Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
werden. Eigentlich wollte er am liebsten Ensembleschauspieler sein, was in unserer Branche eine ganz ungewöhnliche Einstellung ist.« Da prallten Gegensätze aufeinander: Lommer war Weltmann und einer, der seine Ellbogen benutzte, Ove der anständige Kerl, der immer das Gute in allem sah.
Ich nehme alles, bitte!
Um den Fuß in die Tür dieser Branche zu bekommen, nahm er alle Angebote an. Er unterschied nicht zwischen Theater oder Film, Werbung oder Hörspiel, Unterhaltungsfilm oder Sozialdrama. Er wollte sein Talent einsetzen und war auf alles neugierig. Wie bei allen Schauspielern hatte das natürlich auch mit Eitelkeit zu tun, wie er einmal bekannte: »Der Junge lehnt nicht ab, weil er sich geschmeichelt fühlt, der Alte lehnt nicht ab, weil er glaubt, selbst eine weniger gute Rolle dieses Mal besser machen zu können.«
Sein erstes Engagement im Film war eine kleine Rolle als aufgeregter werdender Vater in Ole Palsbos »Diskreter Aufenthalt« über ein Heim für Frauen, die ihre Kinder in aller Heimlichkeit zur Welt bringen. Gedreht wurde in den Studios von Nordisk Film in Valby. Dort stieß Ove zum ersten Mal auf Erik Balling, der als Assistent neu am Set war. Ballings weitere Karriere war für Ove von großer Bedeutung, was bei diesem Film noch niemand ahnte. Hier bestand Ballings Aufgabe unter anderem darin, den Schauspielern Getränke zu holen, auch für Ove. Sie verstanden sich auf Anhieb und wurden sehr gute Freunde.
Anfangs waren Ove Sprogøes Einkünfte so klein wie seine Rollen. Doch bald blühte er im Filmgeschäft auf. In den dänischen Unterhaltungsfilmen der fünfziger und sechziger Jahre spielte er eine Rolle nach der anderen. In den fünfziger Jahren drehte er durchschnittlich drei Filme pro Jahr. In den Sechzigern waren es schon sechs. Im Rekordjahr 1963 arbeitete er in neun Produktionen mit. Zeitweise konnte man alle sechs Wochen ins Kino gehen und einen neuen Film mit ihm sehen. Er war eine Marke geworden – und ein Garant für Qualität.
»Wir müssen in jedem Fall Ove Sprogøe dabei haben, dann ist die Qualität gesichert«, sagte der Regisseur und Schauspieler Carl Ottosen gern über die wichtigste Ingredienz in seinen Filmen. Er drehte unter anderem 1967 »Da geht’s hoch her«, in dem Ove einen Gangster namens Flöte spielte.
In den Medien musste er sich manchmal für seine vielen Unterhaltungsfilme rechtfertigen, doch er selbst hatte kein Problem mit dem leichten Fach. »Es wird so viel Herabwürdigendes über den dänischen Film gesagt. Aber für uns, die wir darin mitspielen, ist es eine persönliche Befriedigung, zu wissen, dass die Leute unten im Saal lachen, wenn sie den Film sehen. Die Welt und der Alltag sind für die meisten schwierig genug, da braucht man zwischendurch ein befreiendes Lachen. Und es wäre verkehrt von uns, nicht dafür zu sorgen.«
Wovon er aber die Finger ließ, waren die sogenannten erotischen Komödien. »Mein ›Talent‹ ist nicht groß genug«, pflegte er zu kokettieren. Sein späteres Olsenbanden-Mitglied Kjeld alias Poul Bundgaard war neben anderen Kollegen bei solchen Streifen durchaus dabei.
Die einzige Rolle, die er ernsthaft bereute, war die des Barons in »Ich – ein Marquis« aus dem Jahr 1967. Vergeblich hatte er sich gegen die Rolle gesträubt. Der Film hieß in den USA »The Reluctant Sadist« (Sadist wider Willen) und war in einer Zeit produziert, in der man darüber diskutierte, dass die Pornografie bald freigegeben werden sollte.
Sprogøe drehte außerdem ein paar Werbefilme. Die bemerkenswertesten darunter waren fünf Filme einer Serie für das Waschpulver Snevit aus dem Jahr 1956. Darin machten sich Volmer Sørensen und Ove über alle anderen Waschmittel-Werbungen lustig, in denen alles weißer als weiß wurde. In der Snevit-Werbung wird die Wäsche immer schwarz. Die beiden Schauspieler kamen selbst mit Ideen für die Manuskripte. Aus »Neun von zehn Filmstars benutzen Lux-Seife« wurde bei ihnen »Zwei von zwei Schauspielern benutzen Snevit.«
Ghita Nørby, deutschen Fernsehzuschauern unter anderem aus der kürzlich gesendeten Krimiserie »Der Adler – Die Spur des Verbrechens« bekannt, und Ove Sprogøe trafen sich Ende der fünfziger Jahre zum ersten Mal zu einer gemeinsamen Arbeit. Seitdem waren sie gute Freunde. Die fünfziger und sechziger Filmjahre hat Ghita als sorglose und fröhliche Zeit in Erinnerung. »Wir waren fleißig, und wir hatten wahnsinnig gute Laune. Wir lachten viel und nahmen uns nicht allzu ernst.
Weitere Kostenlose Bücher