Madita
wütende Hopser machen, um Lisabet abzuschüt-
teln.
Und auf Nilssons Steg steht Abbe und feixt.
»Hopst bloß nicht ins Schlundloch«, sagt er und spuckt ins Wasser.
Madita weiß sehr gut, daß der Fluß an einer Stelle bei Nilssons Steg klaftertief ist, klar, sie kennt das Schlundloch. Aber jetzt ist sie wütend auf Lisabet und denkt nur daran, sie abzuschütteln. Darum hüpft sie und bockt und schlägt aus wie ein wildes Fohlen und achtet nicht darauf, wohin sie hopst.
»Aber ich trau mich doch nicht wegen der Krocketi...« piepst Lisabet von neuem. Weiter kommt sie nicht, dann hört man nur 20
noch ein Plätschern. Madita und Lisabet sind im Schlundloch verschwunden.
Vielleicht wären sie für immer dort unten geblieben, vielleicht hätte es in Birkenlund keine kleinen Mädchen mehr gegeben, wenn nicht Abbe zufällig dort gestanden hätte.
Seelenruhig greift er nach dem Bootshaken, der auf dem Steg liegt, und schiebt ihn ins Wasser, dahin, wo das Schlundloch ist. Und Abbe hat Anglerglück. Als er den Haken wieder ein-holt, hängen zwei kleine pitschnasse Mädchen daran. So
rasch es nur geht, krabbeln sie auf den Steg, und Lisabet brüllt dabei wie am Spieß.
»Psst, still!« sagt Madita. »Sei doch ruhig, Lisabet, sonst dürfen wir nie wieder am Fluß spielen.«
»Warum springst du auch mit mir ins Schlundloch!« heult
Lisabet. Nein, sie denkt gar nicht daran, so schnell mit der Heulerei aufzuhören, sie hat ja gerade erst damit angefangen.
Bitterböse starrt sie Madita an.
»Das sag ich aber Mama!« stößt sie hervor.
»Das läßt du schön bleiben«, sagt Abbe.
»Klatschmadam, Tratschmadam!« ruft Madita. Aber da fällt ihr ein, daß dieses klitschnasse Zeug, das sie anhat, Mamas
Morgenrock ist, und der wird alles verraten, auch wenn Lisabet es nicht tut.
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»Na, kommt mal mit, ihr beiden«, sagt Abbe. »Ich schenk euch einen Zuckerkringel.«
Das wunderbare an Abbe ist nicht allein, daß er schon fünf-zehn Jahre alt ist und Leute mit dem Bootshaken aus dem
Wasser fischen kann, sondern daß er auch Zuckerkringel
bäckt und sie auf dem Markt verkauft. Eigentlich soll ja sein Vater die Kringel backen und seine Mutter damit auf dem
Markt stehen, aber meistens muß Abbe beides machen. Er tut Madita leid deswegen. Abbe möchte gern Seemann werden
und bei Sturm und Wind auf dem Meer sein, zum Backen hat er überhaupt keine Lust. Aber er muß es eben tun, weil sein Vater auch keine Lust dazu hat. Wenn Linus-lda ihre traurigen Lieder singt von Armeleutekindern und ihren Vätern, die »es zum Wirtshaus zieht«, dann glaubt Madita manchmal, daß Onkel
Nilsson damit gemeint ist. Obwohl es Onkel Nilsson nur samstags zum Wirtshaus zieht, muß Abbe doch die ganze Woche
lang Zuckerkringel backen, statt bei Sturm und Wind auf dem Meer zu sein, der arme Abbe!
Hat man im Schlundloch gelegen, dann ist ein Zuckerkringel genau das, was man nötig hat. Lisabet ist verstummt. Sie kaut an ihrem Kringel und starrt dabei verdrossen auf ihr nasses Kleid hinunter.
»Madita, vorhin hast du gesagt, wenn du mich gerettet hast, trockne ich gleich wieder... Denkste!«
Aber als Mama eine Weile später nach Hause kommt, sitzen
bei Alva in der Küche zwei völlig trockene und frisch umgezo-gene kleine Mädchen. Sie haben Sasso in den Holzkasten
gesetzt und spielen »Zirkuslöwe« mit ihm. Madita führt ihn vor, und Alva und Lisabet sind die Zuschauer. Den Zirkuslöwen
anzugucken kostet zwei Öre, aber nicht richtiges Geld, sondern nur Hosenknöpfe.
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»Denn es ist ja auch kein richtiger Löwe«, sagt Lisabet, »und darum geht es auch mit Hosenknöpfen.«
Draußen auf der Wäscheleine zwischen den Apfelbäumen
hängen die Kissenbezüge und Handtücher, die Linus-lda ge-
waschen hat, aber auch zwei Kleidchen und ein hellblauer
Morgenrock.
Mama gibt erst Madita einen Kuß und dann Lisabet, und da-
nach packt sie ihren Korb aus.
»Am besten, wir kochen zum Mittag eine Suppe«, sagt sie zu Alva und legt ein Bund Mohren und einen Blumenkohl und ein Bund Porree in Reih und Glied auf den Küchentisch. »Und
hinterher essen wir Eierkuchen!«
Dann wendet sie sich wieder ihren beiden kleinen Mädchen
zu.
»Na, und was habt ihr beide heute gemacht?«
Da wird es plötzlich ganz still in der Küche. Lisabet starrt Madita erschrocken an. Und Madita starrt auf ihren großen Zeh hinunter, als sähe sie ihn zum erstenmal.
»Na, was habt ihr gemacht?« fragt Mama wieder.
»Unsere Kleider gewaschen und gespült«,
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