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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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anzublicken, bevor ihr unser Land verlassen habt. «
    »Was würde geschehen, wenn ich sie ansähe?«
    »Du würdest sie verlieren und die Zauberdinge blieben bei uns.« »Ich bin einverstanden«, sagte Madru, und er hörte, wie die Ketten aufsprangen, mit denen Alissa gefesselt war und zu Boden rasselten.
    »Leg deine Maske ab. Schau jetzt nicht mehr zu Alissa hin«, sagte die Stimme, »geh dort durch diese Tür, die dir der Türsteher öffnet.« Madrus Maske fiel zu Boden.
    »Aber wie weiß ich, daß Alissa mir tatsächlich folgt?« fragte Madru mißtrauisch.
    »Du wirst ihre Hände auf deinen Schultern spüren«, sagte die dröhnende Stimme. Und so geschah es. Er spürte, wie sich Hände auf seine Schultern legten. »Bist du es, Alissa?« fragte er. Statt einer Antwort von ihr, kam wieder die Stimme. »Sie weiß nicht, daß du sie liebst. Sie weiß nichts mehr von dem, was in eurer Welt geschah. Sie wird es erst wieder wissen, wenn ihr in der anderen Welt seid. Hier ist sie nichts als unser Werkzeug, wie jeder, dem du begegnet bist.«
    Madru sah die Tür. Er griff nach der Fiedel. Er schritt vorsichtig, immer noch die Hände auf seinen Schultern spürend, durch die Tür ... in einen dunklen Gang hinein. Er ging langsam und unbeirrt voran. Es war völlig dunkel. Die eine Hand hatte er tastend ausgestreckt, in der anderen hielt er das Instrument und den Fiedelbogen. So lief er endlos und das bißchen Hoffnung, das sich in ihm erhalten hatte, schmolz mit der Mühe dahin. Es war so leer und schwarz, kein Geräusch, kein Licht.
    Er nahm die Fiedel, und sieh da, er konnte so wunderschön darauf spielen wie Ase, und die Musik ließ es ihm leichter ums Herz werden. Wie von selbst erfanden sich Hunderte von Melodien, und seine Schritte waren nun, da er auch merkte, daß ihnen da nichts im Weg stand, schneller. Dann sah er ein Licht. Erst war es ein Pünktchen, nicht größer als ein Glühwurm. Dann wurde daraus ein Schein, und je größer und heller das Licht am Ende des Ganges wurde, desto schneller konnte er gehen.
    Schließlich trennte sie nur noch eine Armlänge von der völligen Helligkeit.
    Er ließ die Fiedel sinken. Er wollte einen Arm freibekommen, ihn ausstrecken. Es war ihm, als könne er damit das Licht greifen. »Spiel doch weiter«, hörte er Alissa hinter sich sagen.
    Er wollte gehorchen, aber es geschah nicht rasch genug, daß er wieder zu spielen begann. Ein großes Verlangen, Alissa in die Augen zu blicken, sie zu berühren, mit der Hand über ihr Haar und
    ihre Wangen zu fahren, überkam ihn. Er wandte sich, diesem Verlangen nachgebend, um. Sie stieß einen gellenden, hilfeheischenden Schrei aus. Die Maske rutschte von ihrem Gesicht, als sein Blick auf ihm ruhte. Er sah zerborstene Lippen, Wangen mit Rissen, aus denen Knochen hervortraten, Flecken schwarzer Fäulnis auf der Stirn, aus den Augenhöhlen rann Sand, Spinnweben hingen von einem kahlen Schädel herab.
    Sein Angstschrei kam nur als ein dumpfes Stöhnen über seine Lippen. Er warf seinen Körper herum, rannte vor dem Schreckensgesicht davon in die gleißende Helligkeit. Er rannte, Fiedel und Bogen an sich geklammert, immer weiter, zur Hast angetrieben, wenn er an die Fratze dachte, in die er geschaut hatte. Irgendwann bekam er keine Luft mehr und stürzte in hohes Gras.
     

NEUNZEHNTES KAPITEL
    Madru geht bei einem Magier in die Lehre und schließt Freundschaft mit der Schwarzen Köchin • Wölfe fliegen durch die Luft
    Allwiss ruft den Ritter des Großen Waldes zu Bru

    Als Madru zu sich kam, lag er auf dem Rücken, die Fiedel und de' Bogen an sich gepreßt, unter einem Apfelbaum, dessen Zweige min Früchten dicht behängt waren. Wie in einem Traum sah er das Gesicht der Apfelgöttin, die ihm zwischen Blättern, schwarzen Ästen und Früchten hindurch zulächelte. Er blickte an sich herab. Vor seinen Füßen stand ein alter Mann, der ihn beobachtete.
    »Salute!« sagte der Mann gelassen und lupfte seinen Hut, der aus einer Bucheckernkapsel bestand. Er trug einen Umhang, auf dem Maiglöckchen und Hundsveilchen appliziert waren. Das Kleidungsstück kam Madru viel unwirklicher vor als das Gesicht der Göttin zwischen den Zweigen des Apfelbaumes.
    »Montigorr mein Name …«, stellte sich der Mann vor, »Magier, Mitglied der Zunft von der Goldenen Morgendämmerung.« »Keine Maske vor dem Gesicht ...«, murmelte Madru erleichtert, »was war nur und wo bin ich jetzt?«
    »Sphäre Anderswelt!« sagte der Mann, »Region: Grenzmark . in bedrohlicher

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