Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Als Schauspieler nimmst du dich ungeheuer wichtig, du glaubst, erst kommst du und dann der Rest der Welt. Und das Ganze sieht dann so langweilig aus, dass man sich vor lauter Gähnen fast die Kinnladen ausrenkt. Das war in Oves und meiner Zeit anders. Wir hatten die ganze Zeit Spaß, und wir halfen einander. Wenn der eine keine Lösung hatte, dann der andere.«
Wenn es darum ging, einem Kollegen in der Not zu helfen, war Ove zur Stelle. 1963 wollte Ghita Nørby nach Italien, um den Tenor Dario Campeotto zu heiraten, und Lone Hertz wurde gefragt, ob sie für sie am Volkstheater einspringen würde. Hertz stand gerade kurz vor ihrem Durchbruch: »In jugendlichem Übermut bedingte ich mir aus, dass mir Ove beim Einstudieren der Rolle helfen sollte. Ich wusste, dass wir die gleiche Arbeitsweise haben. Aber an einer Stelle im Stück, wo ich wie ein Stierkämpfer aufspringen und herumtanzen soll, entwickle ich plötzlich eine Blockade. Ich traue mich nicht, mir anzusehen, wie Ghita diese Rolle spielt, weil ich Angst habe, sie zu kopieren. Das Problem wächst sich in meinem Kopf immer mehr aus, aber Ove führt mich genauso sicher durch die Arbeit an dieser Szene, wie es ein guter Regisseur machen würde. Es gelingt ihm, die Situation zu entschärfen.« Ove und Lone brauchten vierzehn Tage um ihre Rolle einzustudieren, und sie hatte beachtlichen Erfolg.
Die Schauspieler pendelten zwischen den Dreharbeiten hin und her, zum Beispiel bei Nordisk Film oder im Saga Studio. An beiden Orten herrschte ganz unterschiedliche Stimmung. Bei Nordisk Film führte Erik Balling inzwischen ein strenges Regime, der Zeitplan musste auf Punkt und Komma eingehalten werden, und die Umgebung atmete Filmgeschichte. Bei Saga hatte man die Studios in einen Garten von Apfelbäumen gebaut, es ging locker zu, aber die Arbeitstage waren länger. Die Arbeit in den Filmateliers war das eine, das andere die an echten Schauplätzen. Im dänischen Film versuchte man damals noch Sets außerhalb des Studios aus Kostengründen zu umgehen.
Im Film »Alarm in der Ostsee – Schwarze Shara« von 1961 ließ es sich nicht vermeiden – man musste draußen drehen. Das Drama erzählte eine wahre Begebenheit aus dem August 1943, als die Deutschen das dänische Heer auflösten und es zur Selbstversenkung der dänischen Flotte kam. Ove spielte einen Matrosen und lernte bei den Dreharbeiten auf der Insel Agersö den späteren Theaterintendanten und Regisseur Christoffer Bro kennen, der damals noch als Schauspieler arbeitete. Ove war 42, Christoffer gerade mal 25. Beide knüpften eine lebenslange Freundschaft.
Christoffer Bro hatte für den Film gegen eine Gage von 7000 Kronen eingewilligt. Das hörte sich erst mal viel an für einen jungen Mann, nur hatte er vergessen einzukalkulieren, dass er seine Heimreise an den Wochenenden selbst bezahlen musste, und an Spesen hatte er auch nicht gedacht. Da es für ihn von der Insel bis nach Hause weit und teuer gewesen wäre, blieb er an den Wochenenden eben dort und wanderte.
Einmal fragte Ove ihn, ob er ihm nicht behilflich sein könnte. Keine Frage, was tut man nicht alles für einen Freund! Den Sommer zuvor hatte Ove für seine Kinder ein Pferd gekauft, einen Stall gab es im Garten schon, und nun sollte Christoffer auf seinen Streifzügen nach einer Futterkrippe Ausschau halten. Einmal gelangte Christoffer an einen Hof, der aussah wie aus dem 17. Jahrhundert, und kam mit dem betagten Besitzer ins Plaudern. Der Mann betrieb keine Landwirtschaft mehr, er hatte nur noch Hühner – und eine Futterkrippe für Pferde, wie sich herausstellte. Dem Alten war es sehr um gemütliche Gesellschaft zu tun, deshalb bot er Christoffer einen Schnaps an, damit sie in aller Ruhe bereden könnten, ob die Krippe überhaupt zum Verkauf stünde.
Nach dem ersten Schnaps hieß es: »Auf einem Bein kann man nicht stehen. Wir brauchen noch einen für das andere«, und über kurz oder lang war der junge Christoffer betrunken.
Mutig fragte er nun seinen Gastgeber, ob Ove Sprogøe die Pferdekrippe kaufen dürfe?
»Also, wenn es sich um Ove Sprogøe handelt«, bekam er zur Antwort, »muss ich schon verlangen, dass er selbst kommt und sie holt.«
Am Wochenende darauf war es so weit. Eva war auf der Insel zu Besuch und blieb im Pfarrhof, wo Ove während der Dreharbeiten untergebracht war, während sich Ove und Christoffer vom Pastor zwei Fahrräder liehen und zu dem alten Bauern fuhren, um zu sehen, ob man mit ihm handelseinig werden
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