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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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und Scham nur allzu deutlich machte. Er log, und er wusste, dass sie es merkte.
    Katharina sah Donatus an. Er kannte die Antwort auf ihre Frage, also beschloss sie, es vorerst dabei zu belassen. Später war noch genügend Zeit für ein ausführliches klärendes Gespräch. »Also gut! Dann wollen wir mal!«, sagte sie munter zu Tobias.
    Genau in diesem Moment bog ein Mann um die nächste Hausecke. Katharina achtete nicht weiter auf ihn, weil sie damit beschäftigt war, Tobias dazu zu bringen, mit ihr zu gehen. Aber als der Mann näher trat und dicht neben Öllinger stehen blieb, schaute sie ihn an.
    Es war Dr. Krafft, der Spitalarzt von Heilig-Geist.
    Bei seinem Anblick traten Tobias’ Augen weit hervor. Er machte einen schnellen Schritt zur Seite – und brachte auf diese Weise Katharina genau zwischen sich und den Medicus.
    »Krafft!« Öllinger grüßte den massigen Mann mit einem verwunderten Nicken.
    Aus den Augenwinkeln sah Katharina, dass Donatus’ Lippen zu schmalen Strichen wurden.
    »Rotgerber schickt mich«, sagte der Medicus zu Öllinger. »Ich war erst bei Euch zu Hause, aber da sagte man mir, dass Ihr hier seid.« Falls ihn diese Tatsache verärgerte, so ließ er es sich nicht anmerken. Einmal nur wanderte sein Blick kurz an der Fassade des Fischerhauses in die Höhe. »Rotgerber bittet Euch, heute vormittag zu ihm ins Spital zu kommen.«
    Öllingers Reaktion nach zu urteilen, schien er auf diese Nachrichtseit längerem sehnsuchtsvoll gewartet zu haben. Ein Strahlen glitt über seine Züge. »Natürlich! Ich mache mich sofort auf den Weg.«
    »Sehr gut.« Krafft verabschiedete sich von Katharina, indem er seinen Hut kurz lüpfte, Donatus nickte er zu. Dann verschwand er auf demselben Weg, den er zuvor gekommen war.
    Verlegen deutete Öllinger auf Tobias. Um Entschuldigung heischend blickte er Katharina an. »Ich fürchte, ich muss Euch allein mit ihm lassen.«
    »Mir schien diese Einladung eine gute Nachricht für Euch zu sein«, sagte sie. Aus irgendeinem Grund kam ihr Arnulfs Warnung vor Konrad Rotgerber in den Sinn.
    Öllinger nickte. »Erst kürzlich sprach ich mit dem Spitalmeister. Es heißt, dass Heilig-Geist eine größere Zustiftung erhalten wird, die es möglich macht, einen Spitalapotheker einzustellen. Ich hätte niemals zu hoffen gewagt, dass er mich in Erwägung zieht, immerhin ist meine eigene Apotheke nur klein und wenig berühmt. Aber offenbar tut er das.«
    Katharina lächelte. »Ich bete für Euch«, sagte sie.
    »Danke!« Er lächelte. »Ich glaube, ich muss dann gehen …«
    Sie nickte nur, und da wandte er sich um und eilte davon. Er vergaß vollständig, sich von Tobias zu verabschieden.

6. Kapitel
    Katharina bat Donatus, auf sie zu warten, während sie Tobias in eine der Kammern unter dem Dach des Fischerhauses brachte.
    »Ich kümmere mich unterdessen um das Brennholz«, sagte er.
    Katharina verspürte Dankbarkeit angesichts der Ruhe und Gelassenheit, die er auszustrahlen versuchte, auch wenn er sie innerlich nicht wirklich zu empfinden schien. Sie glaubte die Anspannung zu spüren, die ihn bei Tobias’ Anblick ergriffen hatte, und sie nahm sich fest vor, dass sie ihn darüber zum Reden bringen würde, sobald sie sich um Tobias gekümmert hatte. In ihr wuchs das ungute Gefühl, dass sie das bereits schon viel eher hätte tun sollen.
    Zögernd nur betrat Tobias den Flur, und als Katharina ihn bat, mit ihm die Treppe hinaufzukommen, damit sie ihm eine der dort oben liegenden Kammern zuweisen konnte, da folgte er ihr nur sehr langsam. Jeden einzelnen Schritt setzte er nachdenklich, und Katharina war sich sicher, dass sie nur eine unerwartete Bewegung machen musste, um ihn so sehr zu verschrecken, dass er sich herumwerfen und auf Nimmerwiedersehen davonlaufen würde.
    Herr im Himmel, dachte sie bei sich. Was hast du bloß erlebt?
    Aber sie verbiss sich jede Frage nach seiner Vergangenheit und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Hier bist du in Sicherheit. Jetzt wird dir niemand mehr etwas tun. Das waren die Zeichen, die sie ihm zu geben versuchte, indem sie ihn immer wieder anlächelte und indem sie stets einigen Abstand zu ihm hielt. »Hier oben wohnen nur lauter Frauen«, erklärte sie ihm. »Und die sind alle schon ziemlich alt.« Sie erreichte die Kammer, die sie für ihn vorgesehen hatte, und blieb davor stehen.
    Er blickte sie an, als könne er ihre Freundlichkeit nicht fassen.
    Sie öffnete die Tür und stieß sie nach innen auf. »Außer mir und Donatus ist in

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