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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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einer Aufwallung von Widerstandsgeist.
    Zornig ob ihres schroffen Tons ruckte er an ihrem Arm. Sie schrie auf, aber es war eine gehörige Portion Wut in ihrem Schrei.
    »Du bist rein!«, flüsterte er. »Unbefleckt wie die Muttergottes!«
    Sie konnte ein Auflachen nicht unterdrücken. »Ich war verheiratet!«, schleuderte sie ihm entgegen.
    Irgendwo hinter ihr wurden Geräusche laut, sehr fern noch, doch ihr Klang ließ Katharinas Herz hüpfen. Schritte! Kam jemand, um ihr zu helfen?
    »Die Ehe wurde nie vollzogen!« Noch immer flüsterte Spindler. Er hatte die Zähne entblößt und schien nun völlig von Sinnen.»Wenn dein Mann das von dir verlangt hätte, hättest du dich selbst entleibt.«
    »Natürlich wurde sie das!«, schrie Katharina. Ihr Blick fiel auf den blutigen Dolch in seiner Hand, mit dem er eben gerade Heinrich Kramer ermordet hatte. Was hatte er jetzt damit vor? Sie wollte schlucken, aber ihre Kehle war wie ausgedörrt.
    »Du hast keine Kinder. Wie kann ein so perfektes Geschöpf Gottes, wie du es bist, keine Kinder haben, wenn dein Mann …« Spindler schüttelte den Kopf. Er sah aus, als habe Gottes furchtbarster Engel ihn berührt: gänzlich umnachtet. Und brandgefährlich. Dann lächelte er sanft. »Nein! Es gibt nur eine Erklärung dafür.« Er sprach jetzt mit großer Sicherheit. »Du bist jungfräulich!«
    Plötzlich musste sie an Richard und die Nacht mit ihm denken. Um sich nicht um Kopf und Kragen zu reden, presste sie die Lippen zusammen.
    Doch aus irgendeinem Grund sah er ihr ihre Gefühle an. Und in diesem Moment begriff er von selbst. Seine Augen weiteten sich ruckartig.
    »Nein!« Seine Stimme war völlig tonlos.
    Und dann geschah etwas, das den Boden unter Katharina zum Schwanken brachte.
    Jakob Spindler weinte!
    Träne um Träne rollte ihm die Wangen hinunter. Ein heftiges, aber völlig lautloses Schluchzen schüttelte ihn. Er hatte Katharina losgelassen. Die freie Hand ballte er zur Faust, und mit ihr schlug er sich gegen die Stirn, einmal, zweimal, dreimal.
    Ihr Verstand warnte sie, aber sie konnte nichts dagegen tun: Sie ging auf Spindler zu. Zögernd streckte sie die Hände nach ihm aus, nahm seine Faust, hielt sie fest.
    »Pater!« Sie hatte ihn noch nie so genannt. Ihre Stimme hörte sich brüchig an.
    Irre starrte er ihr ins Gesicht.
    »Erinnert Euch daran, was Ihr mir über Gottes Gnade gesagt habt!«
    Spindler hielt inne. Ein hohles Stöhnen entrang sich seiner Brust, drang über seine Lippen wie das Klagen einer seit Ewigkeiten verdammten Seele.
    Langsam schüttelte er den Kopf. Ein solches Grauen stand in seinenAugen, dass Katharina zurückwich. Und in diesem Moment zuckte Spindlers Dolch in die Höhe.
    Und grub sich glühend heiß in ihren Leib.
    Der nächste Schrei, den Katharina ausstieß, war so voller schmerzlicher Qual, dass Richard vor Schreck stolperte. Neben ihm wurde Arnulf bleich, doch er fasste sich schneller wieder.
    »Sie sind oben in den Höhlen!«, rief er, entschied sich für einen der aufwärtsführenden Tunnel und rannte bereits weiter, als Richard noch gegen Angst und Fieberschwindel ankämpfte. Seine Hand krampfte sich um das Licht, das er in der Linken tragen musste, weil er in der Rechten das Schwert hielt. Die Messerwunde an seiner Schulter hatte inzwischen aufgehört zu pochen und sandte stattdessen ein stetes Brennen bis in seinen Nacken und den Oberarm.
    Mit einem Mal war Donatus neben ihm. »Gebt mir das Licht!«, verlangte er. Vor Richards Augen wallten düstere Schleier. Er gehorchte, und als er erleichtert den Arm sinken ließ, fiel sein Blick auf die Innenfläche seiner Hand. Schneeweiß war sie, das Blut strömte nur langsam zurück in die feinen Adern. Ein Zeichen dafür, dass das Fieber jetzt sehr hoch war.
    Arnulf und die beiden Ratsherren waren in dem Gang inzwischen ein gutes Stück vorangekommen. Ihre Lichter tanzten über Boden und Wände, und kurz hatte Richard den Eindruck, alles um ihn herum weite sich. Plötzlich schien er sich nicht mehr unter der Erde zu befinden, sondern irgendwo draußen, in finsterer Nacht. Er fröstelte. Die Wände stürzten wieder auf ihn ein, und endlich schaffte er es, wieder Kraft zu schöpfen. Mit bebendem Herzen folgte er Donatus, der den anderen bereits nachgegangen war.
    Lass es nicht zu!, flehte er zu Gott. Lass nicht zu, dass er sie umbringt. Nimm sie mir nicht wieder weg, jetzt, wo du sie mir gerade zurückgegeben hast … Wieder und wieder ging er diese Bitten durch, während er durch die engen

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