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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Fußballvereins AS Roma. Während die Supermarktkunden sich prosciutto schneiden lassen, pasta aus dem Regal nehmen oder die großen Plastikflaschen aqua minerale in ihre Wagen wuchten, hört man den Sprecher über den Muskelfaserriss des Abwehrspielers X oder die rote Karte gegen Y klagen und den nächsten Heimsieg gegen den SSC Neapel beschwören.
    Offenbar hat der Marktleiter mehr Interesse daran, bei der Arbeit über den AS Roma informiert zu bleiben, als die Kunden mit Dudelmusik zum Hackfleischkauf zu verführen.
    Aber das braucht es gar nicht, ich kaufe auch so viel zu viel, als hätte ich eine mehrköpfige Familie zu versorgen: duftende Oliven, Büffelmozzarella, fünf verschiedene Pastasorten, welche » Haare«, » Räder« oder » Rohre« heißen, und an der Frischtheke rohen Schinken, der so lecker aussieht, dass ich ihn am liebsten in Gänze mit nach Hause nehmen will. Als ich es dann doch irgendwann schaffe, » basta« zu sagen, liegen fast ein halbes Kilo duftender, dünn aufgeschnitter Parmaschinken auf der Waage.
    » Grazie« , sage ich strahlend. Wenn ich so weitermache, werde ich doch noch Dolce-Vita-Hängematten-Korrespondent.
    Draußen, vor dem Supermarkt, wende ich mich nach links. Das mit dem Fußballradio war zwar klasse, aber wo es Strichcodes und Laserkassen gibt, ist für Freundschaft und sconto kein Platz. Ich will es woanders versuchen.
    » Probier’s mal aus«, hatte Dino ja gesagt.
    Neben meinem Fahrradschlauch- Ferramenta -Laden ist eine Metzgerei. » Freundschaft schließen«, nehme ich mir vor, bevor ich eintrete.
    Drinnen sieht es großartig aus: Wo an der weiß gefliesten Wand mit der gewaltigen AS -Roma-Fahne noch Platz ist, sind mit Tesafilm Familienfotos geklebt: Der Metzger am Strand, beim Fußballspielen und beim Gokart-Fahren. So wie andere Fotos auf Facebook posten, verschönert er mit ihnen die Kacheln seiner Metzgerei. Er scheint seine Arbeit mit einem ähnlichen Stolz zu machen wie Dino.
    Ich bestelle einfach mal zwei Schweinekoteletts und suche ein Gespräch. Mit einem anerkennenden Kommentar über die hübschen bambini auf den Fotos treffe ich genau ins Schwarze.
    » Eeeh, grazie , sind meine Kinder«, sagt der Metzger sichtlich erfreut und ergänzt, während er die Koteletts hackt: » Es stimmt, sie sind bellissimi. « Nach einer Pause fragt er: » Und du, kommst du aus England?« Schon wieder so einer!
    Nein, aus » Germania« .
    » O, Germania! «, wiederholt er. Er beginnt, von Rudi Völler zu schwärmen: » Ein großer Spieler des AS Roma«, sagt er. » Rudi è un Grande!«
    Dann der Moment der Wahrheit: Die Koteletts fallen auf die Waage. Rot leuchtend erscheint » 6,30«.
    » Machen wir 5,50«, sagt der Metzger.
    Freundschaft schließen! Es hat funktioniert!
    Weiter! Euphorisch betrete ich ein Haus weiter einen Schreibwarenladen und merke schnell, dass es hier jede Menge sconti braucht, will man nicht arm werden. Die Preise für Klebestifte, Schreibmaschinenpapier und Klarsichthüllen sind so absurd hoch, dass ich lachend vor dem Regal stehe. Ich untersuche einen Aktenordner (Preisschild: 7,90 €) auf versteckte Funktionen, die diesen Preis rechtfertigen könnten: Telefonfunktion, Maschinengewehr, Schleudersitz. Nichts zu finden. So simpel wie er ist, kostet er einfach 7 Euro 90.
    Hilft nichts, ich brauche einen. » Sette novanta, grazie«, sagt die Frau. Wieder so ein » Danke«, das wie » Her damit!« klingt.
    Vorsichtig nuschle ich etwas von einem » piccolo … sconto …?« , doch die resolute Verkäuferin bleibt bei » Sette novanta, grazie«. Na gut. Wir werden schon auch noch Freundschaft schließen, denke ich.
    Nachdem ich Koteletts, Ordner, Oliven und prosciutto zu Hause einsortiert habe, mache ich mich auf die Suche nach Dinos Haarkünstler, der in meiner Straße seinen Laden haben soll. Auf dem Weg zähle ich zwei Schönheitssalons zur Haarentfernung, die mit Sonderangeboten werben: » Enthaarung Männer: Rücken 15 Euro, Arm 12 Euro, Bein 30 Euro.« Mich schaudert. Schon vor einem normalen Friseur habe ich genug Respekt.
    Nach gut 100 Metern liegen auf der linken Seite drei Friseurläden Tür an Tür nebeneinander. Im mittleren bekommt ein Kunde gerade eine Kiwifrisur von einem Mann verpasst, der ebenfalls aussieht wie eine Kiwi. Das kann nur Dinos Friseur Toni sein, der Rasenmäher unter den römischen parrucchieri. Natürlich gehe ich genau nicht in diesen Laden, sondern betrete den rechts daneben: weiße Wände, hippe junge Friseure, hippe

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