Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Gänsen ausgestattet, später kamen noch Kaninchen, eine Katze und ein Pferd dazu. Der Küchenherd und der Ofen wurden mit Koks geheizt. »Wir leben wie auf dem Land. Es ist die reinste Erholung, und mit einem Keller unter dem Haus kann man mit so vielen Sachen herumkramen, die einem sonst in einer Wohnung vorenthalten bleiben. Das ist schon was Besonderes«, erzählte Ove stolz der Presse ein Jahr nach dem Einzug in sein Domizil. Am Anfang seiner Karriere lud er diese noch ab und zu in sein Haus ein, doch damit war schon Ende der fünfziger Jahre Schluss. Weder die Kinder noch Eva hatten Lust, zur Schau gestellt zu werden. Deshalb hat ein Interview mit Eva in der Zeitschrift Det Bedste (Das Beste) vom Juli 1956 Seltenheitswert. »Konen med æggene« (Die Eierfrau), wie sie genannt wurde, war in ihrer neuen Umgebung glücklich. Vor dem Küchenfenster wuchsen Erdbeeren, Porree, Erbsen und Bohnen, und Eva hatte ein kleines Geschäft mit Eiern aufgebaut.
Wie kam es zu der Idee mit einem Eiergeschäft?
»Den ganzen Winter über haben die Hühner jeden Tag sieben Eier gelegt. Das sind 210 im Monat, und so viele können wir nicht essen, auch wenn die Kinder Eierlikör lieben. Deshalb haben wir uns gesagt, dass jetzt etwas geschehen muss, und haben den Bestand auf 20 Hühner vergrößert. Es ist wunderbar, wie Sie sehen. Wir haben das Glück, ein außergewöhnlich tüchtiges junges Mädchen bei uns zu haben, dem ich das Ganze überlassen kann, wenn ich zwischendurch mal freinehme und Ove in die Stadt begleite.«
Wie viel Anteil nehmen Sie an seiner Arbeit?
»Wenn Ove eine Lesung hat, besprechen wir die Dinge vor und zurück, aber in die richtigen Rollen mische ich mich nicht ein. Ganz selten habe ich mal ein Stück vor der Generalprobe gesehen, ich fühle mich einfach nicht kompetent, um zu kritisieren! Außerdem kann es manchmal schwer sein, die Figur zu erkennen, wenn sie von einem Mann dargestellt wird, den man ansonsten zu Hause im Pyjama den Koks aus dem Keller holen sieht. Davon muss man sich erst mal lösen.«
Wie wichtig ist es, dass Sie selbst nicht Schauspielerin sind?
»Ich glaube, mein Mann weiß es zu schätzen, eine Ehefrau um sich zu haben, die ein ganz gewöhnlicher Mensch ist, also einer, der nicht zu begeistert ist, und das bin ich nicht, nicht mal von ihm. Durch mich bleibt er auf dem Teppich. Ich glaube, das ist wichtig!«
Sie meinen, Ausgewogenheit im Alltag zu schaffen?
»Vielleicht, aber Ove ist von sich aus schon sehr privat, wenn er zu Hause ist. Weder die Kinder noch ich merken eigentlich, dass er Schauspieler ist, wenn man davon absieht, dass er zu verrückten Tageszeiten zur Arbeit geht. Zu den Zeiten, in denen er eine Rolle einstudiert und eine Figur aufbaut, geht sie ihm nicht eine Sekunde aus dem Sinn – ob er nun in der Straßenbahn sitzt oder auf der Straße geht. Das ist schon alles eine Riesenplackerei. Ein populärer Schauspieler muss sehr viel von sich hergeben, denn da sind sowohl Radio und Film als auch Theater!«
Bereuen Sie es denn, dass Ihr Mann diese Bühnenschinderei gewählt hat?
»Nein, nein, denn ich bin gleichzeitig sicher, dass Schauspieler die glücklichsten Menschen der Welt sind, weil sie ihre Arbeit lieben!«
Für Ove war es die pure Lust. Er liebte das heitere und er liebte das ernste Spiel. »Mir macht es Spaß, ich bin neugierig – und ich bin ein ziemlicher Glückspilz. Wenn ich auftrete, kann ich Dampf ablassen und meine Aggressionen loswerden, was ja nur gut sein kann für mich und meine Umgebung. Ich denke nicht lange nach, ich lass den Stress gleich raus.«
Ove war verrückt nach seiner Arbeit und legte von Anfang an ein Tempo vor, bei dem die meisten außer Atem kämen. Der hektische Tag begann schon sieben Uhr morgens, dann machte er 25 Liegestütze, um munter zu werden. Er war klein, emsig und in Form, denn den ganzen Tag fuhr er mit seinem Fahrrad quer durch die Stadt. Hatte er zu drehen, passierte das meist am Vormittag, und er musste noch früher aus dem Haus. Um zwölf Uhr traf man sich im Theater, wo bis sechzehn Uhr das nächste Stück geprobt wurde. Die Abendvorstellung begann am Folketeatret um 19 oder 19.30 Uhr, und Ove kam immer eine Stunde vorher, um sich zu akklimatisieren.
Er gewöhnte sich an, die Kinder zu wecken, wenn er nachts vom Theater kam. Auch als sie im Schulalter waren. Entweder hatten die Kinder tagsüber gesagt, dass sie gern ihren Vater sehen würden, oder Ove hatte angerufen und angekündigt, dass er etwas aus der
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