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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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gezaubert.«
    »Du kannst zaubern?« fragte er skeptisch. Alles, was mit Zauber zusammenhing, interessierte ihn ungemein. Er fand, daß Ase immer reichlich zurückhaltend gewesen war, wenn er ihn über seine Künste dieser Art hatte ausholen wollen.
    »Ich kann es ein bißchen«, sagte das Mädchen, »harmloser Zauber. Kleiderzauber, Wetterzauber, Zauber, mit dem man Blätter und Gräser zusammenfügt.«
    »Könntest du mir dann auch so ein Tuch zaubern?«
    Sie machte eine Bewegung mit der rechten Hand in die Luft, als wolle sie dort etwas zu fassen bekommen und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Hier in der Hütte liegt schon ein starker Zauber. Dagegen komme ich nicht an. Aber wenn du Freude daran hast, kann ich dir gern mein Tuch schenken.«
    Sie band es ab und reichte es ihm. Das Haar fiel ihr jetzt bis auf die Schultern. Es war kupferrot.
    »Du machst gern anderen eine Freude, nicht wahr?« erkundigte sich Madru.
    »Ja … doch«, sagte sie lachend.
    Madru prüfte das Tuch. Es fühlte sich an wie aus Stoff und hatte doch zugleich die Farbe und die Beschaffenheit von Blättern. »Danke«, sagte er und schlang es sich um den Hals.
    »Danke auch«, sagte das Mädchen, nickte kurz und schon lag das Tuch wieder um ihren Kopf.
    »Das war nur ein Spaß … da, bitte, es gehört dir«, sagte sie. Abermals kam dieses kurze, energische Nicken und danach saß das Tuch wieder um seinen Hals.
    »Überzeugt, was den Zauber angeht«, sagte Madru, »aber wie kommst du eigentlich mitten in der Nacht hierher?«
    »Ich gehe häufig nachts spazieren. Ich mag die Nacht mehr als den Tag. Ich besuche dann Mola. Sie ist eine alte Frau und wohnt im Wald. Sie hat mir an Zauberei alles beigebracht, was ich weiß.« »Ist es denn nicht gefährlich für ein Mädchen, nachts allein in den Wald zu gehen?«
    »Es gibt ein Geheimnis. Willst du es wissen?«
    »… interessiert mich nicht im geringsten«, sagte er in diesem neckenden Ton, in dem er gewohnt war, mit Mädchen zu reden. »Ich möchte aber, daß du es weißt«, sagte sie, »und ich möchte, daß du es von mir erfährst und nicht von den anderen. Ich kaifit die Sprache der Tiere verstehen. Und sie verstehen auch, was ich sage. «
    »Sonst noch was?« fragte Madru mit Spott.
    »Du glaubst mir nicht? Ich werde es dir beweisen. Du bist vor zwei Nächten dem Bären, der Elster, der Kröte und dem Dachs begegnet. Was sie dir fürs Leben geschenkt haben, werde ich dir nicht verraten. Du bist ohnehin schon eingebildet genug.«
    Madru pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht für den Anfang«, sagte er trocken.
    »Ich bin ihnen begegnet, als sie von der Schwitzhütte kamen. Sie unterhielten sich über einen Burschen, der sie viel Kraft gekostet habe. Das interessierte mich. Da fragte ich sie weiter aus, und sie verrieten mir, wo ich dich treffen werde.«
    »Und wer hat dich das gelehrt. Auch diese alte Frau …?« »Niemand. Es stellte sich plötzlich heraus. Vor ein paar Jahren. Zu der Zeit, als ich eine Frau wurde. Ich wurde immer unruhig, wenn der Mond zunahm. Bei Vollmond konnte ich überhaupt nicht mehr schlafen. Dann hielt ich es unter keinem Dach mehr aus und streifte durch den Wald. Ich sammelte Blätter, Steine, Federn und Blumen im Mondlicht. Da begegnete ich Mola, der Maulwürfin. So nennt sie sich. Sie lehrte mich einige Zaubersprüche und erzählte mir von der Wirkung dieses und jenes Krautes. Sie zeigte mir auch, wie man Blätter so zusammenfügt wie bei dem Tuch, das ich dir geschenkt habe. Einmal traf ich ein Rudel Wölfe. Ich kam vor Furcht fast um, als ich sie plötzlich davon reden hörte, wie hungrig sie seien. Sie fragten mich, warum in aller Welt ich denn so heftig zittere. Ob mir etwa kalt sei. Nein, gab ich zur Antwort, ich habe Angst, daß ihr mich freßt. Sie waren erstaunt! ›Weißt du nicht, daß wir deine Schutztiere sind?‹ fragten sie mich. Ich sagte ihnen, davon hätte ich keine Ahnung. Wir schwatzten dann noch dies und das, bevor sie davonsprangen. Hinterher fand ich es fast noch aufregender als in dem Augenblick, da es geschah. Wenn mich etwas beeindruckt, muß ich unbedingt mit jemandem darüber reden. Also erzählte ich meinen beiden Schwestern von meinem Erlebnis. Sie schauten mich so merkwürdig an. Als ob ich nicht richtig im Kopf sei. Dann rannten sie damit zu meiner Mutter. Wir kommen nicht allzu gut miteinander aus. Sie hatte sich, als ich geboren wurde, natürlich einen Jungen gewünscht. Letzte Chance. Du verstehst? Meine Mutter holte sich Rat bei

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