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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Ase. »Jetzt wissen wir, welches der richtige Spruch war.« Neben den beiden Männern stand Mola. Sie murmelte leise Zaubersprüche, befeuchtete ihren Zeigefinger mit Speichel, zog auf dem Boden einen Kreis um sich, in den sie auch Alissa hineinzerrte. »Schwacher Zauber«, sagte sie, »aber man tut, was man kann. Schau nicht in die Flammen. Das Kind in deinem Leib bekommt sonst ein Feuermal. Hast du die Wolfspfote, die dir Madru dagelassen hat? Gib sie mir. Ich will versuchen, unsere Freunde zu rufen. Sie sind unsere einzige Hoffnung.«
    Im Spiegel tauchten jetzt zwei Wölfe auf, die durch den Wald liefen. »Ist etwas?« fragte der eine.
    »Es juckt mich in meinen Pfoten. Gleich werde ich etwas hören. .1a, jetzt ... Mola und Alissa sind in der Großen Halle unter denen, die Lausbart verbrennen läßt.«
    »Wir haben sie doch oft genug vor Lausbart gewarnt. Der große Schlächter kommt, haben wir ihr gesagt. Nun ist er da und schlachtet.«
    »Erst die Eichhörnchen, die Füchse, die Zobel und Iltisse ... später wir.«
    »Was gehen uns die Eichhörnchen an?«
    »Eine Menge. Es war kurzsichtig, nichts zu unternehmen, als man sie zu Hunderten niedermachte.«
    »Die Zobel sind hochmütige und futterneidische Burschen.« »Der Schlächter ist unser aller Feind. Wenn es gegen ihn geht, müßten unsere Streitigkeiten untereinander vergessen sein oder niemand von uns wird überleben. Was soll nun aus Alissa und Mo-la werden?«
    »Eigentlich wäre es doch Madrus Sache, Alissa zu schützen. Wo steckt er denn?«
    »Am Ängratörn ... zu weit.«
    »Also bleibt es wieder einmal an uns hängen. Worauf warten wir noch?«
    »Unsere Chance ist nicht sehr groß ...«
    »Dennoch wollen wir es versuchen. Diesem Lausbart würde ich gern an die Gurgel fahren.«
    »Vielleicht bittest du ihn um eine Privataudienz.«
    Mehr und mehr Tiere schlossen sich den beiden an. Bald war das Rudel vollzählig.
    Sie kamen jetzt aus dem Wald hervor. Die Große Halle brannte lichterloh. Einige der Tiere zögerten.
    »Cara, die Kleine, zu mir!« befahl Yarduk, der Anführer des Rudels. »Noch leben wir. Wer wird seine Freunde im Stich lassen? Auf zur Großen Halle. Von der Westwand höre ich Molas Stimme.« Sie begannen wieder zu traben. Yarduk erkannte jetzt die Kreise der Lanzenträger, dahinter standen schußbreit die Armbrust-schützen.
    »Nicht angreifen«, belferte Yarduk, »zwischen ihnen hindurch.
    Und du, Cara, kehrst um ... erzähl den anderen Rudeln, was hier geschehen ist. Keine Widerrede.«
    »Warum immer ich?« murrte Cara.
    »Weil es immer noch die Wölfinnen sind, die die Jungen werfen«, erklärte Yarduk, »los jetzt. Du zurück. Wir vor. Und wenn wir fallen, sollen die andern uns rächen.«
    »Immer Rache, Rache«, sagte Cara, »und mich machst du zur Botin der Rache.«
    »Du mußt nicht gehorchen«, sagte Yarduk, »aber streiten können wir jetzt nicht lange. Geh.«
    Für einen Augenblick sah es so aus, als ob das Rudel es schaffen werde, zur Halle durchzukommen. Die Körper der Tiere streckten sich von Sprung zu Sprung immer mehr. Dann aber kamen die ersten jaulenden Laute derer, die ein Bolzen getroffen hatte.
    Yarduk stoppte plötzlich, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie liefen in der Mitte zwischen zwei Kreisen mit Bogenschützen. Die Einschläge lagen noch ein ganzes Stück entfernt. Kein stehendes Ziel bieten. Mit das Erste, was einem beigebracht wurde. Dennoch ließ er sich Zeit um den Kopf noch einmal zu wenden. War Cara drüben am Waldrand? Er machte sie aus, sie verschwand zwischen den Stämmen. Keine Gefahr mehr.
    Ein Schlag traf ihn von hinten. Das war's. Der Stich fuhr in seine Lungen. Er überschlug sich. Er spürte, wie etwas Weiches in ihm hochquoll. Ein Fluß, der steigt und steigt und du sitzt da und kannst nicht vom Fleck, bis seine Wogen über dir zusammenschlagen.
     
    In der Halle war es heiß. Immer wieder schwirrten durch die großen Löcher, die das Reisigfeuer in die Seitenwände gebissen hatte, Pfeile herein. Scharen von Vögeln, die aus einer Hecke stoben. Man hörte Schreie, Gebete, Flüche.
    Mola stand murmelnd und wie verrückt an der Wolfspfote reibend in ihrem Kreis. Plötzlich zuckte sie zusammen, ließ die Pfote fallen, schrie auf und umarmte Alissa.
    »Yarduk, mein Geliebter«, klagte sie, »er ist tot. Sie sind alle tot ... bis auf ... ja, Cara ist es. Mein schöner Freund. Wie habe ich dich geliebt!«
    »Ja, er war schön, wild und tapfer«, sagte Alissa und strich Mola über die Wange.

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