Lisabet. »Denn dann kriegt er Kopfweh und muß brechen, und Madita sitzt oben im Schornstein und ist wer weiß wie fidel.«
Aber Madita starrt Linus-lda und Lisabet nur bitterböse an.
Das mit Sebastian Nigge mag für Lisabet passen – sie selber ist für solche Albernheiten jedenfalls zu groß.
»Na, nun beruhige dich«, sagt Linus-lda. »Und sei froh, daß du am Leben geblieben bist, denn viel hätte wahrhaftig nicht gefehlt, dann hättest du dich totgeflogen.«
Aber Madita ist nicht froh. Sie zieht sich die Decke über den Kopf und weint. Und jeden Morgen, wenn sie aufwacht, hofft sie, daß ein Wunder geschieht und Mama plötzlich zu ihr ins Zimmer kommt und etwa so sagt:
»Pah, das bißchen Gehirnerschütterung, was ist schon groß 50
dabei? Übrigens
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