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Madita

Madita

Titel: Madita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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einen Mann hat, dann will sie auch einen haben. Sie will immer
    haargenau das haben, was Madita hat.
    »Um an so was zu denken, bist du noch viel zu klein«, sagt Madita und streichelt Lisabet den Kopf. »Wart’s ab, bis du groß bist und zur Schule gehst wie ich.«
    Daß Madita schon zur Schule geht, stimmt zwar nicht ganz, aber sie ist doch angemeldet, und bis zum Schulanfang dauert es nur noch eine Weile.
    »Vielleicht heirate ich auch gar nicht«, sagt Madita, um Lisabet zu trösten. Was am Heiraten so Besonderes sein soll, kann sie sowieso nicht begreifen. Aber wenn es nun durchaus sein
    muß, dann heiratet sie Abbe Nilsson, das steht fest. Abbe freilich weiß noch gar nichts davon.
    Jetzt hat Linus-lda ihre Wäsche fertiggespült, und Madita hat all ihre Pflaumen aufgegessen. Da kommt Lisabet zum Steg
    hinuntergestapft. Sie hat auf der Veranda mit Gosan gespielt, aber nun ist es ihr langweilig geworden, und sie will gucken, was Madita tut.
    »Madita«, sagt Lisabet, »was machen wir jetzt?«
    »Zuerst und zuletzt
    nimm eine Katz,
    mach eine Hatz«,
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    sagt Madita. So muß man antworten, so antwortet Abbe auch immer.
    »Haha«, lacht Lisabet, »hab ich ja schon gemacht. Mit
    Gosan... eine Hatz auf der Veranda. Hab sie am Schwanz
    gepackt!«
    »Dann hau ich dich«, sagt Madita. »Wenn du Gosan am
    Schwanz gezogen hast, dann hau ich dich, das weißt du
    genau.«
    »Hab ich ja gar nicht«, ruft Lisabet. »Ich hab sie kein bißchen gezogen. Ich hab sie nur am Schwanz festgehalten. Sie selber hat ganz furchtbar doll gezogen.«

    Sogar Linus-lda sieht streng auf Lisabet hinab.
    »Aber, Lisabet, du weißt doch, wenn Kinder Tiere quälen,
    dann weinen die Engel im Himmel, daß es nur so runterplätschert.«
    »Aber wenn Engel weinen, dann regnet es doch«, sagt Li-
    sabet. »Und jetzt regnet es kein bißchen.«
    Nein, jetzt regnet es nicht. Die Sonne scheint so warm, von den Wicken im Beet weht der süßeste Duft herüber, die Hum-meln surren über das Gras, und sacht und still fließt der Fluß an Birkenlund vorüber. Man spürt am ganzen Leib, daß es Sommer ist, denkt Madita und planscht mit den Füßen im lauwarmen Wasser.
    »Ich sag’s ja, ich sag’s ja, diese Hitze ist reineweg unnatürlich«, stöhnt Linus-lda und wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Es ist grad, als ob man die Wäsche im Nil spült, da unten im schwarzen Afrika, und nicht hier zu Hause in Schweden.«
    Mehr hat Linus-lda nicht gesagt, und mehr ist auch gar nicht nötig, damit in Madita ein Gedanke auftaucht. Ihr kommen ja die Einfalle so rasch, wie ein Ferkel blinzelt.
    »Lisabet!« ruft Madita. »Jetzt weiß ich, was wir machen! Wir spielen Moses im Schilf.«
    Lisabet hopst vor Entzücken in die Höhe.
    »Und ich bin Moses, ja?«
    Da lacht Linus-lda. »Du bist mir ein schöner Moses!«
    Doch dann muß Linus-lda die Wäsche aufhängen gehen, und
    Madita und Lisabet bleiben allein am Ufer des Nils zurück.
    Abends, nachdem Mama im Kinderzimmer die Lampe ausge-
    pustet hat und alles ganz still ist, erzählt Madita ihrer kleinen Schwester Geschichten. Manchmal erzählt sie ihr von Gespenstern und Mördern, aber dann kommt Lisabet immer zu
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    Madita ins Bett gekrochen, denn sonst fürchtet sie sich.
    Manchmal erzählt Madita aber auch Geschichten aus der
    Bibel, die sie von Linus-Ida gehört hat. Und darum weiß Lisabet auch sehr gut, wer Moses ist. Sie weiß, daß er in einem Korb im Wasser gelegen hat, und dann ist Pharaos Tochter
    gekommen, die Prinzessin in Ägyptenland war, und hat ihn da gefunden.
    Moses im Schilf spielen, das macht bestimmt mächtig viel
    Spaß. Am Flußufer steht ein leerer Waschzuber, genau das
    richtige für Moses...
    Lisabet klettert sofort hinein.
    »Nein«, ruft Madita, »der Zuber darf doch nicht auf dem Land stehen, dann ist es doch nicht Moses im Schilf! Los, steig wieder aus, Lisabet!«
    Lisabet gehorcht, und Madita wuchtet den Zuber ins Wasser.
    Der Zuber ist schwer, aber Madita ist stark. Viel Schilf gibt es ja nicht im Fluß, aber gerade vor dem Giebel der Waschküche
    wächst ein großes Büschel. Wenn es dort nicht stände, dann könnte man von dem Steg aus, der zu Birkenlund gehört,
    Nilssons Steg sehen, aber so kann man es nicht. Madita findet das schade, aber Mama findet es gut so. Mama findet wohl, je weniger man von Nilssons zu sehen bekommt, desto besser
    ist es; warum, weiß kein Mensch. Die Augen hat man doch
    wohl, um damit soviel wie möglich zu sehen. Aber jetzt paßt es gut, daß dieses

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