Madru
nennen, die astrale Welt »Yetzirah« gibt, mit der man als Magier vor allem in Kontakt zu treten versucht, die Sphäre der Erzengel und anderer spiritueller Wesenheiten, »Briah« und endlich die Sphäre des Göttlichen »Atziluth«.
Er hatte gehört, daß man diese Sphären und Welten sich nicht wie eine Folge geologischer Schichtungen übereinanderliegend vorstellen dürfe, sie vielmehr eine Art Netzwerk seien, sich mit ihren Bezügen gegenseitig durchdringend.
Montigorr rühmte Madrus Begabung, als Geistwesen seine Körperhülle verlassen zu können und sich dann zu Erkundungsfahrten über die Straßen, Wege und Pfade in der Astralwelt aufzumachen. Darin erwies sich Madru sogar Montigorr überlegen. Während ihm jetzt gewisse Erlebnisse in Norrland, wie das Eintreten in die Erle oder das Aussetzen der Zeit, angesichts seiner neuen Erfahrungen gar nicht mehr so ungewöhnlich vorkamen, war sein Lehrer begierig, von immer neuen Erlebnissen auf den Straßen und Wegen in entfernteren Gegenden der Astralwelt durch ihn zu hören.
Nach einiger Zeit machte sich der Magier daran, mit seinem Schüler jenes Ziel zu erreichen, um dessentwillen Bru wohl ihrem Ritter eine solche Lehre in Magie überhaupt verschrieben hatte. Um es laienhaft auszudrücken: es ging darum, durch Beschwörung von Elementargeistern sich in den Besitz von Zaubersprüchen zu setzen, die eine einmalige Macht über die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde verleihen.
Montigorr hatte Madru geraten, den drei Zauberutensilien, die ihm von den Herren der Hohen Türme abgeluchst worden waren, nur nicht weiter nachzutrauern. Solch starke Kräfte in Flaschen, Dosen, Kästen und Beuteln aufzubewahren, sei unpraktisch, ja gefährlich. Viel klüger sei es dagegen, auf den Wegen des Lebensbaums forschend, zu jenen Bergen, Wiesen, Wäldern oder Auen vorzustoßen, auf denen die Worte verborgen lägen, die gleiches bewirkten wie diese unhandlichen Zauberutensilien. Außerdem gewinne man dabei noch eine Einsicht von grundsätzlicherer Bedeutung: daß nämlich das Wesen der Magie letztlich in der Macht über das einzig richtige Wort bestehe. Wer es finde, es wisse, sei Herr über den Gegenstand oder das Wesen, das es benenne. Auf langen, mühsamen Fahrten und Gängen hatte Madru jene Worte aufgefunden, die es möglich machten, aus heiterem Himmel einen Regenschauer niedergehen, ein Feuer aufflackern oder einen Wind losblasen zu lassen, ohne mehr zu tun, als sie auszusprechen. (Man wird begreifen, daß diese Zauberworte hier verschwiegen werden, denn, gerieten sie in das Gedächtnis dieser oder jener Menschen, die Unordnung in der Welt würde sich noch vermehren, und sie ist doch ohnehin schon groß genug!) Jene die Elemente Wasser, Luft und Feuer regierenden Worte hatte Madru dadurch aufgefunden, daß er seine Gedanken über die Wege des Lebens wandern ließ. Aber jenes Wort, das Herrschaft über das Element »Erde« gibt – war ihm verborgen geblieben. Er hatte Montigorr, da er dies mit Recht für bedeutsam hielt, auch erzählt, daß jenes Schemen, das Ases Gestalt angenommen hatte, ihm ebenfalls nicht zu der Krume Erde hatte verhelfen können. Er hatte abermals Gedankenreisen unternommen, auf die ihm Montigorr gute Ratschläge mitgegeben hatte. Vergebens. Auch mit Sprüchen, Beschwörungen von Göttern und Geistern, mit Formeln, Ziffern und Figuren kamen sie nicht weiter. Da beschloß Montigorr zu verreisen, um sich bei einem alten Lehrer in dieser Sache Rat zu holen. Madru aber blieb daheim, weil sich noch, während der Meister fort war, eine günstige Konstellation für ein bestimmtes Experiment ergeben sollte, das seine persönliche Anwesenheit im Zaubersaal notwendig machte.
Montigorr war alles andere als ein Dummkopf. Und bei aller Suche nach dem Zauberwort für Erde, hatte er andere höchst irdische Belange keineswegs aus dem Auge verloren. Für die Zeit seiner Abwesenheit, so hatte er Madru erklärt, sei es wohl besser, wenn er, wie sonst nur bei Nacht üblich, die Schwarze Köchin in ihre Kammer einschließe und Schwelle und Fenster magisch versiegele. Madru hatte das ganz in Ordnung gefunden, bei dieser Ankündigung sogar eine gewisse Erleichterung verspürt. Dann war Montigorr aufgebrochen.
Bis das bewußte Experiment beginnen konnte, zu dem er daheim geblieben war, hatte es noch gute Weile. Madru ging unruhig im Haus umher. Eine Beobachtung beschäftigte ihn. Vor einigen Tagen, als er in den Garten hinausgegangen war, um sich etwas zu
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