Madru
bei einem Wildschwein hervor.
Die Weiden-Dilldapps erschienen Madru wie Esel, denen lichtgrüne Ruten als Haare zu Berge stehen. Sie hatten vier Beine und zwei Arme und trugen wuchtige Keulen geschultert.
An der Spitze des langen Zuges marschierten die Heckenrosen-Amazonen, nacktbrüstige Fräulein, die Haut mit feinen Stachelhärchen besetzt, zwischen den Zähnen sichelförmige, gefährlich funkelnde Klingen.
Freilich erkundigte sich Madru bei seinen beiden Begleiterinnen auch danach, wohin all diese Baumwesen denn unterwegs seien und warum die meisten von ihnen bewaffnet daherkämen. Aber darüber verweigerten die beiden jegliche Auskunft und meinten, das werde er noch rasch genug erfahren, wenn sie zu Bru, ihrer Königin, kämen.
Die ganze Nacht ritten sie durch eine Landschaft, die sich kaum veränderte. Ein Anflug von Helligkeit ließ sich nahe dem Horizont ahnen, da tauchte auf der Heide ein alleinstehendes, kurioses Gebäude auf. Es sah aus wie ein großer rechteckiger Turm, auf den man eine Hütte mit einem Strohdach abgestellt hat, und dort, wo die beiden so unterschiedlichen Gebäude sich berührten, stand in der Luft ein breiter Nebelstreif. Das turmartige Unterteil erwies sich als ein Stall, in dem die riesigen Gäule, mit denen sie durch die Nacht unterwegs gewesen waren, eingestellt wurden. Eine Wendeltreppe aus Elfenbein führte nach oben zu einer Falltür, durch die man das Wohnhaus betrat. Im Flur brannten schon Fackeln. Madru sah, daß die Wände nicht aus Stein und Mörtel, sondern aus einem Gewirr von ineinander verschlungenen Pflanzen bestanden. Während er sich noch umschaute und sich über die merkwürdige Bauweise wunderte, erschien Jenny Grünzahn, die sich in der Küche zu schaffen gemacht hatte, mit einem Krug und einem Becher und sagte, indem sie ihm eingoß: »Trink da dann wirst du eine gute Nacht haben.« Dabei sah sie ihn aus ihren schrägstehenden Augen frech und herausfordernd an.
Obwohl er vermutete, daß ihm da alles andere als ein Schlaftrunk kredenzt wurde, trank er. Die Flüssigkeit schien eine Mischung aus Wein, Eigelb, Nelken und Zucker zu sein. Kaum hatte er ausgetrunken, da ging mit den Frauen eine Veränderung vor sich. Waren sie ihm bisher als schlampig-ältliche Vetteln vorgekommen, so standen sie nun nackt als junge Mädchen vor ihm. Die eine war eher schlank, mit kleinen, spitz zulaufenden Brüsten und schmalen hohen Beinen. Die andere hatte einen prallen, üppigen Busen, breite Hüften und einen ausladenden Hintern. Sie hatten nun auch nicht länger schwarzes Haar, sondern waren erblondet. Der Schlanken fiel das lange Haar in einem Schwall über die Schulter und umspielte mit einer Locke ihren Busen. Die Dralle hatte ihr Haar hochgesteckt. Es krönte ihren Kopf wie ein Knäul Schlangen.
»Nun wähle«, sagten sie wie aus einem Mund, »mit welcher von uns beiden möchtest du das Bett teilen?«
»Und wenn ich sagen würde: mit keiner?« fragte er lachend. »Das ist gegen die Abmachung. Eine Nacht mit den Männern, die wir holen ... darin besteht unsere Belohnung.«
»Wie praktisch«, sagte Madru, »eigentlich gefallt ihr mir beide.« »Guuut!« rief Peg. »Wie vernünftig«, sagte Jenny.
»Bleibt nur noch eine Frage«, fuhr Peg fort.
»Und die wäre?«
»Eine von uns beiden müßte dir doch ein bißchen besser gefallen als die andere. Wir pflegen nämlich zu wetten.«
»Meine Lieben«, sagte er und legte je einen Arm um die Hüften der einen und der anderen, »wäre es wohl erlaubt, darauf zu antworten, wenn der Morgen anbricht?«
»Wenn es wieder Nacht wird, meinst du«, verbesserte ihn Peg und schob seine Hand dabei weiter nach unten, so daß sie auf ihrem breiten Hintern lag.
Die Fackeln erloschen, und sie gingen in einen Raum, der hatte keine Fenster. Leuchter mit Kerzen brannten. Das Bett war ein mächtiger Vierpfoster mit einem Baldachin. Auf eine Bordüre waren Verse gestickt. Madru, immer darauf aus, etwas über Zauber zu erfahren, las noch, während die beiden Schönen im Bett schon mit Armen und Beinen erwartungsvoll winkten. Da stand:
ACH, WESTWIND SAG, WANN BLASEST DU,
DASS DER KLEINE REGEN FÄLLT?
ACH, WÄR' MEIN LIEBSTER HEIM VON SEE,
UND ICH MIT IHM ZU BETT
UND FERN VON ALLER WELT
Er versuchte, den Spruch auswendig zu lernen, aber da bliesen sie rasch die Kerzen aus und riefen ungeduldig: »Nun komm schon! Wir lehren dich bessere Reime.« Und: »Jetzt wirst du aber wohl doch wählen müssen.«
Lachend schloß er die Augen, ließ sich
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