Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Hände von Ove Sprogøe geraten, und er erwürgte ihn so wie den Hahn.« Ein anderer Skeptiker meinte: »Er debütierte mit einem unbefangenen Draufgängertum, mit dem er auf dem Fußballplatz siegen kann, aber nicht auf der Bühne, wenn er es nicht ein wenig zügelt.« Andere Rezensenten waren freundlicher gestimmt. »Am Schluss der Vorstellung rief meine kleine Tochter: ›Er muss mehr Applaus haben!‹ Das war ganz meine Meinung.« Ein Nächster betonte: »Bisher hat man ihn in winzigen Partien erlebt, wo er einen etwas grimassierenden Humor gezeigt hat. Gestern zeigte er, dass er einen Charakter formen und festhalten kann.«
Der angehende Schauspieler wurde sicherer in seinem Spiel.
Eva war auch ein bisschen abergläubisch. Bei der Premiere von »Zur Neujahrszeit in Nøddebo« am 11. 11. 1945 bekam sie einen Platz in der 11. Reihe, und es lief gut. Seitdem wollte sie bei einer Premiere von Ove am liebsten immer in der 11. Reihe sitzen.
Auf dem Heimweg am Premierenabend hörte Ove Sprogøe, wie eine ältere Frau sagte: »Ich glaube wirklich und wahrhaftig, dass dieser kleine Kerl der beste Nicolai ist von den insgesamt acht, die ich in meinem langen glücklichen Leben gesehen habe.« Diesen Satz vergaß er nie.
Und nun ging es jedes Jahr im Dezember mit Nicolai über Stock und Stein, zwölf von sechzehn darauffolgenden Spielzeiten war er Nicolai, drei davon Knecht Lars. Über 400 Mal feuerte er als Nicolai aus allen Rohren. 1956 bat er einmal um Freistellung von der Rolle. Als die Entscheidung bekannt wurde, erhielt das Theater zornige Briefe vom Stammpublikum. Die Traditionsbewusstesten drohten, keinen Fuß mehr über die Schwelle des Theaters zu setzen, wenn Ove Sprogøe nicht umgehend zu seiner Rolle als Nicolai zurückkehrte.
Mit seiner klaren Stimme, eifrigen Gestik und Wendigkeit war Ove der geborene Nicolai. Jahrelang kam er erst dann Weihnachtsstimmung, wenn er sein Nicolai-Kostüm anzog. Mit den Jahren wurde es immer schwerer, sich in einen achtzehnjährigen Studenten zu verwandeln. Doch der Intendant Thorvald Larsen hatte jedes Mal unter Hinweis auf die Finanzen des Theaters und die Besucher an der Kasse darauf bestanden, dass er weitermachte. Vor solchen Argumenten hatte Ove höchsten Respekt, und er fügte sich. Immer wieder. Als es ein bisschen zu albern geworden war, mit 42 Jahren vor Pastor Blicher einen tiefen Diener zu machen, dankte er 1961 ab.
Ein Vater mit fixen Ideen
Jetzt, da Oves Schauspielkarriere tatsächlich Aufwind erhielt, dachten Ove und Eva über Kinder nach. Bald wurde Eva zum ersten Mal schwanger, erlitt aber eine Fehlgeburt. Als Eva ein zweites Mal schwanger wurde, betete Eva zu Gott, ihr dieses Kind nicht zu nehmen. Ove und Eva wussten schon, dass es ein Mädchen werden würde. Es half nichts, Eva verlor auch dieses Kind und betete danach nicht mehr. Gott existierte nicht mehr für sie. Die dritte Schwangerschaft verlief glücklich, und 1948 wurde Sven geboren, 1950 kam Jørgen auf die Welt und 1953 schließlich Henning.
Die Wohnung wurde zu klein, und Ove ging auf die Suche nach einer größeren Unterkunft – am besten ein Haus, am besten auf dem Land. Im Frühjahr 1955 entdeckte er die Verkaufsanzeige für ein neues, großes Haus im Stadtteil Dragör, doch das kostete 600 000 Kronen, und als der Makler Oves und Evas Einkünfte gegen den Preis aufrechnete, schüttelte er den Kopf. Stattdessen schlug er ihnen vor, sich ein gutes Angebot im Tømmerup Stationsvej 6 anzusehen. Eine nette, ältere Dame wollte gern in eine Wohnung ziehen und ihr »Remmerhaus« für nur 55 000 Kronen verkaufen. Ein Schnäppchen. Das Haus war 1914 vom Zimmermannsmeister Remmer gebaut worden, hatte 200 Quadratmeter, einen schönen großen Garten mit einer klapprigen Garage und ein Plumpsklo im Hof. Zwar lag es im Stadtteil Amager ziemlich außerhalb und nicht weit vom Flughafen entfernt, dafür bot es aber den drei Jungen, die schon anfingen, in alle Himmelsrichtungen auszuschwärmen, viel Platz.
Auch für Eva und Ove war das Haus genau das Richtige. Dass es so weit weg vom Stadtzentrum war, entsprach ganz ihrem Naturell, und als sie erst die vielen handwerklichen Details bemerkten, war es um sie geschehen. »Sieh dir nur das Geländer an! Schon deshalb müssen wir hier wohnen!«, rief Ove aus, als sein Blick auf das geschwungene Mahagonigeländer in der Eingangshalle fiel.
Im Mai 1955 zog die Familie mit ihren drei Söhnen in ihr neues, geräumiges Heim. Schnell wurde es mit Hühnern und
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