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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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blättere den Vertrag durch– soweit ich das Behördenitalienisch überhaupt verstehe, klingt es noch bürokratischer als Amtsdeutsch.
    Auf der letzten Seite steht als Mietpreis: »Euro 300,00«, trecento, fettgedruckt. Ich schaue Luca fragend an.
    Er breitet die Hände aus, hebt die Augen gen Himmel. » Eeeeeeh!«
    Vorsichtig sage ich durch fast geschlossene Lippen hindurch: » Aber überwiesen werden… 850 Euro?!«
    Luca macht wieder nur » Eeeeeeh«.
    » Aber das ist… kein Problem für mich?«
    Luca sagt: » Nooo! Es sind nur…die Steuern in Italien… Altissimi, du verstehst , superhoch…«
    Ich verstehe: Ich soll Beihilfe leisten, dass Luca weniger Steuern zahlt.
    Und was habe ich davon?
    Luca schaut fragend zum Himmel. » Eeeeeeh!«
    Also nichts.
    Hm.
    Immerhin hat er jetzt ein schlechtes Gewissen. Deshalb schlägt er mir eine Lass-uns-die-Wohnung-verschönern-Shoppingtour vor, und mit mir auf dem Beifahrersitz hupt er sich durch die Via Aurelia zu einem Elektromarkt.
    Dieser angebliche » Großmarkt« zieht sich in Form endloser, recht kleiner Zimmerchen durch das Erdgeschoss mehrerer Häuser und besteht aus einem Labyrinth aus Kühlschränken, Fotoapparaten, Kücheneinrichtungen und Klimaanlagen. Luca macht eine großzügig ausladende Geste: » Such dir was aus!«
    Wir gehen mit einem elektrischen Backofen, einem Bügelautomaten, einer Nachttischlampe, einem Funktelefon und einem Tischgrill nach Hause.
    Auf dem Weg zum Auto kommen wir an einem Einrichtungsladen vorbei. Eine Klappcouch steht im Schaufenster.
    » Luca…«, setze ich an. Ich will ja nicht unverschämt sein, aber die Couch wäre eine deutliche Verbesserung. Das alte Sofa lässt sich zum einen nicht ausklappen, zum anderen ist es grauenhaft unbequem. Wie gesagt: Sieht weich aus, ist steinhart.
    » Du meinst…?« Luca schaut auf die Couch.
    Ich gebe den Laut von mir, den ich allmählich als universales » Na-ist-doch-klar-aber-ich-sag’s-nicht«-Geräusch verstehe: » Eeeeeeh!«
    Wir kaufen die Couch. Der Verkäufer lässt Luca 15 Prozent nach, weil die beiden sich einigen, dass eigentlich niemand einen Kassenzettel braucht.
    Nachdem Luca und ich die Einkäufe in die Wohnung gefahren haben, gehe ich zum » Papagallo«, zuerst, wie ich es gelernt habe, zur Kasse, um den scontrino zu holen. Diesmal sitzt ein junger Mann dort, der von den anderen Manuele gerufen wird. Als ich einen 50-Euro-Schein hinlege, um meinen Cappuccino zu zahlen, schaut er so entsetzt, als ob ich ihn überfallen wollte.
    » Aber entschuldige, äh, hast du kein Spitsch? Schau mal nach, bitte schön. Ich hab kein Spitsch mehr, um dir rauszugeben.« Unwillkürlich muss ich an deutsche Kassiererinnen denken, die so elegant mit einem Schlag auf das Geldfach eine Münzrolle öffnen und dann genug » Spitsch« haben.
    Ich inspiziere meine Geldbörse, Manuele redet weiter: »50 Euro kann ich nicht wechseln. Wir sind ja hier keine Bank, oder?«
    Ja, ja. Ich krame ein 2-Euro-Stück hervor und reiche es rüber. Er schaut mich tadelnd an: » Also hattest du doch Spitsch.«
    Warum hat Rom nur so ein massives Kleingeldproblem, frage ich mich. Ich fürchte mich schon davor, was passiert, wenn ein Geldautomat mir nur 100-Euro-Scheine ausspuckt. Da werde ich verhungern müssen. Selbst ein Obdachloser würde so was vermutlich nicht annehmen, sondern fragen: » Scusa, hast du nicht Spitsch?«
    Mit dem scontrino wende ich mich zur Kaffeebar. Dort geht es noch verrückter zu als gestern. Eine Frau bestellt » einen Cappuccino mit kalter Milch in heißer Tassse«, eine andere einen » Cappuccino ohne Schaum«, und ein Mann, dünn, grauhaarig und mit Nickelbrille und ölverschmierter Latzhose, lehnt sich an den Tresen und verlangt müde nach » Koffi«. Er sieht nicht wie ein Geschäftsmann aus, der sich gerade in der Zeitzone geirrt hat. Aber ihm gefällt es sichtlich, seine Englischkenntnisse an den Mann zu bringen, und wenn es nur coffee ist. Ich muss an meinen Polizisten Gennaro und sein » Neischon-e« und » Attenschon-e« denken. Offenbar fühlen sich die Italiener überaus lässig, wenn sie Anglizismen benutzen. Dino reißt mich aus meinen Gedanken – mit einer Strafpredigt. Ich habe ihm eben vom Diebstahl meines Geldbeutels erzählt.
    » Was habe ich dir gesagt?« Er hält im Abwischen der Theke inne. » Pass auf, hab ich gesagt.«
    Er wischt weiter. Als handle es sich um den Lack eines Oldtimers, schrubbt er mit einem gelben Lappen in kreisenden Bewegungen über die

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