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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Aber ich muß jetzt gehen.«
    »Und wann sehe ich dich wieder?«
    »Auf dem Fest. Ich muß hinkommen. Du kommst hin. Wir werden uns nicht aneinander vorbeiwünschen können. Aber ich will auch gar nicht. Ich freue mich darauf, dich zu sehen. Tanzt du gern?«
    »Ich glaube ja … ich meine«, stotterte er, »bitte lach mich jetzt nicht aus, aber … ich habe in meinem Leben noch nie getanzt.« »Auf dem Fest wird getanzt werden«, erklärte sie ihm. »Du mußt dann Ase bitten, daß er aufspielt. Nach seiner Musik kann jeder tanzen … auch der, der es nie gelernt hat. Und ich will, daß du den ersten Tanz mit mir tanzt.«
    »Versprochen.«
    »Vergiß es nicht. Du wirst noch viel erleben bis dahin.« »Verlaß dich darauf.«
    »Adieu! «
    Fast lautlos glitt sie hinaus.
    Er nahm das Tuch ab, das sie ihm geschenkt hatte und betrachtete es noch einmal. Die Farben waren sehr schön. Leuchtendes Scharlachrot, verschiedene Gelbtöne, ein Apfelgrün.
    Viel später kamen die Druiden. Sie zündeten das Feuer an, verbrannten die alten Kleider, die er trug und kleideten ihn für das Fest neu ein. Sie trugen etliche Arme voll Zweige herbei, warfen Kräuter in die Flammen und ein Duft von jungen Blättern erfüllte die Hütte. Endlich fragten sie nach seinem Traum.
    »Ich habe nicht geträumt«, sagte er, »aber der Wald hat mir ein Geschenk gemacht.«
    »Was für ein Geschenk?«
    Er hielt ihnen das Tuch hin. Oh, sagten sie ehrfurchtsvoll und verbeugten sich vor ihm. Sie schoben ihre Köpfe alle ganz nahe an das Tuch heran, als seien sie kurzsichtig.
    »Der Wald hat ihn gekleidet.«
    Es schien ein gutes Omen zu sein.
     

SIEBENTES KAPITEL
    Der Sternensohn wird auf einem Fest in der Großen Halle inthronisiert • Alissa wählt Madru zum ersten Mal
    Was der Rat des Waldes beschloß

    In der Hütte war es düster. Auf den Steinquadern zuckten die Flammen. Draußen schien die Sonne. Vor der Herdstelle, auf der das Feuer brannte, stand Madru. Einer von den Druiden hatte ihn dort hingeführt. Madru hatte vor die Hütte treten wollen. Das war offenbar gegen irgendwelche Regeln, nach denen sich alles abspielte. Zwei der Druiden hatten ihn am Arm gefaßt und ihn wieder zur Feuerstelle zurückgeführt. Er kam sich vor wie eine Puppe, mit der man spielt. Das mochte er nicht. Am liebsten hätte er etwas gesagt oder getan, das diese lächerliche Feierlichkeit aufhob. Außerdem war es ihm langweilig. Er sah mißmutig auf die Druiden, die im Kreis um ihn und das Feuer standen und Gebete in einer Sprache murmelten, die er nicht verstand. Er fand ihren Aufzug komisch. Sie trugen alle lange graue Gewänder und auf dem Kopf einen Kranz aus Buchengrün und Mispeln. Madru versuchte, sich in Geduld zu üben, aber dann wurde es ihm doch zuviel. Er trat auf einen der Druiden zu und bat diesen, ihm zu erklären, was jetzt geschehe.
    Sie schienen alle bestürzt. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten. Dann stellten sie sich wieder im Kreis auf und jener, an den Madru sich gewandt hatte, kam auf ihn zu und verneigte sich: »Erhabener Sternensohn«, sagte er, »Ihr wolltet wissen, worauf wir hier warten. Bald wird man uns zum Fest der Einsetzung rufen. Wir haben einen Boten abgeschickt zur Großen Halle, um unsere Brüder dort wissen zu lassen, wie günstig das Omen war. Derweilen sprechen wir Gebete über Euch, um Euch zu stärken. »Aber was ist das für eine Sprache? Ich verstehe sie nicht.« Der Druide, ein noch junger Mensch, vielleicht drei oder vier Jahre älter als Madru, legte die Hände vor sein Gesicht und sagten dann so leise, daß es unmöglich außer Madru jemand verstehen konnte: »Die Gebete werden auf Brusinisch gesprochen. Wir alle gehen den Weg des Allwiss.«
    »Bleibt in meiner Nähe«, sagte Madru, »so viele Dinge sind mir fremd und unverständlich. Ich möchte, daß mir jemand zur Seite ist, den ich fragen kann.«
    Aus dem Kreis der Druiden drang unablässig Gemurmel herüber. Der junge Mensch warf einen raschen Blick auf seine Kameraden, die sich völlig auf ihre Gebete zu konzentrieren schienen, beugte seinen Kopf noch etwas näher zu Madru heran und sagte: »Wenn ich Euch einen guten Rat geben darf, Erhabener Sternensohn: stellt keine Fragen. Man erwartet von Euch, daß Ihr dank Eurer Inspiration um alles wißt.«
    Er trat in den Kreis seiner Brüder zurück. Einen Augenblick später war er in das Gebetsgemurmel der anderen eingefallen. Das fängt ja gut an, dachte Madru. Aber dieser Bursche hat recht. Am besten, ich rede

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