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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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König blieb stehen. Er kniff die Augen zusammen, beobachtete Guh und spielte dabei mit seinen spärlichen Barthaaren. »Tötet ihn«, sagte er dann, »auf der Stelle. Schließlich gehört er auch mit zu diesem Pack. Es ist beschlossene Sache, die Waldmenschen auszurotten. Fangen wir gleich bei ihm an.«
    Die Ritter blickten unschlüssig. Guh stand da, erstarrt in einer lächerlichen Pose. Der Kopf berührte fast den Boden. Der Hintern schaute in die Wolken.
    »Sucht Ihr Frösche dort unten?« sagte der König, und zu den Rittern gewandt: »Worauf wartet ihr noch?«
    »Ein waffenloser, ein wehrloser Mann«, wagte einer einzuwenden.
    »Ungeziefer«, sagte Lausbart fast sanft. Er zog mit einer raschen Bewegung sein Schwert. Ein Zischen sprang durch die Luft. Die Klinge trennte Guhs Kopf vom Rumpf. Der Hals spie Blut wie ein Springbrunnen. Der Rumpf ohne Kopf machte noch einen Schritt und stürzte dann ins Gras.
    Lausbart wischte die Klinge ab, stieß sie in die Scheide und sagte: »Gehen wir.« Zusammen mit zwei Rittern bestieg er einen Anstand, der in einiger Entfernung von der Großen Halle errichtet worden war. Ein Hornsignal ertönte.
    In diesem Augenblick sah Madru, nicht im Spiegel, der andere Bilder zeigte, sondern in seinem Gedächtnis noch einmal Alissa vor sich. Er sah sie, wie er sie in dem Augenblick gesehen hatte, als sie sich ineinander verliebten. Madru spürte ihre Liebe zu ihm und zugleich wurde er sich der Unmöglichkeit bewußt, sie zu retten. Er wollte schreien, auf den Spiegel einschlagen, die Bilder dort zertrümmern, aber er konnte seine Arme nicht bewegen, seine Schreie wurden nicht laut.
    Im Spiegel sah man jetzt, wie die Soldaten aufmarschierten und die Halle in einem weitgezogenen Ring einschlossen. Bogenschützen in Kettenhemden, Ritter in ihren blitzenden Rüstungen, Ledermänner, das blanke Schwert in der Hand. Lanzenträger, die, einen Kreis bildend, die Armbrustschützen hinter ihnen sicherten - einen Kreis, der an einen Igel erinnerte, dem sich die Stacheln sträubten. Etwas abseits wartete auch noch ein Reitertrupp auf niedrigen, struppigen Pferden. Ein Holzstoß loderte auf. Madru ahnte, daß sie die Leichen dort verbrennen würden.
    Ein zweites Hornsignal ertönte. Die Bogenschützen begannen, mit Brandpfeilen zu schießen. Bald sah man oben aus dem Dach die ersten Flammen zucken. Klein noch. Blaß im Sonnenlicht. Dann schoß eine Feuerwand hoch. Zwei Fahnen wehten riesig. Die beiden hohen Bäume.
    An die hölzernen Außenwände wurden Reisigbündel getragen und angezündet. Die ersten Menschen kamen aus der Halle gestürzt. Die Bogenschützen zielten sorgfältig. Die Flüchtende stürzten. Wo sich noch ein Arm oder ein Bein regte, gingen die Ritter hin und stießen mit den Schwertern zu. Lausbarts Leute hatten leichtes Spiel. Keiner der Freisassen, Fiedler und Jarle, die drinnen auf den Beginn des Tanzes gewartet hatten, war bewaffnet.
    Die wenigen Leute von der Miliz, die sich in der Fürstensiedlung aufhielten, bewachten die Planwagen mit den Fellen. Zehn Ritter nahmen sich ihrer an. Sie leisteten Widerstand ... nicht lange. Als es den in der Halle Eingeschlossenen endlich gelungen war, das Osttor zu öffnen, entstand eine Panik. Wer dort hinaus wollte, lief gegen stachliges Eisen an. Hellebarden zuckten vor, schlitzten Bäuche auf, durchbohrten Brüste, spalteten Schädel. Verwundete und Tote fielen übereinander. Einige machten kehrt. Sie sahen, wie gerade das Feuer durch eine Wand in die Halle sprang. Der Tisch der Vornehmen war umgestürzt. Die Speisen am Boden. Lachen von Wein. Wichtig war nicht mehr der Pokal, sondern das Schwert. Ase und der Fürst hatten Waffen, und Ase fragte: »Wollt Ihr, Fürst, daß ich Euch mit meinem Schwert eine Gasse durch unsere eigenen Leute haue? Ich tu's, aber nicht gern.« »Der Große Wald sei uns gnädig.«
    »Jetzt hilft nur noch mit dem Schwert zu beten«, sagte Ase. »Wir sollten versuchen, in die Westwand eine Bresche zu schlagen«, überlegte der Fürst.
    »Darauf warten sie doch. Draußen würden wir in ihren Pfeilhagel laufen. Nein, wenn wir ausbrechen, dann an einer Stelle, an der sie es nicht erwartet haben. Das ist unsere einzige Chance. Die Frauen nehmen wir in die Mitte.«
    »Seht doch«, rief der Fürst verzweifelt, »der Stamm der Großen Pappel hat Feuer gefangen. Bris Baum brennt. Das ist das Ende. Jetzt ist alles vergebens. Jetzt geht die Welt unter.«
    »Die Welt wird untergehen, und der Wald bleibt bestehen«, murmelte

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