Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Kittelschürzen für den Haushalt mit Streifen und Knöpfen. Ich fühlte mich ganz vornehm in meinem schicken Zeug«, erzählt Bibs.
Kaum waren die Geschenke ausgepackt, schlug Ove vor, dass sie sich alle in der Eisdiele auf dem Amager Landevej ein richtig schönes Eis genehmigen sollten. Nichts konnte sie abhalten. Bei Sonne oder Regen marschierten sie dorthin und mussten sich alle das größte Eis aussuchen.
Ove hatte die Gewohnheit, seine Manuskripte auf den Küchentisch zu legen, wo Bibs sie lesen durfte. Eines Tages lag dort auch der Text zu »Des Teufels Großmutter«. Bibs begann darin zu lesen, aber da kam Ove vorbei. »O nein, das hier ist nichts für dich!«, sagte er und nahm ihr den Text, in dem es um Zigaretten, Whisky und nackte Mädchen ging, wieder aus der Hand. Das war dann doch zu starker Tobak für ein junges Mädchen.
Eva hielt Abstand zu Bibs. So war ihr Charakter. Wenn das Kindermädchen etwas auf dem Herzen hatte, ging es zu Ove. Er war »irgendwie schlichter« und zog sie gern mit jütländischen Wendungen auf.
Des Teufels Großmutter
In der Hornbæk-Revue von 1951 sticht eine Nummer heraus. Ove Sprogøe springt mit einem Tamburin in der linken Hand, einer Klappe vor dem rechten Auge und einem maliziösem Lächeln auf den Lippen auf die Bühne. In seinem flatternden Gewand ähnelt er einer knorrigen Eiche und einem tanzenden Teufel. Er singt das Poul-Henningsen-Lied »Des Teufels Großmutter«. Der Refrain des englischen Originals lautet »Cigarettes and Whisky and Wild Wild Women«. Das Lied war anders als die übliche Revuemusik und zeigte eine neue, verwegene Seite des sonst so braven Ove Sprogøe. Endlich konnte er beweisen, dass er nicht der kleine stille Mann war, für den ihn alle hielten. Wenn Ove später in Vereinen und Betrieben auftrat, stand »Des Teufels Großmutter« fast immer mit auf dem Programm, er johlte und schrie, streckte die Zunge heraus und schlug auf das Tamburin, dass es eine Lust war. Immer wieder: »Huii-da, dara, dara! Zigaretten, Whisky und ein nacktes Weib, das ist der beste Zeitvertreib.« Häufig wurde er gefragt, inwieweit diese drei Dinge auch für ihn interessant wären. Darauf antwortete er: »Nein danke zu den ersten, ja, bitte zu den beiden anderen!«
Der Erfolg dieser einen Nummer war so groß, dass Ove von Stig Lommer einen Fünfjahres-Vertrag angeboten bekam. Sie hatten nun schon einige Male zusammengearbeitet, und Lommer war überzeugt, dass Ove gut in das Ensemble und das Repertoire des Hauses passen würde. Das Angebot schmeichelte Ove, und das feste Gehalt lockte. Meistens war er der lustige, spitze, kleine Mann zwischen Kjeld Petersen und Dirch Passer, und die Leute liebten es. Aber Ove merkte, wie sich Routine einzuschleichen begann, und fürchtete, auf die Rolle festgelegt zu werden und nicht mehr weiterzukommen.
Sein Körper wollte Clown sein. Doch er wusste, dass er zum Hampelmann geworden wäre, wenn er den Langzeitvertrag mit Stig Lommer unterschrieben hätte. Er hatte Hochachtung vor diesem prächtigen Menschen und großen Theatermann, aber er musste von diesem Genre weg, ehe es für ihn zu spät war. Außerdem machte ihm Standup-Comedy Angst. Immer auf sich allein gestellt, das nervenaufreibende Gefühl, nie zu wissen, ob eine Nummer funktionierte oder nicht … diesem Stress wollte er sich nicht aussetzen.
Da war es besser, sich auf die soliden Texte zu verlassen, so wie man es am klassischen Theater hielt. Die ernsten Rollen reizten ihn mehr und mehr, und Anfang der fünfziger Jahre unterschrieb er einen Vertrag am Folketeatret von Thorvald Larsen. Er vereinbarte, dass er freigestellt würde, wenn Stig Lommer sich mit einem Stimmungsknaller an ihn wendete, und so kam es auch. Lommer und Sprogøe haben noch viel in diversen Theatern und im Vergnügungsetablissement »Palmengarten« im Tivoli zusammengearbeitet. Für Ove war Stig Lommer sowohl ein hervorragender Intendant und warmherziger Gaukler als auch ein wunderbarer Gefährte.
Der Fünfjahresvertrag mit Lommer hätte für Ove eine Gagenerhöhung gebracht. Doch daran schien Ove nicht besonders interessiert zu sein. Lone Hertz (zuletzt in Deutschland in »Bella, meine Bella« zu sehen), damals mit Stig Lommer verheiratet, wundert sich noch heute: »Es hatte den Anschein, als ob er gar nicht so viel Geld verdienen wollte, dass er sich freier fühlte, wenn er genügsam war und nicht so sehr an das Materielle gebunden. Seine ganze Erziehung sträubte sich dagegen, ein Star zu
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