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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Gießkannen, Styroporplatten, Rohre und Gartenbesen, an den Wänden ziehen sich in fünf Etagen Holzregale entlang, mit sorgsam beschrifteten Kisten für Glühbirnen verschiedener Größe und Stärke, für Schraubenzieher, dicke, dünne, runde und eckige Pinsel, Bilderrahmen und Mehrfachstecker. Dieser Laden hat alles. Aber meine Frage nach zwei Fahrradschläuchen stellt den Verkäufer– Latzhose, weiße Haare, weißer, schmaler Schnurbart– allerdings dann doch vor ein Problem.
    » Ich hatte welche, ich hatte welche«, murmelt er. Er durchsucht jetzt schon seit ein paar Minuten ein Regalfach in drei Metern Höhe. » Es ist lang her, aber irgendwo müssen sie sein, irgendwo müssen sie sein.«
    » Grazie«, nuschle ich. Und warte. Warte. Und warte. Bis irgendwo hinter einer an der Decke aufgehängten Schubkarre mein Ferramenta -Mann triumphierend » Ecco!!!« ruft und tatsächlich mit zwei verstaubten Packungen die Leiter hinuntersteigt.
    » Eeeh«, sagt er entschuldigend und bläst den Staub von den Schlauchpackungen, » die lagen schon etwas länger da oben.«
    Nachdem ich ihm zehn Euro gegeben habe, reicht er mir die Plastiktüte mit den Schläuchen. Einen scontrino nicht, aber nach der langen Sucherei will ich ihm jetzt nicht noch mit einem korrekten Steuerbeleg kommen.
    » Ich sag dir eins. Pass auf«, mahnt er zum Abschied und macht die Attenzione! - Geste von Dino. » Rom und Fahrräder… eeeh… das ist wie… das ist wie… Roma und Lazio.« Er bestätigt sich selbst mit einem angehängten » Ecco, si!«
    » So schlimm?«, frage ich besorgt. Eine dramatischere Warnung kann es kaum geben: Denn die Anhänger von AS Roma und Lazio Rom hassen sich bis aufs Messer. Wirklich bis aufs Messer. Bei jedem Derby gibt es Messerstechereien.
    » So schlimm?«, wiederholt der Ferramenta -Mann und streicht sich mit der Hand über den schmalen weißen Schnurrbart. » Eeeh, si .«
    Kurz darauf knie ich auf meiner Terrasse und mache mein Fahrrad für die kommenden Abenteuer fit. Obwohl die Fahrradschläuche aus den späten Siebzigerjahren zu stammen scheinen und vom obersten Regalbrett in der f erramenta aus wohl schon den Fall der Berliner Mauer erlebt haben, halten sie die Luft.
    Da klingelt das Telefon.
    Brring-Brring– Brring-Brring– Brring-Brring.
    Wo kommt das her? Mein Handy ist es nicht.
    Brring-Brring. Ich renne durch die Wohnung, um in meinem kleinen Arbeitszimmer nach dem geheimnisvollen Klingeln zu forschen.
    Brring-Brring– Brring-Brring.
    Dann: » Pronto!«
    Mein Nachbar?
    Ich höre eine dumpfe Stimme aus der Wand, die zu reden beginnt.
    Tatsächlich, das Klingeln kam aus der Nebenwohnung.
    Ich halte das Ohr an die Wand und verstehe jedes Wort. Das ist keine Wand– das ist bloß ein Sichtschutz!
    Als mein Nachbar das Gespräch mit einer nicht enden wollenden Kette von Ciaos beendet: » Ciaociao ciao ciaociaociao ciao«, gehe ich nach nebenan. Ich wollte mich ohnehin reihum im Haus vorstellen. » Lovello« steht auf dem Türschild, ich klingle– ein Hund bellt, Schritte, die Tür geht auf.
    » Oh!« Der Mann ist überrascht. So wie ich. Er erkennt mich, ich erkenne ihn. Es ist der freundlich-neugierige Herr aus dem » Papagallo«, der sich nicht davon abbringen lassen wollte, dass ich ein Engländer sein müsse.
    » How nice! Welcome!« Okay, er scheint nach wie vor nicht von dieser Überzeugung abzurücken.
    Ein kniehoher Hund, der aussieht wie ein Dackel mit langen Beinen, drängt sich vorbei und will mich anspringen. » Ruhig, Bacione«, sagt er und streichelt ihn am Kopf.
    » Bacione?«, frage ich irritiert. Der Hund heißt Riesenkuss?
    » Eeeh, er heißt so, weil er jedem immer ein Küsschen geben will«, fügt mein Nachbar erklärend hinzu.
    Bacione schaut mich aus großen Augen an, die heraushängende Zunge glänzt rot und feucht. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich von diesem Hund eher beißen als küssen lassen. Zum Glück hält sich Bacione noch zurück.
    Ein weiteres strahlendes Gesicht erscheint in der Tür. Auch Signora Lovello freut sich sichtlich über unser Wiedersehen. Sie schaut die ganze Zeit auf meine Haare und murmelt: » Was für schöne blonde Haare! Was für schöne blonde Haare!«
    O Mann, denke ich. Bei den Lovellos komme ich vermutlich in Zukunft weder aus der Engländer- noch aus der Haarnummer raus.
    Der eine Moment Unaufmerksamkeit wird gnadenlos bestraft. Unvermittelt stellt sich Bacione auf die Hinterpfoten und drückt mir seine Schnauze auf Nase und Mund.
    » Un

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