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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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jenem Kontor, in dem nach jener turbulenten Nacht der Ehevertrag zwischen Padur und Mara aufgesetzt und besiegelt worden war.
    Der Heimweg wurde ohne Padur angetreten, denn die Kaufmannstochter hatte darauf bestanden, daß ihr junges Eheglück nicht durch eine Trennung getrübt werde, und ehe sie ihre Schwiegereltern besuchen fuhr, wollte sie den so lang ersehnten Mann erst noch an der Küste ein wenig herumzeigen.
    Es fiel schwer, nach dem bequemen Leben in der Hafenstadt sich wieder an das rauhere Dasein im Waldland zu gewöhnen. Die Rückreise ging langsam vonstatten. Bator hielt es für richtig, noch diesen und jenen Jarl aufzusuchen, ihm den Sternensohn vorzustellen und sich der Loyalität seiner Gastgeber und der in der Umgebung wohnenden Freisassen zu versichern.
    Madru wurde unruhig. Er träumte schlecht. Wenn sie auf einem der Jarlshöfe mehrere Tage blieben, streifte er durch die Bachauen und suchte nach Erlenbäumen. Er verharrte Stunden in der Kälte vor ihnen, versuchte in sie einzutreten, um so eine telepathische Beziehung zu Alissa herzustellen. Aber was ihm einmal ohne Anstrengung geglückt war, wollte ihm jetzt nicht gelingen. Er sprach mit Ase darüber. Der tröstete ihn, sagte, er dürfe nicht erwarten, daß solche Experimente schon ständig gelängen. Dazu habe er noch zu wenig Erfahrung.
    Madru drängte Bator zu einer rascheren Heimkehr, doch dieser wurde von dem Jarl, bei dem sie zuletzt Station machten, zu einer Bärenjagd eingeladen. Madru hatte den Eindruck, als zögere Bator ihre Rückkehr in die Fürstensiedlung ganz bewußt immer wieder hinaus.
    I3ei der Bärenjagd schien es, als jage man ein Gespenst. Die Hunde stellten das Tier, aber noch jedesmal war es, ehe die Jäger herankamen, wieder verschwunden. Es war ein sehr alter Bär, schlau und gewalttätig. Manche sagten, man habe einen Widergänger vor sich, der in Bärenfellen gehe. Madru waren Bären unsympathisch. Die Jagd auf diese Tiere war ihm auch ein zu derbes Vergnügen.
    Eines Vormittags, er war nicht mit der Jagdgesellschaft ausgezogen, hielt er es vor Unruhe kaum noch aus. Er nahm, um sich zu beruhigen, sein Bilderspiel hervor und zog drei Karten. Er deckte die Heckenrose, Weißdorn und Erle auf. Er schob die Karten wieder ins Spiel zurück, mischte und zog noch einmal zwei Karten. Diesmal waren es Efeu und Erle. Er überlegte. Die Erle war der Baum Brus, aber auch Alissas Baum. Der Efeu wies hin auf Zerstörung. Madru trat vor die Tür. Er war nicht erstaunt, im Halbkreis draußen Wölfe sitzen zu sehen. Sie schauten ihn erwartungsvoll an. Der Führer des Rudels kam eher zögernd näher. Sie musterten sich. Es war, als wenn sie miteinander sprächen. Madru legte seine linke Hand auf die Wolfspfote.
    »Was ist mit ihr?« fragte er.
    Jetzt hörte er, was sie untereinander redeten, was der Anführer sagte: »Die Gelegenheit war günstig. Der Erzdruide hat Alissa als Hexe anklagen lassen. Sie ist verurteilt worden. Er will sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.«
    »Was rätst du?«
    »Wir fragen uns, ob du dich unser noch länger als Bundesgenossen bedienen willst. Das letzte Mal, als wir dir halfen, schien es, als ob du uns verachtetest.«
    »Von Verachtung war nie die Rede! Eure Grausamkeit hat mich erschreckt. «
    »Wir gehorchen deinem Befehl aufs Wort . ..«
    »Nur ungern, wenn er unsere Kraft einschränkt«, rief eines der Tiere aus dem Halbkreis, »aber du weißt, auch wir haben das Mädchen gern.«
    Madru überlegte.
    »Nun sprich schon«, drängte der Anführer, »viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Wir mußten warten, bis du wieder im Großen Wald warst, ehe wir zu dir kommen konnten. «
    »Ich will nicht, daß jemand sterben muß ... weder sie noch einer von den anderen.«
    »Gut. Aber wir könnten dem Erzdruiden und seinem Henker Beine machen.«
    »Und was kann ich tun?«
    »Besorge dir einen Hundeschlitten mit drei Gespannen. Fahr, so rasch du kannst, zur Fürstensiedlung. Halte draußen vor der Siedlung. Geh zu der Wiese hinter der Großen Halle. Dort ist der Richtplatz. Zeig den Leuten den schwarzen Stab. Wir werden an deiner Seite sein.«
    Madru ging, befahl einen Schlitten anzuschirren. Jedem hielt er den schwarzen Stab hin. Das wirkte Wunder.
    Er jagte mit dem Hundeschlitten zurück zur Fürstensiedlung. Schneller, ihr. Noch schneller. Die graue Schar war immer voraus. Das war auch ein Ansporn für die Hunde.
    Als er ausschirrte, kamen viele Leute vorbei. Neugierige, die zum Richtplatz wollten. Es geschah

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