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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Nähe zum Reich des Bösen, aus dem sie dich, aus mir noch unerfindlichen Gründen im hohen Bogen rausgeschmissen haben. Offenbar Weibergeschichten wie meistens. Ich bekam den Auftrag, mich deiner ein wenig anzunehmen.«
    Die Szene, mit der alles geendet hatte, fiel Madru wieder ein. Al
    lein bei der Erinnerung daran, wurde ihm so übel, daß er die Augen schloß, als könne er so die Schwäche abwehren.
    »Heda, mein Bester«, sagte Montigorr, »nun mal nicht gleich wieder wegtreten.«
    Er ging um Madru herum, pflückte einen Apfel und warf ihn ihm zu. Madru ließ Fiedel und Fiedelbogen los und fing ihn auf. Er biß hinein. Das Fruchtfleisch war fest und saftig. Er fühlte sich auf der Stelle besser. Vielleicht auch ein Zauber, dachte er. Montigorr half ihm auf die Beine.
    »Ausgeraubt und reingelegt«, sagte er kopfschüttelnd, als sie nebeneinander durch die blühende Wiese auf ein altes Haus zugingen, »das ist so ihre Art.«
    Madru erzählte, was er im Totenreich erlebt hatte. Sie schoben sich durch eine Hecke mit Beerensträuchern, die die Begrenzung zur Wildnis hin bildete.
    »Nichts da mit Totenreich«, sagte Montigorr und schwenkte die Hand, »im Reich des Bösen bist du gewesen.«
    Madru blieb kopfschüttelnd stehen. Der Gemüsegarten lag hinter ihnen. Montigorr wies auf eine Bank unter einem großen alten Nußbaum. Sie setzten sich.
    »Ich bin nicht im Totenreich gewesen?« wiederholte Madru immer noch erstaunt. Die Fiedel und der Bogen, er hatte beides auf den Knien liegen, machten eine merkwürdige Veränderung durch. Als ein Windstoß kam, trug er nichts als eine Handvoll Staub fort.
    »Bitte«, sagte Montigorr, »da haben wir's ja!«
    »Aber ich habe Ase getroffen, Alissa als Wölfin, als Wiesel und ...« Er stockte.
    »Als Geierweibchen«, brachte Montigorr den Satz zu Ende, »alles Lug und Trug. Alles Täuschung. Illusionszauber, über den unsereiner nur die Nase rümpfen kann.«
    »Wenn das so ist«, sagte Madru erleichtert, »dann bin ich Alissa in Wirklichkeit gar nicht begegnet. Dann bin ich von einem Schemen genarrt worden.«
    »Etwa in der Art wie dieser Herr Hoffmann von jenem so lebensecht wirkenden mechanischen Spielzeug. Natürlich hat auch der Bär zu Anfang seine Hände mit im Spiel gehabt. Er, so habe ich inzwischen in Erfahrung bringen können, ist es gewesen, der deinen Lebensbaum verpflanzt hat. Von der Mauer vor dem Totenreich zur Mauer um das Land des Bösen. Du mußt wissen, es gibt da eine Stelle ... und sie liegt gar nicht so weit von hier entfernt. an der stoßen alle drei Reiche zusammen. Gewissermaßen ein Dreiländereck. Andererseits hast du offenbar auch einflußreiche Gönner und Protektoren. Allwiss war hier ... teilte mir mit, daß ich dich in der Wiese unter dem Apfelbaum finden würde. Ach, da wäre noch etwas zu erwähnen«, sagte er, »ich habe da eine ... wie soll ich sagen ... Dienerin, Haushälterin, Köchin ... eine Schwarze Köchin eben. Unübertroffen alles, was sie an Speisen auf den Tisch bringt … Eine schwarze Perle gewissermaßen. Aber von allen magischen Experimenten, wie wir sie zusammen machen werden, ist sie strikt ausgeschlossen. Sie kennt keinen einzigen Zauberspruch, weder eine Beschwörung, noch eine Bannung, und ich möchte, daß dies so bleibt. Die Grenzen zwischen Herrschaft und Gesinde sollten scharf gezogen sein. Eine Köchin mag eine ausgezeichnete Köchin sein, eine Schwarze Köchin, sie gehört doch zum Personal. Man muß aufpassen, daß man nicht unter ihren Pantoffel gerät, sonst endet man wie weiland Merlin festgezaubert von seiner Niniane in einer Weißdornhecke. Verstehen wir uns?«
    Madru nickte. Er verstand: der Alte hatte ihn davor warnen wollen, etwas mit den Dienstboten anzufangen.
    Sie betraten das Haus. Montigorr zeigte Madru jedes Zimmer und jede Kammer vom Keller bis unter das Dach. Nur an einer bestimmten Tür ging er etwas rascher vorbei. Es war jene, hinter der die Schwarze Köchin wohnte.
    Der größte Raum im Haus war der Zaubersaal. Er hatte gotische Fenster. In einer Ecke standen allerlei alchemistische Apparaturen. Verstreut auf dem Fußboden lagen die verschiedensten Bücher aufgeschlagen. Es gab ein Stehpult, auf dem ein dicker Wälzer lag. Sein Gedächtnis lasse zunehmend nach in letzter Zeit, beklagte sich Montigorr, alles Wichtige müsse er aufschreiben. Die Wände waren mit Sternkarten und Darstellungen der Planetenbahnen behängt. Aber Madru hatte eine Abneigung gegen Astronomie, obwohl er doch dieser seine

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