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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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ihm bereitwillig Platz.
    Unmittelbar vor Arnulf blieb er stehen. Er war hager, durchtrainiert, als habe er die letzten Wochen im Sattel verbracht. Arnulf wusste, dass dies der Fall war.
    Der Mann schaute auf ihn herab. Dann nahm er den Hut vom Kopf, so dass sein Gesicht besser zu erkennen war. Die Augen besaßen tatsächlich noch immer jenen brennenden Ausdruck, den sie früher schon gehabt hatten.
    »Arnulf«, sagte der Mann. Er hatte eine angenehme, sanfte Stimme.
    Arnulf nahm seinen Dolch vom Tisch und steckte ihn fort. Erst dann senkte er den Kopf zu der Andeutung eines Nickens. »Richard«, erwiderte er den Gruß. »Willkommen zurück in Nürnberg!«
    »Na, das ist ja eine Überraschung!«
    Niklas kam mit einem Bierkrug in der Hand in Arnulfs Ecke, und erst jetzt fiel sein Blick in Richards Gesicht.
    »Herr Sterner!«, rief er aus. »Ihr seid zurück in der Stadt? Wo ist Euer Bart geblieben?«
    Richard warf den Hut auf den Tisch neben Arnulfs Bank und legte den Reitmantel ab. Sein Schwert stellte er so in die Ecke, dass er es sofort zur Hand hatte. Ein paar Huren an der Theke schielten zu ihm herüber.
    Ein Lächeln glitt über Richards Züge. »Ich hatte das Bedürfnis, etwas zu verändern«, antwortete er und rieb sich das nackte Kinn. Dann setzte er sich mit einem Seufzen und den steifen Bewegungen eines Mannes, der eben erst aus dem Sattel gestiegen war. »Wärt Ihr so freundlich und würdet mir ein Glas Wein bringen?«
    Niklas war schon halb umgekehrt, als Arnulf trocken meinte: »Ich glaube, das ist keine so gute Idee!«
    Der Wirt wandte sich wieder zu ihm um. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine steile Unmutsfalte. »Ich pansche meine Getränke nicht!«
    Richard, der keine Ahnung hatte, wovon die beiden sprachen,schaute Arnulf ratlos an. Der achtete nicht darauf. Er ließ den Blick nicht von dem Wirt. Ruhig meinte er: »Wenn ich das glauben würde, Niklas, würde ich hier keinen Tropfen mehr trinken. Ich denke nur, es wäre besser, kein Risiko einzugehen, solange wir nicht wissen, was mit Öllinger und Rotgerber wirklich geschehen ist.«
    Niklas sah aus, als wolle er widersprechen, doch dann besann er sich. Er nickte betrübt. »Wahrscheinlich hast du recht!« Er wandte sich an Richard. »Würdet Ihr auch mit einem Krug Bier vorliebnehmen?«
    Richard fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »In den Monaten, die ich im Süden verbracht habe, habe ich zwar einen guten Tropfen Wein schätzen gelernt, aber um der alten Zeiten willen: natürlich!«
    Erleichtert zog der Wirt ab, und Richard sah Arnulf an. »Was sollte das?«
    »Später!«, wehrte Arnulf ab. »Erstmal erzähl: Was führt dich nach Nürnberg zurück? Wenn ich mich recht erinnere, hast du vor einem Jahr gesagt, dass du nicht wieder herkommen willst.«
    Richard zuckte die Achseln. »Sagen wir, ich habe meine Gründe.«
    Arnulf nickte. In den Kreisen, in denen er gewöhnlich verkehrte, war es nicht üblich, allzu viele Worte zu machen.
    Mit einem leisen Stöhnen lehnte Richard sich auf seinem Stuhl zurück und streckte die Beine aus. Mit beiden Händen massierte er sich seinen rechten Oberschenkel.
    Arnulf deutete darauf. »Gerade erst angekommen, oder?«
    »War eine harte letzte Etappe, das kannst du mir glauben!« Richard grinste. »Und trotzdem führt mich gleich mein erster Gang zu dir in die ›Krumme Diele‹! Das ist wahre Freundschaft!« Er beendete seine Massage und warf Niklas einen dankbaren Blick zu, der ihm einen gefüllten Bierkrug hinstellte. Als der Wirt wieder gegangen war, meinte Arnulf: »Dann warst du noch gar nicht zu Hause?«
    »Nein. Warum auch? Dort erwartet mich außer Thomas doch sowieso keiner.« Thomas war Richards Diener. »Und der hat keine Ahnung davon, dass ich zurückkomme.«
    Arnulf griff nach seinem Bierglas, hielt es in die Höhe und wartete, bis Richard sein eigenes hob. »Eigentlich habe ich nicht von deinem Zuhause gesprochen«, sagte der Nachtrabe.
    Richard grinste. »Ich weiß.«
    Dann stießen sie an.
    »Wie dem auch sei«, meinte Arnulf. »Auch wenn es peinlich ist: Ich freue mich, dass du wieder da bist!«
    Richard war froh, wieder in Nürnberg zu sein. Der Gedanke, Katharina wiederzusehen, machte ihn kribbelig, und ihm war völlig bewusst, dass er das Treffen mit ihr durch den Gang in die »Diele« aufgeschoben hatte. Was war er für ein Feigling! Er genoss Arnulfs Gegenwart wohl auch deshalb so sehr, weil er auf einmal Angst vor der Begegnung mit Katharina hatte!
    Nachdem er und Arnulf ein

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