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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Motorrad 25.
    Ich weiß gar nicht, wie ich fragen soll. » Haltet ihr das so?«, sage ich zu Elisa Mutter gewandt. » Spielt ihr euren Träumen entsprechend Lotto?«
    » Meine Eltern haben das gemacht«, antwortet Susanna, » aber nie was gewonnen. Vielleicht konnten sie sich die Träume einfach nicht richtig merken, glaube ich.«
    Daran wird es liegen.
    Sie nickt zu Enrico hinüber und schimpft: » Er weiß immer alle seine Träume und kann alles haarklein erzählen, doch der Trottel spielt nicht.«
    Ich versuche, meinen künftigen Schwiegervater in Schutz zu nehmen: » Aber ist das nicht vernünftig?«
    Susanna schüttelt heftig den Kopf: » Vernünftig? Das Leben ist viel zu kurz dafür. Und außerdem funktioniert es, da bin ich mir sicher.«
    Ich mache verlegen » Eeeeh!« und hoffe, damit sowohl freundliches Interesse als auch grundsätzliche Zweifel ausgedrückt zu haben, blättere danach noch eine Weile in der Smorfia Napoletana.
    Gekochter Reis 61. Sack Reis 78. Reis im Topf 85.
    Und da sage noch einer, die Deutschen seien die besseren Bürokraten, wo doch die Italiener sogar ihre Träume katalogisieren.
    Ich habe gerade den zweiten Keks gelutscht, einen Kaffee getrunken und will mich wieder zurück ins Bett zu Elisa begeben und von einem Sack Reis oder Winterstiefeln träumen, da fragt mein Schwiegervater, ob ich heute » Programm-e« hätte.
    O Mann, hab ich fast vergessen! Jetzt beginnt wohl das Abenteuer, von dem Dino gesprochen hat!
    » Allora vieni«, sagt er. Also komm. »Und zieh dir feste Schuhe an!«

Un grande segreto Geheimnisvolle Trüffeljagd
    Eine knappe halbe Stunde später stehen wir vor einem mittelgrünen Fiat, der seit zehn Jahren so etwas wie das Gebirgsauto meines Schwiegervaters ist: Durch die engen Gassen von Angolorotondo passt er mit seinem normalen Wagen nämlich nicht durch. Natürlich gäbe es durchaus die Alternative, zu Fuß durch den Ort zu gehen, aber eigentlich auch wieder nicht. Zu Fuß geht man, egal ob in Rom oder in den Abruzzen, eigentlich nur, wenn aus irgendeinem Grund kein Auto zur Verfügung steht. Wahrscheinlich würde Dino sogar sagen, zu Fuß zu gehen sei politisch. So wie Fahrradfahren ja seiner Meinung nach » links« ist.
    Müde sitze ich neben Signor Bianchi: » Also«, frage ich, » kannst du mir jetzt sagen, was wir heute machen? Und kommt Dino eigentlich?« Diese Geheimnistuerei geht mir langsam auf den Keks. Ich hätte nichts dagegen gehabt, mich zu Elisa zu kuscheln.
    Enrico schaut mich erschrocken an, als hätte ich etwas Unerhörtes gesagt: » Du weißt, dass Dino kommt? Was hat er dir denn gesagt?« Enrico ist sichtlich nervös. Allmählich glaube ich wirklich, dass wir beauftragt sind, einen Plutoniumschmuggel mit einem Schurkenstaat einzufädeln.
    » Nichts hat Dino gesagt, gar nichts«, sage ich leicht patzig, » das ist ja das Problem.«
    Doch Enrico nimmt das nicht zum Anlass, mit der Wahrheit rauszurücken. » Dann ist ja gut«, sagt er nur. » Ich sage es dir, wenn wir aus dem Dorf hinaus sind.«
    Schweigend fahren wir aus Angolorotondo hinaus, mehrfach versichert sich Enrico durch einen Blick in den Rückspiegel, dass uns kein Auto folgt. Dann sagt er flüsternd, als könnte uns hier jemand hören:
    » Wir gehen Trüffel suchen!«
    Ich fange fast an zu lachen, aber setze eine feierliche Miene auf. » Ah ja!… Und warum konntest du das nicht schon gestern sagen?«
    Enrico schüttelt den Kopf und schaut mich an, als sei ich von allen guten Geistern verlassen: » Damit alle wissen, was wir vorhaben? Den Ort, wo man Trüffel findet, den verrät man niemandem. Nicht mal seinen Verwandten.«
    Wir schweigen, bis ich es ein paar Kurven weiter wage, die kostbaren Trüffelgewächse als » Wurzeln« zu bezeichnen. Enrico reagiert erschüttert. » Wurzel?«, sagt er. » Du nennst Trüffel eine Wurzel?« Wenn es so weitergeht, wird er mich im Wald zurücklassen und Elisa mit Ermanno verheiraten. » Trüffel sind keine Wurzeln«, belehrt er mich, » sondern Pilze. Die aufregendsten Lebensmittel, die es gibt. Sie schmecken fantastisch, und man muss sie suchen.« Das, so meint er, sei der Witz an der ganzen Sache. Ich verzichte darauf, diesen Witz anzuzweifeln– obwohl ich es wirklich völlig überflüssig finde, an einem Samstagmorgen mit meinem Schwiegervater in spe herumzugurken und auf Trüffeljagd zu gehen.
    Immerhin: Wir fahren durch Weiler, deren Namen zauberhaft ungewohnt und nach Urlaub klingen. San Giacomo in Collina, Santa Rita sul Monte, Colle

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