Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
weniger interessante Seite seines Talents ausmacht, zeigt hier seine schöne, solide Fähigkeit zur Darstellung von Menschen«, urteilte Dagens Nyheder . Und Land og Folk prophezeite, »dass Dirch Passer eine doppelte Zukunft vor sich hat, als Komiker und Charakterschauspieler.« Nichts sollte sich als verkehrter erweisen als das, obwohl es bei der Premiere tatsächlich danach aussah. Man verstand das Stück, und Dirch Passer überraschte mit einem ungewohnten Tonfall.
Aber das Stück war in Zusammenarbeit mit Schultheatern entstanden und wurde vor allem nachmittags vor Schülern gespielt, die Dirch Passer aus den Komödien im Kino kannten. Dabei erlebte Ove mit Dirch schreckliche Situationen: »Dirch spielte seinen Lenny ganz sensibel. An einer Stelle sitzt er am Boden und spielt mit etwas. Es ist eine Maus, und ich frage: hast du nun auch eine Maus umgebracht? Und das Publikum beginnt zu lachen, das ist ja leider so, wenn man so viele Jahre nur lustige Rollen gespielt hat. Dirch nimmt meine Hand und drückt sie ganz fest, und ich sehe, dass er weint. Er kommt darüber hinweg, und es geht weiter, aber danach war er nur noch voller Angst.«
Und Lone Hertz ergänzte: »Die Kinder verstanden nicht die tieferen Schichten im Stück, darum lachten sie über Dirch Passer, den sie vom Film kannten, noch ein wenig lauter und hysterischer. Dirch hatte seine Rolle während der Proben unglaublich straff gehalten, doch je mehr Vorstellungen wir mit Kindern und Jugendlichen hatten, desto mehr ließ er sich verleiten, zum Gelächter Zuflucht zu nehmen.«
Er fing an, in den ernsten Situationen herumzualbern. Hockte sich hin und schnupperte an Lone Hertz, während sie als Tote auf der Bühne lag. Dirch brauchte offenbar seine Bestätigung, koste es, was es wolle. Nach 23 Vorstellungen wurde »Von Mäusen und Menschen« aus dem Spielplan gestrichen, da war das Zuschauerinteresse schon längst verebbt.
Wäre das Stück nicht vor Schülern gezeigt worden oder Dirch Passer gestählter gewesen, sich den unmittelbaren Erwartungen des Publikums zu widersetzen, hätte er ein anderes Schicksal in der Theaterwelt gehabt. Ove Sprogøe dagegen machte seinen Weg ins Charakterfach.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Oves guter Ruf: immer vorbereitet und bei den Kollegen beliebt. Damit machte er für sich selbst die beste Werbung und war niemals in Gefahr, arbeitslos zu werden. Trotzdem verließ ihn nie die Angst, dass die Rollenangebote ausbleiben könnten, und er weigerte sich weiter, irgendeines abzulehnen.
Selbst als großer Star mit sechzig Jahren gestand er, dass immer noch eine latente Furcht in ihm saß, man würde ihn eines Tages nicht mehr brauchen. Die Vorstellung, als Schauspieler nichts mehr zu tun zu haben, war für ihn unerträglich.
Er glaubte auch nicht an eine strategische Karriereplanung. Er fand es riskant, wenn ein Schauspieler versuchte, sich kostbar zu machen und, wie er sagte, »dann ankommt und sagt – jetzt ist Zeit die Zügel zu straffen – ich bin bereit für König Lear«. So eine Karriere würde unweigerlich in die Brüche gehen, meinte er. »Es ist gefährlich, sich selbst zum großen Schauspieler zu erheben und zu denken, man allein weiß am besten, was man spielen soll. Wenn man jedes Mal wüsste, dass man jetzt ein Meisterwerk schaffen würde, könnte man gar nicht anfangen. Wer kann schon wissen, ob man mit dem nächsten Film den Sieg davonträgt oder mit dem nächsten Auftritt in einem Kulturhaus, wenn der Text einfach stimmt?«
Als sich die finanzielle Lage allmählich besserte, reiste die Familie in den Ferien ins Ausland. Ihre erste Auslandsreise unternahmen Eva und Ove 1958. Auf Einladung der Handelsgesellschaft ÖK machten sie einen Segeltörn im Mittelmeer, die Kinder blieben zu Hause. Schon bald stellten sie eine feste Urlaubsregel auf. Der Sommer wurde in Paris verbracht, drei Wochen vom Nationalfeiertag am
14. Juli an. Paris wurde zu einem festen Halt für Ove und Eva, immer kehrten sie dorthin zurück. Hier konnte sich Ove ungestört bewegen, hier konnte er seinen großen Interessen frönen, Film, Kunst und Essen.
In den ersten Jahren verreisten sie sowohl mit den Kindern als auch mit Tante Inger und Großvater Arthur. Als die Kinder größer waren, fuhren diese selbständig, planten aber trotzdem oft zur gleichen Zeit Reisen nach Paris. Dann verknüpften die Jungen und Alten ihre Ausflüge miteinander und erlebten die Stadt sowohl zusammen als auch jeder für sich.
In Paris lief sich die
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