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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Bier, knallte den Krug zurück auf den Tisch und erhob sich. Dann deutete er eine leichte Verbeugung an. »Immer wieder ein Vergnügen, mit Euch Geschäfte zu machen, Herr Nachtrabe!«, sagte er, und in seiner Stimme schwang ein Anflug von Hohn mit. Er zog sich die Kapuze über den Kopf und machte eine weitere Verbeugung. »Gehab dich wohl!«
    Arnulf nickte ihm zu. Er verschränkte die Arme vor der Brust, streckte die Beine noch ein wenig weiter aus und genoss den Anblick, wie Bufo die Schankstube nun in umgekehrter Richtung durchquerte. Diesmal beschwerte sich niemand, als er gegen ein paar Stuhlbeine stieß, und auch keine Blicke folgten ihm auf seinem Weg nach draußen. Jeder Gast schien mit wichtigeren Dingen beschäftigt zu sein – mit seinem Becher, seinen Spielkarten oder einfach nur mit einer besonders interessanten Maserung des Tisches.
    Dann war Bufo verschwunden. Er machte sich nicht die Mühe, die Tür zur Schankstube hinter sich zu schließen, sondern ließ sie sperrangelweit offen stehen.
    Es dauerte keine zehn Herzschläge, da wurde es im Schankraum um die Füße herum empfindlich kalt, denn die Außentür, die vom Flur hinaus auf die Gasse vor dem Haus führte, schloss nicht richtig. In der Kälte der letzten Tagen hatte sie sich wieder einmal verzogen.
    »Niklas!«, brüllte einer der Spieler an dem vorderen Tisch. »Entweder du sorgst dafür, dass diese dämliche Tür endlich abgeschliffen wird, oder ich komme persönlich vorbei und mache das.« Er sah in die Runde, bevor er mit einem breiten Grinsen hinzufügte: »Mit deinen Zähnen als Werkzeug!«
    Niklas, der hinter der Theke gerade damit beschäftigt war, etwas in sein Geschäftsbuch einzutragen, blickte missmutig auf. Ohne auf die unverhohlene Drohung des Mannes einzugehen, legte er die Feder fort, umrundete die Theke und verließ den Schankraum. Am Geräusch war zu erkennen, dass er kräftig ziehen musste, um die Außentürzu schließen. Mit einem hässlichen Kreischen rutschte ihre Kante über den unebenen Fußboden. Schließlich kehrte Niklas zurück in den Schankraum, schloss auch dessen Tür, aber statt dann an seinen alten Platz hinter der Theke zurückzukehren, besann er sich auf halber Strecke und trat an Arnulfs Tisch.
    »Hast du einen Moment Zeit für mich?«, fragte er.
    Von unten herauf sah Arnulf den Wirt an. Er war im Laufe der Zeit aufgedunsen und reichlich fett geworden. Die Haut an seinen Wangen hing schlaff herunter, und seine blonden Haare hatten sich in einen schütteren Kranz verwandelt, der mehr einem Nest aus Stroh glich denn einer Frisur. »Setz dich!«, forderte der Nachtrabe ihn auf.
    Niklas gehorchte. Einige Augenblicke lang rieb er die Lippen aufeinander, als müsse er erst überlegen, wie er beginnen sollte. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er dann.
    Arnulf antwortete nicht, sondern hob nur eine Augenbraue. Noch immer saß er mit ausgestreckten Beinen da.
    »Du hast bestimmt schon gehört, was heute Morgen passiert ist«, fügte Niklas hinzu.
    Sachte schüttelte Arnulf den Kopf. »Ich höre eine Menge. Wovon sprichst du?«
    »Der Spitalmeister«, erklärte der Wirt. »Konrad Rotgerber.«
    Jetzt nickte Arnulf. »Was hast du damit zu tun?«, fragte er.
    Der Wirt schluckte so heftig, dass sein Kehlkopf dabei auf und ab ruckte. »Rotgerber war hier und hat Gewürzwein getrunken, bevor er … nun ja.« Hilflos hob er die Schultern und dann, um zu verdeutlichen, was er meinte, fuhr er sich mit dem Daumennagel mitten über die Kehle.
    »Sehr anschaulich«, meinte Arnulf amüsiert. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wofür du meine Hilfe brauchst.«
    »Rotgerber war nicht allein hier. Ein Mann war bei ihm, Öllinger, so hieß er. Muss ein Medicus sein oder so. Jedenfalls hat Öllinger behauptet, mein Wein sei schlecht. Ihm ist übel davon geworden, und Rotgerber wohl auch. Der Lochschöffe, der den Mord untersucht, glaubt das jedenfalls. Also, Rotgerber ist in eine dunkle Gasse gegangen, weil er kotzen musste. Und da hat ihn der Mörder dann …« Wieder vollführte er die Geste mit dem Daumen. »Am helllichten Tag! Das muss man sich mal vorstellen!«
    Diesmal wartete Arnulf ab, bis er weitersprach.
    »Vorhin waren zwei Männer von Bürgermeister Silberschläger hier und haben mich verhört. Wegen des Weins. Aber er war nicht gepanscht, Arnulf, das schwöre ich! Du musst mir helfen!«
    Arnulf entflocht seine Arme und legte die Hände rechts und links seiner Oberschenkel auf die Bank. Das Holz war nur grob behauen, und

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