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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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bacietto«, sagt Signora Lovello gerührt und schlägt die Hände vor lauter Begeisterung zusammen. » Bacione gibt ihm ein Küsschen!«
    Die Lovellos sind begeistert. Wenn der Hund den neuen Nachbarn mit einem Küsschen adelt, dann wüssten schließlich auch sie, dass ich eine brava persona sei.
    Einen plötzlichen Niesanfall vortäuschend wische ich mir den Hundeschleim aus dem Gesicht. Wir verabschieden uns. » Baie-baie«– bye-bye. Die Lovellos schließen die Tür. Trotzdem höre ich sie noch sagen: » Nein, was für ein netter junger Mann. Naiv und unbefleckt wie ein Philadelphia light.«
    Ich bin mir ganz sicher, dass sie wirklich und wahrhaftig die Worte » Philadelphia light« benutzt hat.
    Ich versuche den Schock, in Zukunft mit meinen Nachbarn englisch reden zu müssen, für einen » Philadelphia light« gehalten zu werden und Küsschen von einem überdimensionierten Dackel zu bekommen, beim Montieren des störrischen Hinterreifens zu verdauen, da höre ich ein merkwürdiges Geräusch. Es kommt nicht aus meiner Wohnung und auch nicht von den Lovellos, sondern von oben. Erst ein metallisches Aufschlagen, dann ein immer schneller werdendes metallisches Heulen. Ziuziuzizizizuuu.
    Pause.
    Ziuziuzizizizuuu.
    Es klingt furchtbar. Umso wichtiger, oben mal vorbeizuschauen und zu sagen, dass man jetzt hier wohnt und keine Lust auf Ziuziuzizizizuuu hat.
    » Arianna, piacere .« Eine etwas müde aussehende junge Frau hat die Tür aufgemacht. Wir geben uns die Hand. » Martin, ebenfalls erfreut«, sage ich nicht ganz ehrlich.
    » Ich wollte schon runterkommen«, erklärt Arianna, » wegen der Leiter.«
    Wegen der Leiter? Tatsächlich habe ich vor ein paar Stunden eine riesige, endlos schwere Leiter aus meiner Wohnung auf meine Terrasse gewuchtet, weil sie in meinem ohnehin schon kleinen Bad übermäßig viel Platz wegnahm.
    Arianna schaut streng: » Die Leiter auf der Terrasse geht nicht. Non va bene.«
    Warum?
    Sie schaut mich an, als würde auch sie denken, ich sei ein harmloser, naiver » Philadelphia light«: » Wenn die Leiter auf der Terrasse steht, klettern Diebe zu uns hoch.« Sie macht mit Zeige- und Mittelfinger Kletterbewegungen.
    Dass die Ganoven dafür aber erst einmal zu mir in den sechsten von acht Stockwerken klettern müssten, lässt sie als Einwand nicht gelten.
    Arianna macht » Eeeeeeh!« und lacht: » Zu dir? So!« Arianna schnippt mit der rechten Hand, was wohl so viel heißen soll, dass Einbrecher im Handumdrehen bei mir seien.
    Das wird ja immer besser hier in Rom.
    Von hinten tapst ein vielleicht dreijähriger Junge mit Knopfaugen und Topfschnitt zu seiner Mutter heran.
    » O Francesco«, sagt Arianna und nimmt ihn hoch.
    Der Kleine und ich schauen uns jetzt auf gleicher Höhe direkt in die Augen. Ein hübsches Kind. Pflichtbewusst sage ich, dass er total süß, hübsch, wohlerzogen und fantastisch gekleidet sei.
    Da nimmt Francesco mit der rechten Hand eine Münze aus der linken und lässt sie auf den Boden fallen.
    Ziuziuzizizizuuu.
    Die Münze dreht sich, bis sie liegt.
    Dieser kleine Junge spielt offensichtlich mit all dem Spitsch, das im » Papagallo« und anderswo in Rom immer fehlt.
    Er strahlt. Arianna strahlt auch. Francesco nimmt die nächste Münze. Er hat die ganze Hand voller Spitsch– er braucht es zum Spielen.
    Verdammtes Spitsch.
    Als ich wieder unten bin, klingelt das Telefon. Zuerst will ich nicht hingehen– wird ja das von den Lovellos sein–, doch schließlich merke ich, dass es wirklich meines ist.
    Uli ist dran!
    » Na, ich wollte mal hören, wie es dir so geht.«
    Endlich eine vertraute Stimme in der Fremde. Das tut gut.
    Ich erzähle vom geklauten Geldbeutel, von meinen Nachbarn und vom » Papagallo«. Und davon, dass alle in irgendeiner Form auf meine Haare eingehen: indem sie mich beklauen, anhupen oder mich mit » Blonder« anreden.
    » Irgendwie ist das alles nicht so einfach«, klage ich. » Amadeo hatte vielleicht recht. Ich komme mir hier vor wie ein bunter Hund: integrationsunfähig.«
    Ich höre Uli kichern. Dann reißt sie sich wieder zusammen. » Ach komm, klingt doch eigentlich ganz lustig!«
    Ich seufze. » Lustig für die anderen vielleicht.«
    Sie kichert schon wieder.
    » Du ahnst gar nicht, wie anstrengend die Römer sind«, seufze ich und halte den Hörer an die Decke. » Hör mal!« Von oben hört man laut und deutlich Francescos Ziuziuzizizizuuu und Ariannas Stimme, die sagt : » Che bello! Hai visto?« Wie schön, hast du gesehen, wie toll der

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