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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Gesichtern gegenüber: »Wie ist das möglich?«
    »Was weiß ich, aber nun gebt doch bitte mir nicht die Schuld.« »Ich will ihn zum Mann«, zeterte Mara wieder, »nicht wahr, ich darf ihn behalten?« Sie legte ihren fleischigen Arm besitzergreifend um Padurs Schultern.
    »Kommt der Bursche denn wenigstens aus einer adligen Familie?« erkundigte sich Lundquist bei Bator, offenbar schon halb entschlossen, sich mit den veränderten Umständen abzufinden. »Der Vater ist Gouverneur in den Westbergen«, erklärte Bator, »ein zuverlässiger Mann.«
    Lundquist war zu seiner Tochter hingetreten, er tätschelte Maras Arm und sagte: »Nur ruhig, Kind. Du bekommst ihn ja ... ist ja alles nicht so schlimm. Das bringen wir schon in Ordnung.« Er zog mit einem energischem Griff Padur das Laken fort, um damit die unbekümmert dargebotene Blöße seiner Tochter zu bedecken. Padur saß da, vornübergebeugt, die Hände vor dem Geschlecht. »Einen Kanzlisten für den Ehevertrag!« rief Lundquist. »Ihr alle seid Zeugen. Ich erwarte die Herrschaften in einer halben Stunde in meinem Kontor.«
    Während sie sich oben in ihrer Kammer ankleideten, entlockte Madru einem verstörten Padur, was geschehen war. Mitten in der Nacht hatte er ein Glöckchen klingeln hören. Beim ersten Mal dachte er noch, er habe geträumt. Beim zweiten Mal auch. Beim dritten Mal trieb ihn seine Neugier an. Er war aufgestanden, auf die Galerie hinausgegangen und hatte unten, beleuchtet von zwei Kerzen, die starke Mara sich auf ihrem Lotterbett verführerisch räkeln sehen.
    Zuerst hatte er noch gezögert, aber dann, als der Notstand, der da vorlag, durch immer neue einfallsreiche Gesten und Posen nur zu eindeutig beschrieben worden war, hatte er gefunden, es sei wenig höflich, einer so dringlich vorgebrachten Einladung nicht Folge zu leisten. Er war hinuntergestiegen, nicht mehr im Sinn als ein beiläufiges Abenteuer, wie er schon manche gesucht und tapfer bestanden hatte. Als er das große Bett erreicht hatte, waren von Mara die beiden Kerzen noch ausgeblasen und ihm dann ein Empfang zuteil geworden, von dem er auch jetzt noch nicht abfällig zu reden bereit war.
    Nur hatte es ihn gewundert, daß Mara bei ihren Umarmungen immer Madrus Namen statt des seinen murmelte. Mehrmals habe er ihr, so erzählte Padur, vorsichtig zu verstehen gegeben, daß er auf einen anderen Namen höre. Zuerst habe sie ihn ausgelacht, es einfach nicht glauben wollen, später dann habe sie gesagt, ob Padur oder Madru ... für die Sache, um die es hier und jetzt gehe, sei das weiter nicht von Belang. Das habe ihn, Padur, denn doch gekränkt. Mit dem Hinweis, auch der tüchtigste Ringelstecher brauche irgendwann einmal eine Mütze Schlaf, habe er sich verabschieden wollen. Da sei er aber bei Mara an die Rechte gekommen. Sie habe ihn gleich wieder in die Arme genommen. Dabei habe sie geflüstert, er sei für sie – Name hin oder her – der Richtige, sie habe es herrlich gespürt, wolle es wieder spüren, die Nächte seien so wundervoll lang um diese Zeit des Jahres. Plötzlich - er werde sich ewig schämen, wenn er sich wieder an diesen Augenblick erinnere - sei ihm einfach angst und bange geworden, sie könne ihn in ihrem Liebesrausch erwürgen. Laut und gellend habe er um Hilfe geschrien und sogleich sei die ganze Hausmannschaft herbeigeeilt.
    So entging Madru der Liebesfalle, die ihm gestellt worden war, auf wunderbare Weise, und Padur aus den Westbergen ward statt seiner mit der starken Mara kopuliert.
    Für die in Aussicht genommenen Verträge, die der Fürst mit der Kaufmannschaft von Österstrand hatte schließen wollen, erwies es sich als Behinderung, daß der falsche Schwiegersohn ins Netz gegangen war. Mara war es zufrieden. Die Pfingstrosen auf ihren Wangen blühten. Doch der Vater hätte sich gern mit dem Fürstenhaus verschwägert gesehen. Die Verhandlungen darüber, wer den Sold für die fünf Fähnlein Miliz und die Kosten für die Kette zur Sperrung der Hafeneinfahrt übernehmen werde, zogen sich hin. Die Kaufmannschaft von Österstrand wußte um die strategische Schlüsselposition ihrer Stadt. Sie forderte, der Fürst des Waldes müsse ihr, sofern sie für beides in barer Münze aufkomme, zweitausend Felle schicken, Fuchs und Eichhorn. Ase nannte diese Forderung horrend und gewissenlos.
    Nachdem Hochzeit gefeiert und vierzehn Tage zäh geschachert worden war, einigte man sich auf tausend Felle in jedem Frühjahr. Man unterschrieb einen Schutz- und Trutzvertrag in eben

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