Madru
flatterten sofort unter lautem Geschilp und Gezwitscher alle Vögel auf und eine Luftbewegung war von dem Schlag ihrer Flügel zu verspüren.
»Rasch«, rief Ase, »das Säckchen jetzt zugeschnürt!«
Und wenn Madru auch nicht wußte, warum das so sein mußte, tat er doch, was Ase wünschte.
Als sie den Paß überschritten hatten, gerieten sie in eine Aschenwüste, einen Landstrich, in den früher oder später all die Asche geweht wird, die in diesem Land durch die Luft wirbelt. Dort ist es ganz windstill. Es ist eine böse Stille und die Gegend ist völlig eben, ohne Erhebungen oder Vertiefungen im wüsten Gelände.
»Hier muß ich dich verlassen«, sagte Ase zu Madru, »drei Elemente habe ich dir verschafft. In der Dose mit dem Feuer, der kleinen Flasche mit dem Wasser und in dem Beutel mit Wind aus Schwingen der Vögel stecken gewaltige Kräfte. Die Herren der Hohen Türme werden aber von dir auch noch eine Krume Erde verlas) gen, wenn du mit ihnen deinen Handel machst. Sie dir auch noch zu beschaffen, habe ich keine Macht. Aber ich schenke dir zum Abschied meine Fiedel. Vielleicht kannst du mit ihr wettmachen, daß du ihnen keine Krume Erde anzubieten vermagst. Du muß( diese Aschenwüste durchqueren. Dann wirst du zu einer Hütte kommen. Sie liegt im Tal der Verborgenheit. Es steht nur eine einzige Hütte dort. Du kannst sie nicht verfehlen.«
Darauf umarmte er Madru und ging davon in der Richtung, aus der sie gekommen waren.
Madru lief in die Aschenwüste hinein. Böse Gedanken gegen diesen und jenen, den er einmal gekannt hatte, stiegen in ihm auf, und es nützte nichts, sich dagegen zu wehren.
Endlich erreichte er eine mit Binsen gedeckte Hütte, und als ei-anklopfte, öffnete ihm Mola. Sie musterte ihn, schüttelte dann den Kopf und sagte: »Warum kommst du so spät? Sie ist verloren. Sie ist nicht zu retten. Und überhaupt, verdammt sollt ihr sein, ihr Männer. «
»Ich bin so rasch gegangen wie ich konnte«, erwiderte Madru, »aber es war ein langer Weg bis hierher. « Die Alte lachte böse, sagte zu sich selbst etwas, das Madru nicht verstand und bot ihm dann einen Schemel an. Sie brachte ihm ein Glas Wasser, und das Wasser war frisch und sauber. Als er nach Alissa fragte, erwiderte die Alte, sie sei ausgegangen.
Er mußte auf dem Schemel eingeschlafen sein, und als er von Geräuschen erwachte, war es Nacht und Alissa kam mit einem Wolfsrudel zurück. Sie kümmerte sich überhaupt nicht um ihn. Es war so, als sähe sie ihn gar nicht. Die Schnauzen der Tiere waren noch blutverschmiert, und Yarduk war der Anführer des Rudels. Er, Alissa und all die anderen Wölfe trugen lederne Masken, und als Madru Alissa begrüßen wollte, sagte sie schroff zu ihm: »Was willst du hier? Ich bin müde von der Jagd. Siehst du nicht, daß du störst? Wer bist du überhaupt und was willst du?«
»Ich bin Madru.«
»Wer ist Madru? Scher dich fort. Ich kenne keinen Madru.« und damit streifte sie das Wolfsfell, das sie trug, wie einen Mantel ab. Yarduk aber, der halb Wolf und halb Mensch war, legte seinen Arm um sie und führte sie fort auf sein Lager. Madru hörte die Koseworte, die sie sich zuraunten, das Schmatzen ihrer Küsse. Er war verzweifelt und wie gelähmt. Er wollte weinen, hatte aber keine Tränen.
So schlief er ein, und als er wieder aufwachte, war es abermals spät in der Nacht, und ein Rudel Tiere kam von der Jagd zurück. Diesmal war Alissa ein Wiesel. Sie sah schön aus in dieser Gestalt, aber noch schöner, so ahnte man, wäre sie gewesen, wenn man ihr Gesicht hätte sehen können, das die Maske verdeckte.
Wieder legte Alissa, sobald sie zur Tür herein war, ihr Fell wie einen Mantel ab, und wieder führte sie Yarduk, der diesmal ein Wieselprinz war, auf das Lager und sie liebten sich dort. Madru aber schickte einen Stoßseufzer zu Bru, denn er erinnerte sich, daß sie auch die Herrin über alle wilden Tiere war.
In dieser Nacht strengte sich Madru mit aller Macht an, nicht einzuschlafen. Es wurde ihm so schwer, als habe er eine harte körperliche Arbeit zu verrichten, und am Ende war all seine Anstrengung umsonst. Er schlief traumlos und tief.
Mola weckte ihn gegen Mittag. Sie sagte zu ihm: »Nun hast du ja gesehen, wie es um sie steht. Den Geliebten hat sie mir entfremdet und längst weiß sie mächtigeren Zauber als ich. Sie ist ganz und gar dem Bösen verfallen und doch leidet sie darunter wie alle, denen es so geht wie ihr. Du hast immer noch Macht über sie, auch wenn sie dich scheinbar
Weitere Kostenlose Bücher