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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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könnte.
    »Tach, Ove Sprogøe, so also siehst du aus!«, begrüßte der Alte ihn. Ove war gut in dieser Rolle: Schauspieler trifft gewöhnlichen Dänen. Die Leute hatten Anspruch darauf, dass er ein Stück von sich preisgab, da er nun mal ein bekanntes Gesicht geworden war, fand er.
    Wieder kam der pensionierte Landwirt mit einer Flasche Branntwein herein und bestand darauf, dass seine Besucher einen für das eine Bein und einen für das andere Bein tranken. Und noch einen dritten und einen vierten auf die Gemütlichkeit. Die Futterkrippe stand schon längst zur Abholung bereit. Der Bauer wollte einfach mit Ove Sprogøe einen trinken, wenn sich schon mal diese Gelegenheit bot. Nun trank Ove zwar gern mal ein Bier oder ein Glas Wein, aber längst nicht so viel wie die meisten in der Filmbranche, geschweige denn wie der Durchschnittsdäne. Nachdem er also den Handel abgeschlossen hatte, radelten Christoffer und er in Schlängellinien zum Pfarrhof zurück, wo Eva die beiden freundlich, aber bestimmt ins Bett schickte, damit sie ihren Rausch ausschlafen konnten.

Von Mäusen und Menschen
    1961 engagierte Stig Lommer Ove für John Steinbecks »Von Mäusen und Menschen« am Aveny Teatret. Auch Oves Freund, den Star-komiker Dirch Passer, hatte er für das Stück verpflichtet. Er sollte den geistig zurückgebliebenen Lenny spielen, Ove dessen Freund George. Dirch hatte sich schon lange eine ernste Rolle am Theater gewünscht. Nach einer Serie von Kassenerfolgen gab Lommer nach. Als eine Mischung aus Fleißprämie und Geschenk zum 35. Geburtstag erhielt Dirch endlich seine Chance. Inszenieren sollte Erling Schroeder, ein Regisseur im Zenit seines Leistungsvermögens – und ein sehr geradliniger und harter Mann.
    Die meisten Schauspieler vergötterten ihn und liebten es, mit diesem begabten Mann zusammenzuarbeiten. Erling Schroeder empfand grenzenlose Bewunderung für Dirch. Leider hatte er die traurige Angewohnheit, sich immer einen Prügelknaben auszusuchen, und das war in diesem Fall Ove. Er mochte es nicht, wenn Ove zu nett war, und versuchte, ihm einen neuen, aufrührerischen Geist einzublasen. »Was du da machst, kann ich nicht brauchen.« Dieses Gebrüll von Schroeder hatte Ove später noch oft im Ohr.
    Theater zu spielen ist ohnehin schon eine körperliche Anstrengung. Wenn aber außerdem noch täglich mit Schelte auf einen eingedroschen wird, liegt das Selbstwertgefühl in ­Trümmern. Eva verstand nicht, warum sich ihr Mann das antat. Jeden Tag kam er heulend nach Hause. Schroeder zerstörte die Persönlichkeit seiner Leute erst einmal, nur um sie dann wieder aufzubauen.
    Lone Hertz war sprachlos über Schroeders Verhalten. »Als Schauspieler musst du dich den Anweisungen des Regisseurs unterordnen. Das kann schwer sein, besonders wenn du mit ihm nicht einer Meinung bist. Doch mit seiner Demut vor dem Beruf, mit seiner Disziplin und seinem Stolz, mit Dirch, den er liebte, gleichzuziehen, ertrug Ove die tägliche Erniedrigung. Alles andere wäre gegen seine Natur gewesen. In Wirklichkeit war er wohl auch durch seine eigenen hohen Ansprüche an sich selbst und seine Selbstkritik im Voraus ziemlich abgehärtet.«
    In der ganzen Probezeit machte Ove gute Miene zum bösen Spiel und hegte auch danach keinen Groll gegen den Regisseur.
    »Schroeder war einfach in Dirch vernarrt. Er meinte, Dirch habe einen direkten Draht zum lieben Gott«, sagte Ove später ganz diplomatisch.
    Am Premierentag steigerten sich Schroeders Zumutungen ins schier Unerträgliche. Es war 17 Uhr, in zwei Stunden sollte der Vorhang aufgehen. Schroeder bestellte Ove zu sich und veränderte die gesamte Anfangsszene. Über den internen Lautsprecher hörte Lone Hertz alles mit. »Das stecken nicht viele Schauspieler weg. Das ist so, als würdest du auf einem Zehn-Meter-Brett stehen, völlig auf den Sprung konzentriert, den du gleich ausführen wirst, und einer zieht an deiner Badehose. Das ist einfach unmenschlich. Wir anderen hätten protestiert, Ove nicht.«
    Das Stück »Von Mäusen und Menschen« erlebte ein merkwürdiges Schicksal. Von Anfang an wunderte sich das Publikum, warum das Aveny-Theater, ein reines Boulevardtheater, ein ernstes Stück aufführte. Doch die Kritiker lobten das Stück. Und die Schauspieler hatten die Möglichkeit, sich in einem neuen Rollenfach zu beweisen. »Sie sprüht und sieht fantastisch aus«, schrieb das Ekstra Bladet über Lone Hertz. »Sprogøe, der lange auf Geschick und kecke Schlagfertigkeit gemacht hat, was die

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