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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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er konnte die kleinen Splitter fühlen, die sich in seine Haut bohrten. »Ich soll helfen, zu beweisen, dass dein Wein dem Alten nich die Kehle aufgeschlitzt hat?« Er verspürte einen Anflug von Belustigung, als er das sagte, und aus diesem Grund wechselte er in die Gossensprache.
    Niklas glotzte ihn verständnislos an, doch dann ging ihm auf, dass er verspottet wurde. »Nein!« Wieder zwinkerte er. »Natürlich nicht! Mit dem Mord habe ich nichts zu tun, darum ging es Silberschlägers Männern ja gar nicht. Es geht nur um die Übelkeit der beiden Kunden. Öllinger ist Medicus, Herrgott! Wenn er behauptet, der Wein war schlecht – oder vergiftet …« Er warf die Arme in die Luft, als sei ihm dieser Gedanke soeben erst gekommen. »Du liebe Zeit!« Langsam ließ er die Arme wieder sinken, rieb sich über die Wangen, so dass es aussah, als wolle er sie noch mehr in die Länge ziehen. »Wenn ein so hochgestellter Bürger Silberschläger dazu kriegt, mich der Panscherei zu bezichtigen, dann verliere ich meine Schanklizenz!«
    Arnulf nickte vor sich hin und entschied sich, die Spielchen mit der Gossensprache zu lassen. »Du willst also, dass ich versuche, herauszufinden, warum diesen beiden Männern nach dem Besuch deines Hauses schlecht geworden ist?« Er unterdrückte ein Auflachen. »Nimm es mir nicht übel, aber das ist wohl ein bisschen unter meiner Würde!«
    »Du hast Leute, die du damit beauftragen kannst!« Verzweifelt und flehend blickte Niklas ihn an. »Diesen Jonas. Oder Bufo. Und …« Wieder verstummte er. Kurz sank er in sich zusammen, dann richtete er sich erneut auf. Plötzlich war seine Miene nicht mehr verzweifelt, sondern geradezu verschlagen. »Wenn ich die ›Diele‹ zumachen muss, wo hast du dann dein Hauptquartier?«, fragte er. »Ich glaube nicht, dass es in Nürnberg viele Wirte wie mich gibt, die dir erlauben würden, deine … Geschäfte in ihrer Schankstube …«
    »Schon gut!«, wehrte Arnulf ab. Er hatte sich längst entschieden, Niklas zu helfen, es war nicht nötig, ihm zu drohen. Immerhin hatte der Wirt recht mit dem, was er eben gesagt hatte. Er hatte Arnulf undseine sogenannten Geschäfte immer gedeckt. Selbst, als Richard und Arnulf vor ein paar Jahren in seinem Schuppen anatomische Studien an einer toten Hure durchgeführt hatten, hatte er das mitgemacht – wenn auch unter Heulen und Zähneklappern. »Wenn ich es recht bedenke, ist es ein kleiner Gefallen für dein fortdauerndes Wohlwollen.«
    Niklas’ Kopf wackelte heftig auf und ab. »Ja! Ja!«, sagte er atemlos.
    »Um das klarzustellen: Du brauchst nichts weiter als ein paar Zeugen dafür, dass die beiden – wie hießen sie noch, Rotgerber und …«
    »… Öllinger«, half Niklas aus. »Georg Öllinger!«
    »… Rotgerber und Öllinger vor dem Besuch in der ›Krummen Diele‹ noch anderweitig eingekehrt sind und sich da den Magen verdorben haben können.«
    »So in etwa.« Niklas verdrehte die Augen gen Himmel, als versuche er herauszufinden, ob das wirklich alles war, was er von Arnulf verlangte.
    Der Nachtrabe verschränkte die Arme wieder vor der Brust. »Das dürfte nicht schwierig sein.«
    »Danke!« Niklas rang die Hände wie in einem verzweifelten Gebet.
    »Warte mit deinen Dankesreden lieber, bis ich etwas herausgefunden habe«, meinte Arnulf trocken. »Und jetzt bring mir noch’n Bier.«
    Während der Wirt hinter seine Theke zurückkehrte, um ihm das Gewünschte zu bringen, schwang die Schankraumtür auf, und ein Mann betrat das Gasthaus.
    Arnulfs Blick schweifte über ihn hinweg, doch im nächsten Moment richtete er sich mit einem Ruck auf.
    Der Neuankömmling war hochgewachsen und seine Hautfarbe am besten mit dem Ton von Bronze zu vergleichen. Die hellbraunen Haare hatte er kurzgeschnitten, sein Gesicht glattrasiert. Ein breitkrempiger schwarzer Hut mit Feder beschattete die Augen des Mannes, doch Arnulf wusste, dass sie von dunkelbrauner Farbe waren und einen brennenden Ausdruck besaßen.
    Der Blick dieser Augen tastete den Raum ab, als vermute der Mann irgendeine Gefahr, die ihm hier drohen könnte. Dann jedoch, als er sich in Sicherheit wähnte, betrat er den Schankraum und stieß die Tür hinter sich ins Schloss. Angetan war er mit Reitkleidung, seine Stiefelwaren ebenso schmutzig wie die von Arnulf, und als sein Blick jetzt auf den Nachtraben fiel, glitt ein Lächeln über seine Züge. Zielstrebig steuerte er auf die Bank in der Ecke zu.
    Die Spieler, zwischen deren Tischen er hindurchgehen musste, machten

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